How to Exit

Der große Deal

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Der Exit ist (fast) immer das große Ziel von Gründer:innen. Die Wege dorthin aber sind so unterschiedlich wie die Business-Modelle selbst.

Für viele Startups ist der Exit der ultimative Beweis für den Erfolg ihrer Idee. Wenn ein anderes Unternehmen ein Jungunternehmen mehrheitlich oder sogar vollständig aufkauft, ist das für Founder oft das ideale Ergebnis. Im vergangenen Jahr gab es in Österreich drei besonders bemerkenswerte Exits: Die heimischen Startups Eversports, Apeiron und Audvice wurden 2024 übernommen. Wir zeigen, wie so ein Exit zustande kommt und wie sich Startups am besten auf ihn vorbereiten.

So funktioniert ein Unternehmens-Exit

Der internationale Wirtschaftsprüfer EY ist im Bereich Exits sehr aktiv und hat daher einen Leitfaden für den Ausstieg aus einem Unternehmen entwickelt. In der Regel beginnt ein Exit mit der Vorbereitung, zu der eine Überprüfung des Unternehmens und seiner Exit-Readiness gehört. Natürlich ist hierbei auch eine Bewertung der Firma nötig. Danach muss eine Exit-Strategie ausgearbeitet werden. Hier muss man die Optionen für den Exit sowie das dafür passende Timing definieren.

Als nächsten Schritt müssen die Founder den Markt und damit potenzielle Käufer:innen ansprechen. Dann folgt die Due-Diligence-Prüfung durch die möglichen Käufer:innen. Für diese müssen Unternehmen in jedem Fall bereit sein und transparent ihre Stärken und Schwächen vermitteln können. Sobald die Übernahme ausgemacht ist, muss der Übergang an die neuen Eigentümer:innen vorbereitet werden. Nach dem Exit muss dieser entsprechend kommuniziert werden und die Zukunft des Unternehmens geplant werden.

Exit-Readiness kann Unternehmenswert maximieren

Es gibt einige wesentliche Schritte für die Exit-Vorbereitung. Dazu zählen das ganzheitliche Exit Readiness Assessment, die Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten in der Corporate Governance, die Steigerung der operativen Transparenz sowie das Erkennen von Quick-Win-Möglichkeiten zur Wertsteigerung.

Damit der Exit funktioniert, gilt es zunächst auch, einige große Herausforderungen zu bewältigen. Zu den größten Problemen beim Exit gehören unzureichende Datensysteme, fehlende Ressourcen und isolierte Teams. Diese genannten Probleme können die effektive Durchführung der Due Diligence behindern. Schwierigkeiten können sich auch in der Steuersituation des oder der Verkäufer:in ergeben. Deswegen ist eine frühzeitige Berücksichtigung steuerlicher Implikationen entscheidend.

Diese umfassende Vorbereitung zielt darauf ab, den Unternehmenswert zu maximieren und potenzielle Hindernisse im Exit-Prozess frühzeitig zu identifizieren und zu adressieren.

Eversports: Zuerst die Profitabilität, dann der Exit

Das Wiener Sport-Scaleup Eversports wurde 2013 gegründet, als sich Hanno Lippitsch und seine beiden Co-Founders darüber ärgerten, wie schwierig es ist, Sportaktivitäten online zu buchen und zu bezahlen. Eversports konzentriert sich auf den Bereich der Online-Buchung von Sportaktivitäten. 4.000 Sportanbieter nutzen mittlerweile die Plattform, die monatlich 1,5 Millionen Buchungen verzeichnet.

Im Oktober erreichte die Jungfirma nun nach elf Jahren den Exit. Sie wurde samt ihrer SaaS-basierten Buchungsplattform und ihren 1,5 Millionen User:innen mehrheitlich vom Growth-Investor Verdane übernommen. Auch wenn beide Parteien keine Details preisgegeben haben: Der Wert der Transaktion lag bei mehr als 50 Millionen Euro.

„Uns hat vor allem die große Erfahrung von Verdane bei der organischen Skalierung von Geschäftsmodellen sowie die Expertise, anorganisch durch M&A zu wachsen, überzeugt“, erklärte Hanno Lippitsch die Entscheidung zum Exit.

Genau diese Expertise sei im aktuellen Wachstumsstadium sehr wichtig. Gemeinsam mit Verdane will Eversports nun die Präsenz auf seinen Heimatmärkten in der DACH-Region sowie in den Niederlanden weiter ausbauen. Auch will man die Präsenz in Europa erhöhen. Zu dieser Wachstumsstrategie zählen sowohl Add-on-Akquisitionen als auch organisches Wachstum.

