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Der ChatGPT-Angriff auf Google und die bisherigen Effekte

ChatGPT am iPhone. © Screenshot / Canva Pro
ChatGPT on iPhone. © Screenshot / Canva Pro
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

AI-Chatbots werden die Internet-Suche für immer verändern; ChatGPT ist die größte Bedrohung für Googles Vormachtstellung im Internet; und Microsoft hat mit OpenAI eine neue Geheimwaffe, um seine eigene Suchmaschine Bing gegen Google zu stärken.

Solche Vorhersagen und Analysen konnte man in der ersten Jahreshälfte zuhauf hören und lesen. Nach dem Launch von ChatGPT im November 2022 soll es „Alarmstufe Rot“ im Google-Hauptquartier in Mountain View gegeben haben. Microsoft, Großinvestor bei OpenAI, bemühte sich, die disruptive Technologie in möglichst viele seiner Services zu integrieren. Die Suchmaschine Bing, der Browser Edge, die Azure-Cloud, Windows 10 und 11 wurden allesamt mit ChatGPT bzw. GPT-4 ausgestattet.

Doch konnte Microsoft Google wirklich zum Tanz auffordern, wie es CEO Satya Nadella ausdrückte? Nach einigen Monaten am Markt ist es sicherlich zu früh, um das endgültig zu beantworten, aber ein Zwischenfazit lässt sich ziehen. Und das sieht so aus:

1. Der Aufstieg von ChatGPT ist Fakt. Mit etwa 1,8 Milliarden Visits pro Monat gehört sie zu den 20 größten Webseiten der Welt. Dennoch berichten die Analyst:innen von Similarweb, dass sich nach dem Höhepunkt im Mai so etwas wie eine Sättigung eingestellt hat. „Der weltweite Traffic ist im Juni um 9,7 % und die Zahl der einzelnen Besucher um 5,7 % gesunken. Es sieht nicht mehr so aus, als würde ChatGPT weiter wachsen, bis es die meistbesuchte Website der Welt ist. Mit anderen Worten: Google läuft nicht Gefahr, von der OpenAI-Tech-Demo-Website, die sich zu einem kulturellen Phänomen entwickelt hat, verdrängt zu werden“, heißt es in einem Blog-Eintrag.

chart: chatgpt and comparisons worldwide

2. Bing konnte nur kurzfristig profitieren. Microsoft hat sich erhofft, dass es seine Suchmaschine Bing, die viele Jahre im Schatten von Google dahin dümpelte, durch die GPT-4-Integration deutlich stärken könne. Das ist kurzfristig gelungen, im März stellten sich die ersten Resultate ein. Damals jubelte man öffentlich, dass man bei Bing  die Marke von 100 Millionen täglich aktiven Bing-Nutzern überschritten habe. Doch nach dem März, als der ChatGPT-Hype in vollem Gang war, flachte das Interesse der Nutzer:innen wieder ab, auch wenn bing.com bisher über dem Niveau vor der GPT-4-Integration blieb. Die Kurve zeigt derzeit aber nicht nach oben.

3. ChatGPT ist größer als Bing. Die meisten Menschen werden sich vermutlich fragen: Warum sollte ich den Umweg über Bing nehmen, wenn ich ChatGPT auch direkt auf deren Webseite verwenden kann. Das zeigt sich in den Zugriffszahlen: ChatGPT, abrufbar unter chat.openai.com, ist seit Februar 2023 größer als Bing.com. Das ist der Monat, in dem GPT-4 in Bing integriert wurde.

4. Der Edge-Browser bleibt klein. Auch beim Browser Edge, den Microsoft vor vielen Jahren als Nachfolger des Internet Explorer startete, wurde mit der Integration von GPT-4 darauf gesetzt, neue Nutzer:innen anzusprechen, die vielleicht deswegen Chrome von Google oder Safari von Apple links liegen lassen. Doch auch hier zeigt sich: Edge konnte leicht dazu gewinnen, doch die Browser von Google und Apple sind deswegen nicht in Gefahr geraten – zu tief sind diese noch im Nutzungsverhalten bzw. dem Apple-Betriebssystem integriert.

5. ChatGPT ist ein Problem für Google Bard. Im Februar hat Google mit seinem eigenen KI-Chatbot Bard versucht, ChatGPT, OpenAi und Microsoft die Show zu stehlen. Bisher ist das aber nicht gelungen. Bard ist viel kleiner als ChatGPT und zeigt auch keine steilen Wachstumskurven. Eines der Probleme: aus Datenschutzgründen konnte Google Bard noch nicht in der EU launchen, immerhin der zweit größte Markt der Welt für Google. Währenddessen wird ChatGPT in Europa munter genutzt.

Insgesamt lässt sich aber zur Mitte des Jahres 2023 festhalten: Abseits der Kommunikationsebene, die durchaus wichtig für Börsenkurse ist, konnte der ChatGPT-Angriff von Microsoft auf Google bisher den Such-Riesen nicht ins Wanken bringen. Anders sieht es sicher im Cloud-Geschäft aus. Da hat Microsoft durch die Bündelung des Angebots von Azure mit Open-AI-Services ein spannendes Angebot an Unternehmen – die aber auch direkt zu OpenAI gehen können, um dort GPT-4 und Co. via APIs anzuzapfen.

 

 

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