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Der Austrian Private Equity Fonds – oder warum Eigenkapital wieder sexy wird

Play with money! © Morning Brew on Unsplash
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Wer im Teilheft UG 40 des Finanzministeriums zum Budget für 2021 (gerne auch digital) blättert, der wird auf Seite 7 eine interessante Entdeckung machen. „Austrian Private Equity Fonds“ steht dort in einer Auflistung von Projekten und Vorhaben für das Jahr 2021 des Wirtschaftsministeriums. Bekannt ist dazu wenig, jedenfalls handelt es sich dabei nicht um den bereits angekündigten Runway-Fonds als längerfristige Unterstützung von Startups in der Corona-Krise (der wird auch bis 2021 dauern).

Vielmehr geht es um das neue Trend-Wörtchen „Eigenkapital“, dass in der Branche vermehrt zu vernehmen ist. In Startup-Kreisen sagt man ein wenig moderner „Fundraisen“, „Investment“ oder „Smart Money“ dazu, aber prinzipiell geht es um folgendes: Anstatt Fremdkapital a.k.a. Kredite und Darlehen aufzunehmen, die man (oft teuer) über Zeit wieder abstottert, sollen Unternehmen in Österreich künftig vermehrt Shareholder an Bord holen – Anteile gegen Geld, lautet der Deal.

Von Startups in Richtung KMU

Der von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) geplante Private Equity Fonds Austria schlägt nun eben in diese Kerbe. „Eigenkapital gewinnt wesentlich an Bedeutung. In der Startup-Szene ist es das ohnehin schon“, sagte Schramböck am Montag Abend bei einem virtuellen Roundtable mit der heimischen Gründerszene. Aber auch bei klassischen KMU werde das Thema wichtiger werden.

Bundesministerin Margarete Schramböck. © Dragan Tatic/BKA
Bundesministerin Margarete Schramböck. © Dragan Tatic/BKA

Österreich gilt in Sachen Eigenkapital als eher schwach aufgestellt. In vielen anderen Ländern ist es gang und gäbe, sich Geld am freien Kapitalmarkt zu besorgen, in Österreich sind es aber in erster Linie die Banken, die Kredite an Firmen vergeben. Doch auch das ist nicht keine einfache Sache mehr, weil aufgrund von Corona-Krise-Schäden, vieler wackliger Business-Modelle (Stichwort: fehlende Digitalisierung) und nicht zuletzt Basel-IV-Vorgaben Banken Unternehmen nicht immer mit der nötigen Liquidität versorgen können. Jedes fünfte Unternehmen hat laut Regierung Probleme, Geld von der Bank zu bekommen.

Keine Angst vor Verstaatlichung

Also braucht es quasi Risikokapital, wie man es in der Startup-Welt kennt, aber künftig vermehrt in der breiteren Masse der KMU. Im Juli 2020 hat Schramböck die Idee eines solchen Private-Equity-Fonds für KMU-Finanzierung mit einer Zielgröße von 500 Millionen Euro erstmals kommuniziert (Trending Topics berichtete). Das Vorhaben, diesen Fonds im Herbst zu finalisieren, geht sich nicht mehr aus – aber 2021 wird das Thema mit fortschreitender Wirtschaftskrise noch dringender werden.

Wer nun die (Teil-)Verstaatlichung des Mittelstands in Österreich fürchtet, der darf beruhigt sein. Schramböck sagte im Call mit Startup-Vertretern, dass es keine staatlichen Gelder, sondern Garantien geben soll. „Ich bin nicht überzeugt davon, dass wir uns an Firmen als Staat beteiligen sollten“, so die Ministerin. Vorbild für den „Austrian Private Equity Fonds“ könnte also der Runway-Fonds sein. Dieser soll mit einer 50-Prozent-Garantie des Bundes für die Einbringung von Eigenkapital durch private Investoren sorgen. Bedeutet im Klartext: Wenn es Ausfälle gibt, dann kommt der Staat für die Hälfte davon auf.