2023 soll Eversports erstmals profitabel gewesen sein. Es war ein beschwerlicher Weg dorthin. Während der Corona-Pandemie und während der schwierigen Finanzmarktsituation im Sommer 2022 war Eversports zwei Mal auf Überbrückungskredite angewiesen. Nachdem diese Zeit überstanden war, setzten sich Lippitsch und seine Mitgründer das Ziel, profitabel zu werden.

Nicht nur hat Eversports die Profitabilität erreicht, sondern auch den Exit. Zu bedenken ist hierbei: Exit heißt nicht gleich Exit. Soll heißen, dass jede Übernahme unter anderen Umständen passiert und nicht bedeutet, dass die Founder weg vom Fenster sind. Hierfür ist Eversports ein gutes Beispiel. Denn die Gründer, die zuletzt noch etwa 30 Prozent hielten, sind als Minderheitsgesellschafter an Bord geblieben. Verdane hat nämlich nicht etwa die Gründer selbst aufgekauft, sondern vielmehr bisherige Investoren wie Enern aus Tschechien, Point Nine Capital, Russmedia, Market One Capital, Uniqa Ventures oder Techstars.

„Was uns an Eversports gefällt, ist das positive Marktumfeld des Unternehmens. Wir glauben, dass der Gesundheitsmarkt über die nächsten Jahre stark an Zuwachs gewinnen wird. Zweitens sind wir von der Qualität des Unternehmens überzeugt und wir schätzen die Robustheit des Geschäftsmodells. Zu guter Letzt ist es natürlich das Gründerteam, mit dem wir gerne zusammenarbeiten wollen“, so Dominik Schwarz, Partner bei Verdane für die DACH-Region. Dass die Founder und auch einige Mitarbeitende als Anteilseigner:innen zurückbleiben, sieht man bei Verdane als Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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Apeiron: Der Exit mit dem Spin-off-Twist

Einen der größten Exits Österreichs und insbesondere der BioTech-Welt hat im letzten Jahr Apeiron Biologic erreicht. Das Unternehmen hat im Jahr 2003 der österreichische Genetiker Josef Penninger mitgegründet. Der neue Eigentümer ist Ligand, ein US-Pharma-Konzern aus Kalifornien. Er hat sich das Wiener Unternehmen um 100 Mio. Dollar geschnappt.

Auch dieser Exit ist besonders, denn Apeiron hat ein Spin-off namens invIOs, das an Behandlungen für Gehirntumore forscht. Zwar bleibt dieses Spin-off weitgehend unabhängig von Ligand, doch der Pharma-Konzern hat im gleichen Zug auch etwa vier Millionen Dollar in die Jungfirma investiert und hält nun zwischen 10 und 20 Prozent an ihr. Ohne dieses Investment wäre die Apeiron-Übernahme allerdings nicht möglich gewesen.

CEO Peter Llewellyn-Davies hat in den 20 Jahren der Firmengeschichte immer wieder nach Investoren gesucht, um die ambitionierten Projekte des Unternehmens zu finanzieren.

„Es ist sehr schwer, Investoren zu finden, die eine ganze Breite von Produkten aus dem Markt wollen. Viele nehmen nur Low Valuation Companies, also Startups mit frühen Projekten, oder aber Unternehmen in viel späteren Phasen“, erklärt Llewellyn-Davies die Herausforderungen der letzten Jahre. Deswegen beschloss das Apeiron-Team, die Firma in zwei separate Entitäten aufzuspalten. Diese Spaltung hat das Team 2021 in die Wege geleitet und 2022 umgesetzt.

Alle frühen, innovativen Projekte hat man in die neue Firma invIOs übertragen. Die Apeiron blieb dann als operative Einheit bestehen, im Wesentlichen mit den Einnahmen von der Lizenz. Schnell kamen die ersten Angebote für eine Übernahme. Dabei hat Apeiron speziell nach eine:r Käufer:in gesucht, der auch invIOs mitfinanziert. Schließlich fiel die Wahl auf Ligand, auch weil kein europäischer Investor diese Anforderungen erfüllen konnte.

Das Spin-off invIOs arbeitet in der Krebsforschung an der Behandlung von Gehirntumoren. Das Team führt Zelltherapien durch und benutzt das körpereigene Immunsystem, um den Krebs zu besiegen. Die Mitarbeiter von Apeiron wurden bereits 2022 in die invIOs übertragen. Dennoch soll auch Apeiron in Österreich bleiben. So kann es also auch gehen: Anstatt die eigene Vision aufzugeben, ist es durch ein Spin-off möglich, die Arbeit trotz des Exits weiterzuführen. Dank der Finanzierung für invIOs haben Llewellyn-Davies und sein Team nun eine gute Basis für das weitere Geschäft.

