Wie Europa sich von DeFi entfernt
Maximilian Schmidt ist Geschäftsführer von CPI Technologies aus Mainz, einer Full-Service-Agentur mit dem Fokus auf Software-Entwicklung im Bereich Blockchain, Finanzen und KI sowie Marketing und Fundraising. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit
Die Blockchain und ihre digitalen Güter sind nicht mehr wegzudenken. Das unabhängige und gleichzeitig transparente System gibt dem Benutzer eine hohe Sicherheit. Die Anonymität von Unhosted Wallets ist dem Europäischen Parlament allerdings schon seit längerem ein Dorn im Auge. Nun sollen starke Regulierungen kommen, um Geldwäsche und andere kriminelle Machenschaften zu unterbinden.
Doch welche Kehrseite würde dieses Gesetz mit sich bringen? Steht das dezentrale Finanzsystem in Gefahr? Sogar ein Rückzug von Investoren? Ich erkläre, warum solche Regulierungen ein fataler Eingriff in das dezentrale Netzwerk wären und wieso das Gesetz auf einer Doppelmoral aufbaut.
(Un-)hosted Wallets – was genau ist das?
Viele benutzen sie – doch die wenigstens kennen die Unterschiede zwischen Hosted Wallets und Unhosted Wallets. Eine Hosted Wallet wird von einem fachlich geprüften Finanzdienstleister, zum Beispiel von einer Börse, zur verfügung gestellt. Diese haben persönliche Daten, wie Name, Anschrift und Geburtsdatum, hinterlegt. So kann jede Transaktion direkt einer Person zugewiesen werden.
Eine Unhosted Wallet dagegen ist grundsätzlich anonym und wird privat verwaltet. Keine hinterlegten Daten oder Transaktionen, die direkt zugewiesen werden können. Allerdings mit einem kleinen Haken: Sobald die Kryptowährung oder ein Token in Geld umgewandelt werden soll, muss eine Transaktion von Unhosted auf Hosted Wallet erfolgen. Eine vollkommene Anonymität ist also nicht gegeben.
Neue EU-Regeln bringen für Krypto strengere Regeln als für Bargeld
Welche Pläne hat das Europäische Parlament mit dem dezentralen Finanzsystem?
Der Wirtschafts- und Justiz-Ausschluss des Europäischen Parlaments stimmten am 31. März über einen Entwurf zur Regulierung von Unhosted Wallets, um diese vollkommen transparent zu machen. Sie wollen jegliche Krypto-Transfers künftig zurückverfolgen und identifizieren. Jegliche verdächtige Transaktionen sollen dann blockiert werden – dies soll für jeden noch so kleinen betrag gelten.
Zusätzlich soll ein öffentliches Register für Unternehmen errichtet werden, welche Risikobehaftet sind. Die EU verschließt sich damit langfristig dem dezentralen Finanzmarkt und überlässt anderen Ländern die Möglichkeit, sich in diesem Bereich stark zu positionieren. Ein abgekapseltes Finanzsystem, welches am dezentralen Markt total vorbeilaufen würde.
Die Gefahren für die Dezentralisierung
Immer mehr Start-ups und andere Unternehmen gehen den Schritt in die Digitalisierung und bringen innovative Technologien an den Markt, um damit die Dezentralisierung voranzutreiben. Ein Gesetz in diesem Umfang würde Hand in Hand mit einem starken Rückschritt dieser Innovationen gehen. Die vollkommene Transparenz der Dezentralisierung liegt somit nicht im Interesse der Marktwirtschaft.
Für Bargeld wiederum gibt es solch harten Regulierungen nicht – eine Doppelmoral, die dringend überdacht werden sollte. Eine differenzierte Auseinandersetzung und eine fundierte Recherche dürfte auf jeden Fall Abhilfe schaffen. Die Einbeziehung von Experten, die als Berater fungieren ist ratsam, um voreilige Fehler zu vermeiden.
Kritik an EU-Parlament: „Zukunftsträchtiges Krypto-Geschäft schlicht nicht verstanden“
Fazit – das Aus für DeFi in Europa?
Auf der einen Seite ist es wichtig, gegen Geldwäsche vorzugehen und diese so gut wie möglich zu unterbinden. Auf der anderen Seite sollte man im Blick behalten, dass dies in einem ausgewogenen Maß passiert. Durch die Regulierungen würden wichtige Technologien unterbunden werden und im Worst Case auf andere Länder, außerhalb der EU, verlagert werden.
Deutschland hängt im technischen Aspekt schon seit Jahren hinterher, was man beispielsweise bei der Künstlichen Intelligenz sieht. Um den Fortschritt wieder aufzuholen, darf Deutschland dieses Mal nicht schlafen und muss einen guten Mittelweg finden. Es bleibt also abzuwarten, was das Europäische Parlament im Endeffekt entscheiden wird.