Stadt Wien beteiligt sich

Die Stadt Wien hat übrigens den genau anderen Weg gewählt, um Unternehmen in der Stadt in der Corona-Krise mit Eigenkapital zu unterstützen. Über die Stolz auf Wien GmbH beteiligt sich sich mit bis zu 20 Prozent an einem Unternehmen und lässt dafür bis zu einer Million Euro springen. Die Tochter der Stadt Wien bleibt bis zu sieben Jahre Shareholder, danach sollen die Anteile zurück an das (dann hoffentlich wieder stabile) Unternehmen verkauft werden.

Frey-Wille-Vertreter mit Bürgermeister Ludwig und StR Hanke. © C.Jobst/PID
Frey-Wille-Vertreter mit Bürgermeister Ludwig und StR Hanke. © C.Jobst/PID

Bisher hat die Stolz auf Wien GmbH etwa in den Schmuckhersteller Frey Wille und die Motorölfirma Adamol investiert. Zum Budget: 20 Millionen Euro kommen von der Stadt Wien selbst, weitere 20 Millionen von Wirtschaftskammer Wien, Bawag Group, Erste Bank, UniCredit Bank Austria, Wiener Städtische sowie der AVZ Privatstiftung.

Die Überlegungen von Schramböck, wo die 500 Millionen Euro für den „Austrian Private Equity Fonds“ kommen sollen, gehen in eine ähnliche Richtung. Das Geld soll vor allem von institutionellen Anlegern und von Stiftungen kommen, eine unabhängige Stelle soll den Fonds managen.

„Austrian Growth Capital Fund“ startet bald

Das so viel Geld zusammen kommen kann, ist durchaus realistisch. So haben die Raiffeisen Bank International (RBI) und die Asset-Management-Firma C-Quadrat kürzlich ihren „Austrian Growth Capital Fund“ angekündigt – also einen Fonds mit Zielvolumen von bis zu 200 Millionen Euro, der Eigenkapital und eigenkapitalähnliche Instrumente in vorwiegend österreichische mittelständische Unternehmen investiert.

Alexander Schütz, Gründer und CEO von C-Quadrat. © C-Quadrat
Alexander Schütz, Gründer und CEO von C-Quadrat. © C-Quadrat

„Die Regierung und die Banken haben zu Beginn der Krise einen ersten wichtigen Schritt gesetzt und die Liquidität der österreichischen Unternehmen gesichert. Wir müssen jetzt sehr rasch den nächsten Schritt ermöglichen um die Eigenkapitalaustattung innovativer Wachstumsunternehmen zu stärken“, heißt es seitens Valerie Brunner, Leiterin Institutionelle Kunden der RBI. Fokus liege auf Minderheits- und in ausgewählten Fällen auch Mehrheitsbeteiligungen an wachstumsstarken Scale-Ups und KMU in Österreich bzw. mit starkem Österreichbezug.

Weniger Skepsis gegenüber Private Equity

Die 200 Millionen Euro sollen wie folgt zusammen kommen. Die RBI ist Ankerinvestor, und Geld soll bei anderen Banken, Versicherungen, Stiftungen, Family Offices und staatliche Investoren eingeworben werden. Erste Investments sollen bereits im Lauf des ersten Halbjahres 2021 gemacht werden. Gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs, der nach der Corona-Krise zu erwarten ist, se eine hohe Rendite erzielbar, so Alex Schütz, Vorstandsvorsitzender von C-Quadrat.

Und auch nicht unwichtig: Dass österreichische Unternehmen bisher in erster Linie zur Bank gingen, um sich via Kredit Kapital zu besorgen, ist auch in einer ausgeprägten Ablehnung von Investoren zu begründen, denen man bloß keine Prozente an der Firma abtreten will. Durch Corona-Krise und einer immer stärker „Denken wie ein Startup“-Mentalität könnte sich das hierzulande bald ändern – vor allem dann, wenn es entsprechende Angebote am Markt gibt. „Die vor einigen Jahren in Österreich noch weiter verbreitete Skepsis gegenüber Private Equity Investoren hat aus unserer Sicht deutlich nachgelassen“, meint etwa Cristobal Mendez de Vigo von C-Quadrat.

Bedeutet also unterm Strich: Das Wort „Eigenkapital“ wird in Österreich künftig viel mehr Bedeutung und Sex-Appeal haben als bisher.

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