Der abgesagte ARM/Nvidia-Deal ist ein großer Sieg des Europäers Hermann Hauser
2020, mitten im ersten Corona-Sommer, geriet die Welt der Chips aus den Fugen. Der US-Chip-Riese Nvidia griff nach dem britischen Chip-Design-Hersteller ARM in Besitz des japanischen Investors Softbank. Die ARM-Architektur hält die mobile Welt am Laufen, lizenzierte ARM-Prozessoren sind im iPhone und den meisten Android-Geräten verbaut, und Apple wechselte bei seinem Macs von Intel auf ARM. Die Übernahme durch Nvidia schickte Schockwellen durch die Branche.
Doch noch lange bevor Politiker:innen die immense Bedeutung des Deals erfassten (er würde einen noch mächtigeren US-Chip-Riesen schaffen und Europa einer der letzten Branchengrößen berauben), betrat der gebürtige Österreicher Hermann Hauser die Bühne. Er ist nicht nur wichtiger Investor in eine ganze Reihe von heimischen Startups und Scale-ups (u.a. Anyline, USound, kompany, Easelink, byrd, ParityQC, Leftshift One), sondern natürlich auch einer der Gründer von ARM. Trending Topics durfte den „Steve Jobs von Österreich“ schon mal in seiner Wahlheimat Cambridge besuchen. Dort liegt auch das Hauptquartier von ARM.
Hermann Hauser: “Wenn wir unsere Unabhängigkeit behalten wollen, dann kostet es eben 100 Milliarden”
Als nun Nvidia seine Finger nach ARM ausstreckte, war Hauser, der das Chip-Unternehmen mit aufbaute und wie seine Westentasche kennt, sofort alarmiert. Er startete eine Kampagnen-Seite, um die Öffentlichkeit vor diesem Kauf zu warnen.
„Sollte Nvidia ARM wirklich übernehmen, dann heißt das natürlich, dass das Headquarter von Cambridge nach Silicon Valley marschiert – und damit die Einflussnahme auf die zukünftige Strategie und die Expansion der Firma natürlich im Silicon Valley stattfinden wird und nicht mehr in Cambridge. Der zweite Grund ist, dass Nvidia ein Lizenznehmer von ARM ist. Und ARM ist die Schweiz der Halbleiterindustrie. ARM behandelt jeden Lizenznehmer gleich. Viele dieser Lizenznehmer, und es gibt davon ja über 500, sind Konkurrenten von Nvidia. Die Übernahme von ARM durch Nvidia würde heißen, dass das ARM-Geschäftsmodell gebrochen wird“, sagte Hauser wenig später im Interview zu Trending Topics.
Waffe im Krieg zwischen Amerika und China
Und weiter: „Und der dritte Grund, der wahrscheinlich für Europa am schlimmsten ist, ist, dass wenn ARM eine amerikanische Firma wird, dann fällt ARM unter das Exportgesetz der amerikanischen Regierung. Das heißt, dass ARM eine neue Waffe wird im Krieg zwischen Amerika und China – und damit wir Europäer ‘colletaral damage’ werden können. Die Amerikaner haben Zugang zu ARM, die Chinesen haben Zugang zu ARM – die einzigen, die dann keinen Zugang haben, wären die Europäer. Das ist inakzeptabel, weil ARM natürlich in allen elektronischen Geräten in Europa mitwirkt.“
Nachdem also Hausers Warnungen laut wurden und mediale Verbreitung fanden, begann sich auch die Politik mit dem Thema zu befassen. Im April 2021 ließ erstmals die britische Politik durchblicken, dass sie den Deal (auch aus Gründen der nationalen Sicherheit) blockieren würde, im Oktober hieß es dann auch aus Brüssel, dass man die Übernahme aus Bedenken um den Wettbewerb verhindern könnte.
Schließlich hat Nvidia dann klein beigegeben und den Deal abgeblasen – zu groß wurde der politische Gegenwind. Nun verfolgt der Mehrheitseigentümer Softbank aus Japan jenen Plan, den auch Hauser bereits vorschlug: ARM nicht zu verkaufen, sondern an die Börse zu bringen. Hauser ist gelungen, seine Meinung durchzusetzen und hat gezeigt, dass er lieber europäisch denkt, als einfach nur den Milliarden-Exit zu jagen.
Arm: Britische Chip-Firma soll nach geplatzter Nvidia-Übernahme an die Börse