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Audvice: Der Exit im klassischen Sinne

Mehr als zwei Mio. Euro hatte das Salzburger Startup Audvice seit der Gründung 2018 aufgenommen. Die Jungfirma hat eine Audio-basierte Learning- und Kollaborations-Software, die in Unternehmen zum Einsatz kommt, erarbeitet. Im vergangenen Jahr konnte die Gründerin Sophie Bolzer den Exit verkünden. Die deutsche, auf Corporate-Podcasts spezialisierte Firma Hype1000 hat zugeschnappt und 100 Prozent der Anteile von Audvice gekauft.

Es handelt sich hierbei also um den Exit im klassischen Sinne, also eine komplette Übernahme aller Anteile durch ein anderes Unternehmen. Gründerin Bolzer war noch bis Ende des Jahres operativ tätig und wechselte dann in eine beratende Rolle.

„Der Aufbau eines Softwareunternehmens von Grund auf – ohne technische Vorkenntnisse – hat mich gelehrt, dass es nichts gibt, was man nicht erreichen kann, wenn man bereit ist, zu lernen und sich anzupassen. Wir haben Audvice von einer Audio-Lern-App in eine SaaS-Plattform verwandelt, der Fortune 500-Unternehmen vertrauen. Diese Reise war vollgepackt mit großen Erfolgen, viel persönlichem Wachstum, aber auch mit harten Lektionen. Ich habe gelernt, wie man sich anpasst, Probleme löst und vor allem, wie man widerstandsfähig bleibt“, erklärte Eva Bolzer nach der Bekanntgabe des Exits.

Bolzer ist tatsächlich aus ihrem Unternehmen ausgestiegen und nimmt sich nun nach eigenen Angaben eine Auszeit.

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Fazit

Exit heißt noch nicht gleich Exit. Wie sich an den Beispielen Eversports, Apeiron und Audvice zeigt, gibt es sehr unterschiedliche Arten, auf die Founder aus den von ihnen aufgebauten Firmen „ausgekauft“ werden. Ob man seine Tätigkeit beim Unternehmen niederlegt oder weiterhin dabei bleibt: Es gibt hier keinen Königsweg. Doch egal, wie sich die Founder entscheiden: Der Exit ist ein großer Erfolg und für viele das Ziel der Träume.

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Info: Pros und Cons des Exits

Vorteile

  • Finanzielle Belohnung: Ein erfolgreicher Exit kann bedeutende finanzielle Gewinne für die Gründer:innen und Investor:innen mit sich bringen.
  • Risikominimierung: Durch den Exit können die Gründer:innen das finanzielle und persönliche Risiko, das mit dem Startup verbunden ist, reduzieren.
  • Markteintritt: Der Verkauf des Startups an ein grösseres Unternehmen kann den Markteintritt beschleunigen und die Marktdurchdringung verbessern.
  • Ressourcen und Skalierung: Der/die Käufer:in des Startups hat möglicherweise mehr Ressourcen, um das Unternehmen weiter zu skalieren und zu wachsen.
  • Netzwerk und Expertise: Der Zugang zu dem Netzwerk und der Expertise des Käuferunternehmens kann neue Möglichkeiten und Synergien schaffen.

Nachteile

  • Verlust der Kontrolle: Nach dem Exit haben die Gründer:innen möglicherweise weniger oder gar keinen Einfluss mehr auf die strategische Ausrichtung und Entscheidungen des Unternehmens.
  • Kulturelle Unterschiede: Integration in ein grösseres Unternehmen kann kulturelle Unterschiede mit sich bringen, die Herausforderungen darstellen können.
  • Unsicherheit für das Team: Der Exit kann Unsicherheit und Veränderungen für das bestehende Team mit sich bringen, was zu Fluktuationen führen könnte.
  • Langfristige Vision: Die langfristige Vision der Gründer:innen könnte sich nach dem Verkauf ändern oder nicht mehr im Einklang mit der des neuen Eigentümers stehen.
  • Verpflichtungen und Bedingungen: Es können vertragliche Verpflichtungen und Bedingungen im Zusammenhang mit dem Exit bestehen, die Einschränkungen für die Gründer:innen mit sich bringen.

Dieser Artikel ist bereits im Trending Topics Founders Guide 2025 erschienen. Das komplette Magazin findest du hier

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