Der große Trending Topics Guide zu den smartesten AI-Startups Österreichs
Eine Künstliche Intelligenz besiegt erfahrene Dota-2-Spieler; KI-Systeme sind drauf und dran, Tierversuche in der Medizin obsolet zu machen; und die EU-Wirtschaftsminister wollen mehr Geld für Artificial Intelligence, um nicht ins Hintertreffen hinter den USA und China zu geraten.
Ja, beim Thema AI tut sich international sehr viel. Europa ist nach den USA der (noch) der zweitwichtigste Hub für KI-Startups (Trending Topics berichtete). Für österreichische Gründer sind der Boom des Themas und das immer größere Interesse seitens Investoren und Kunden gute Gründe, um in dem Bereich neue Firmen aus der Taufe zu heben.
Trending Topics gibt in diesem Guide einen Überblick über die spannendsten AI-Startups des Landes und bietet euch hier ein Voting, in dem ihr abstimmen könnt, welche Jungfirma ihr am besten findet:
Die Abstimmung läuft bis Donnerstag, 16. August 2018, 23:59 Uhr.
Abacus
Die Automatisierung von Buchhaltung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz – dieser Aufgabe hat sich das Wiener Startup Abacus verschrieben. Die Software, die Kunden gegen Gebühr verwenden können, soll bereits 150.000 Rechnungstypen zuverlässig erkennen und verarbeiten können. Kunden sollen vor allem Unternehmen sein, die für andere Firmen das Accounting übernehmen. Zudem hat Abacus, das von Patrick Sagmeister, Ulrich Tröller und Christoph Prieler gegründet wurde, bereits eine satte Million Euro Investment erhalten. Niemand geringerer als Business Angel Herbert Gartner und seine eQventure sind bei Abacus eingestiegen.
Butleroy
Eine Künstliche Intelligenz als digitaler Butler, der Termine automatisch und sinnvoll im eigenen Smartphone-Kalender anlegt: Das ist das Ziel des Linzer Startups Butleroy, das früher unter dem Namen myAlfred unterwegs war. Das soll dem Nutzer etwa dabei helfen, Treffen in Restaurants mit Freunden einfach zu arrangieren. Anfang des Jahres hat das Team – Philipp Baldauf, Gregor Pichler, Philipp Jahoda, Simon Kapl und Christoph Schaffer – eine Finanzierungsrunde über den European Super Angels Club im sechsstelligen Bereich aufgestellt.
Cortical.io
Bereits 2011 haben Daniel Schreiber und Francisco Webber die heutige Aktiengesellschaft Cortical.io in Wien gegründet. Ihre Spezialität: Sie haben mit der Retina Engine ein Natural Language Processing-System (NLP) entwickelt, dass Computern dabei hilft, natürliche menschliche Sprache wirklich zu verstehen. So soll die Software, die andere Firmen (u.a. Volskwagen) lizensieren, etwa beim schnellen Verarbeiten von Dokumenten helfen. Bis dato hat Cortical.io, das auch Firmensitze in New York und San Francisco betreibt, rund 6,5 Millionen Euro Investment erhalten. Größter Anteilseigner ist der Risikokapitalgeber Reventon aus den Niederlanden, dem mittlerweile etwas mehr als 40 Prozent des Unternehmens gehören.
Cozyo
Machine Learning, Computer Vision und Data Analytics soll Online-Shops für Interieur-Design optimieren. Das will zumindest das Wiener Startup Cozyo von Rhina Portillo und Matthias Urschler ermöglichen. Produktgallerien in Online-Shops sollen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz so verbessert werden, dass Konsumenten mehr einkaufen bzw. gewillter sind, die Produkte auf Social Media zu sharen. Die kleine Firma, die 2017 als Yatta GmbH gegründet wurde, steht noch ganz am Anfang. Als einziger österreichischer Teilnehmer auf der renommierten Startup-Veranstaltung TechCrunch Disrupt Anfang September wird sie versuchen, Investoren im Silicon Valley von der Idee zu überzeugen.
