„Der Förderdschungel lichtet sich” – mit Natascha Kummer von der Wirtschaftskammer Burgenland
Österreich ist ein Förderparadies. Das sieht auch Natascha Kummer vom Referat Förderungen und Finanzrecht der Wirtschaftskammer Burgenland so. Sie hat 30 Jahre lang Erfahrungen mit der Abwicklung von Förderungen gesammelt und erzählt von den möglichen Wegen, wie man hierzulande zu einer Förderung kommt, welche es gibt und was es dabei besonders zu beachten gilt.
Tipp eins: die eigene Landesförderstelle kennen
Am wichtigsten ist, die eigene Landesförderstelle zu kennen, verrät die Expertin als Erstes. Denn für jedes Bundesland gibt es eine eigene Förderung, die meist eine Ergänzung zu den bestehenden Bundesförderstellen ist. Abgewickelt werden diese entweder durch die Landesregierung oder von den dafür geschaffenen Agenturen. Hier kommen dann die Wirtschaftsagentur Burgenland, die Wirtschaftsagentur Tirol, die Wirtschaftsagentur Wien etc. ins Spiel. In der Steiermark heißt die entsprechende Stelle Steirische Förderungsgesellschaft (SFG) und in Niederösterreich werden Förderungen direkt über die Landesregierung abgewickelt. Wichtig ist, mit der jeweiligen Förderstelle Kontakt aufzunehmen und den entsprechenden Antrag einzureichen.
Tipp zwei: Die Bundesförderstellen sind genauso wichtig
Bei den Bundesförderstellen gibt es zum Beispiel die Austria Wirtschafts-Service-Gesellschaft (aws), die beispielsweise für den Energiekostenzuschuss zuständig war. Aber auch für viele andere Förderungen für fast alle Unternehmensbereiche liegen bei der aws – außer die Tourismuswirtschaft. Gefördert wird mit Zuschüssen, mit Zinszuschüssen, mit Haftungen und mit Garantien. Für den Tourismusbereich gibt es die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT), die ebenso Zuschüsse und Kredite vergibt und Haftungen gegenüber Kreditinstituten übernimmt.
Tipp drei: Österreich ist wahrhaftig ein Förderparadies – wenn gewusst, wie
„Es gibt sehr viele Förderungen, auch wenn das manche Unternehmer:innen nicht so sehen. Wenn man noch nie mit Förderungen zu tun hatte, dann kann der Prozess bürokratisch und aufwendig wirken. Dann verzichten sehr viele auf Förderungen, was sehr schade ist,” so Kummer. Eine Möglichkeit, um an eine Förderung zu kommen, ist, sich selbst darum zu kümmern. Das inkludiert alle Anforderungen durchzugehen und sämtliche Unterlagen hinzuschicken, „aber es wird ja auch belohnt”. Möchte man sich nicht selbst darum kümmern, kann eine:e Unternehmensberater:in mit dem Abwicklungsprozess beauftragt werden. Dabei wird ein gewisser Prozentsatz der Förderungen oder ein Pauschalbetrag einbehalten. „Dafür erspart man sich die Arbeit und es bleibt trotzdem was übrig”, weiß Kummer.
Tipp vier: so läuft die Antragstellung ab
Bei der Antragstellung sei es immer ganz wichtig, das Förderansuchen rechtzeitig bei der zuständigen Förderstelle einzubringen. Es gäbe „leider immer noch immer sehr viele Förderwerber:innen, die abgelehnt werden müssen, weil sie zu spät beantragt haben.” Im ersten Schritt muss sich ein:e Unternehmer:in mit einem Investitionsvorhaben erkundigen, welche Förderungen in Frage kommen. „Wir als Wirtschaftskammer beraten hier sehr gerne über alle möglichen betrieblichen Förderungen und begleiten und unterstützen die oder den Förderwerber:in auch.”
Was konkret eingereicht werden muss, sind neben Unterlagen wie dem Gesellschaftsvertrag und der Gewerbeberechtigung auch Kostenschätzungen oder Kostenvoranschläge für die Projektkosten des Förderansuchens. Wird ein Projekt fremdfinanziert, so sind auch entsprechende Unterlagen seitens der Bank einzubringen, wie die Kreditzusage. In den meisten Fällen läuft der Förderantrag dann direkt über die Bank. Die finanzierende Bank muss bei der Antragstellung auf jeden Fall mit eingebunden werden. „Dieses Förderansuchen ist dann, wie schon gesagt, rechtzeitig bei der Förderstelle einzubringen.”
Bei größeren mit Fremdkapital finanzierten Projekten braucht es neben der Wirtschaftskammer und der Bank auch eine:n Unternehmensberater:in, der oder die eine Projektbeschreibung erstellt, sowie die Unterlagen von der Steuerberatung wie etwa Jahresabschlüsse. Bei größeren Finanzierungssummen über 300.000 Euro sei eine längere Vorlaufzeit von bis zu sechs Monaten sinnvoll.
Tipp fünf: bis zur Auszahlung der Förderung
Ist der Antrag gestellt, kann mit dem Projekt begonnen werden. Wichtig ist dabei, Rechnungen und Zahlungsbestätigungen zu sammeln, denn für die Abrechnung der Förderung müssen die Rechnungen (noch) im Original vorgelegt werden. Nur so kann die Auszahlung erfolgreich über die Bühne gehen. Ein Großteil der Bundesförderstellen ist bereits digital unterwegs und Rechnungen können online eingereicht werden. Bei der Wirtschaftsagentur Burgenland passiert dies noch analog und Rechnungen sind in Papierform abzugeben, aber auch hier ist eine baldige Digitalisierung der Antragstellung geplant. „Das hat die Wirtschaftsagentur letzte Woche angekündigt”, erzählt Kummer.
Tipp sechs: so bekommen Startups den Überblick über passende Förderungen
Es gibt sehr viele Förderstellen. Wenn man einen Überblick haben möchte, bekommt man den besten auf der Homepage der Wirtschaftskammer. Da kann man gezielt nach sämtlichen Förderungen suchen: nach Wirtschaftszweig, Standort, Förderthema, der gewünschten Förderart etc. „Ein Fördergespräch ersetzt das natürlich trotzdem nicht”, weiß Kummer. Den Förderservice bieten alle Wirtschaftskammern in allen neun Bundesländern an. Beraten wird in allen Angelegenheiten: von betrieblichen Förderungen bis hin zu sonstigen Förderungen. Förderungen gibt es vom AMS für Mitarbeiter:innen, vom Sozialministerium und ab und zu auch von Gemeinden. „Auch wir als Wirtschaftskammer haben eigene Förderaktionen, zum Beispiel die ’Go International’ oder auch die Lehrlingsförderungen. Mit dem Service der Wirtschaftskammer sollte der Durchblick durch den Förderdschungel gelingen.
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