enliteAI
Großkunden wie A1, Kapsch und ein großer Autohersteller, erster zertifizierter “Google Cloud Machine Learning”- Partner in Österreich, Exklusivpartner von Ernst & Young für das Thema AI-Community und AI-Entwickler für andere Startups – die Firma enliteAI von Clemens Wasner Marcel Wasserer und Johannes Stumtner ist ein zentraler Player in Österreich, wenn es um Künstliche Intelligenz geht. Ihre Services reichen von AI-Strategieentwicklung über Prototyping bis hin zur Produktentwicklung. Wasner hat auch den Verein AI Austria mit gegründet, um Österreich zu einem führenden Land in Sachen Artificial Intelligence zu machen.
Kivu Technologies
1,8 Millionen Euro hat sich das zuvor unbekannte Wiener Startup Kivu Technologies 2017 von aws Gründerfonds, btov Partners und Apex Ventures in einer Finanzierungsrunde bekommen. Das Spannende an der Software für Netzwerkanalysen in der Sicherheitsbranche: Ermittlungsbehörden sollen damit nach Propaganda im Netz fahnden können, um gegen die Radikalisierung im Netz vorzugehen. Auf der Datenbank laufen Machine-Learning- und Natural-Language-Processing (NLP)-Technologien, mit denen die Stimmungsmache aufgespürt, analysiert und klassifiziert werden kann. Gegründet wurde das Startup 2016 von Robert Wesley, Jan van Oort und Christian Weichselbaum.
KML Vision
Komplexe Bilder mittels Deep Learning schnell und kosteneffizient analysieren können – diesen Service will das Grazer Startup KML Vision seinen Kunden bieten. Vor allem bei riesigen Laborbildern soll die AI-Software selbstständig verdächtige Objekte im Gewebe erkennen, und zwar automatisiert und viel schneller als ein Mensch das könnte. Mit Ikosa hat das Projekt der beiden Gründer Philipp Kainz und Michael Mayrhofer eine Plattform in Planung, über die Kunden online auf die Bildanalyse-Möglichkeiten zugreifen können. KML Vision wurde 2016 gegründet, kennengelernt haben sich die beiden Gründer an der Medizinischen Universität Graz. Unterstützung gab es bis dato etwa von FFG, aws, SFG sowie vom Science Park Graz.
Leftshift One
Das Grazer Startup Leftshift One will mit GAIA (kurz für Generic Artificial Intelligence Application) eine Plattform entwickeln, mit der digitale Assistenten erstellt, verwaltet und betrieben werden können. Dabei soll für Firmen die Texte der Kunden, die in Chats eintrudeln, analysiert und interpretiert werden. Die automatisierten Dialoge sollen dann etwa via Messenger oder Slack stattfinden können. Zum Team von Leftshift One gehören Christian Weber, Stefan Schmidhofer, Benjamin Krenn und Michael Mair.
Moon Vision
Die 2017 gegründete Wiener Firma MoonVision hat eine Technologie zur Objekterkennung entwickelt, die Kameras quasi zu künstlichen Augen macht. Mittels “Realtime Object Tracking” wird es möglich, dass etwa automatisch erkannt werden kann, welche Speisen und Getränke auf einem Tisch oder Tablett stehen. Das kann in Folge die Bonierung von Bestellungen bei Veranstaltungen oder in Lokalen mit hoher Besucher-Frequenz zum Einsatz kommen – beim Münchner Oktoberfest und in der Sonnalm im Skigebiet Kitzbühel kam wurde die Lösung bereits getestet. Neuerdings kommt der so genannte DishTracker” in der Kantine von A1 zum Einsatz. Weiter Kunden sollen sich die Software via Self-Service-Plattform einfach für die hauseigenen Kamerasysteme installieren können.
Mostly AI
Das Wiener Startup Mostly AI löst ein Problem, das sehr viele Großunternehmen betrifft. Das Team um die Gründer Michael Platzer, Roland Boubela und Klaudius Kalcher schafft komplett anonyme riesige Datensets für Big-Data-Analysen. Bisher ist das Problem, dass bei der Verwendung sehr großer Sets an Daten von Kunden und anderen Personengruppen der Datenschutz nicht ausreichend gewährt werden kann – die meisten gängigen Anonymisierungsverfahren sind nicht komplett zuverlässig oder können nur bei einer begrenzten Zahl von Daten angewandt werden. Mostly AI hat eine KI entwickelt, die aus diesen Daten-Sets lernt und auf Basis dieses Wissens komplett anonyme, synthetische Kundendaten generiert. Diese Daten können dann als Basis für Big-Data-Anwendungen dienen.
Ondewo
Ondewo entwickelt eine Künstliche Intelligenz zum automatischen Erkennen von Gesprächsinhalten und zum automatisierten Führen von komplexen Konversationen zwischen Mensch und Maschine. Die inhouse entwickelte “Smart Digital Assistants AI Plattform“ soll Unternehmen ermöglichen, Konversations-basierte Produktideen (z.B. Chatbots, Sprachassistenten, Roboter, Smart Home, IoT etc.) umzusetzen, um so mit ihren Kunden rund um die Uhr kostengünstig interagieren zu können. Die 2017 gegründete Firma gehört zu 90 Prozent Gründer Andreas Rath, der zuvor lange bei McKinsey tätig war.
Onlim
Onlim spezialisiert sich auf die auf die automatisierte Kommunikation über AI-basierende Chatbots und Sprachassistenten für Customer Service, Marketing und Sales. Mit der Onlim Plattform können Inhalte erstellt, verwaltet und über Text und Sprache über verschiedene Kanäle, wie einem Chatbot auf der Website, auf Facebook Messenger oder über Amazon Alexa verteilt werden. Unter anderem wurde BotTina, den Service Bot der Wien Energie, Olympia, der Bot der Tourismusregion Seefeld und Tamara, der Service Bot auf der Tamaris Deutschland Website von Onlim entwickelt. Onlim wurde 2015 als Spin-Off der Universität Innsbruck gegründet und besteht mittlerweile aus einem Team von ca. 20 Experten in AI, Informatik, Semantik und Data Science.
prewave
Risk-Manamagent für Firmen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz: Das 2017 gegründete Wiener Startup prewave will mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Social Media analysieren, um seine Firmenkunden frühzeitig vor Krisen zu warnen, die möglicherweise im Internet brodeln. Prewave ist ein Spin-off der TU Wien und basiert auf den Forschungen von Mitgründerin Lisa Madlberger. Kürzlich hat Prewave ein erstes Seed-Investment von IST Cube und Pioneers Ventures erhalten.
Swarm Analytics
Eine Echtzeit-Bildanalyse, die Verkehrskameras in smarte Traffic-Manager verwandelt. Das ist das Ziel des Tiroler Startups Swarm Analytics der beiden Gründer Michael Bredehorn und Georg Westner. So soll etwa das Fahrrad-Aufkommen in Städten gemessen werden, das wiederum kann auf eine intelligente Ampelsteuerung übersetzt werden. Nach mehreren Preisen hat die junge Firma auch die ersten Investoren an Bord geholt. Die neue Tiroler Business-Angel-Firma MAD hat sich mit 20 Prozent an Swarm Analytics beteiligt.
Toolsense
An der Grenze zwischen IoT und AI ist das Wiener Startup Toolsense der beiden Gründer Alexander Manafi und Stefan Öttl angesiedelt. Sein Ziel: Maschinen und Werkzeuge auf Baustellen mit Sensoren ausrüsten, um über Energieverbrauch, Schäden oder Diebstahl frühzeitig zu informieren. Ein Machine-Learning-Algorithmus wird dazu direkt am Gerät installiert. Dieser analysiert die per Sensoren erfassten Daten lokal und sendet nur die Ergebnisse in die Cloud, um die notwendige Datenübertragung möglichst gering zu halten. Markus Langes-Swarovskis Segnalita Ventures und der Schweizer Startup-Investor Martin Global AG haben sich bereits an Toolsense beteiligt.
Xephor Solutions
Isabell Kunst und Konstantin Oppl leiten eine kleine Firma in einem Wiener Vorort, die eine Künstliche Intelligenz anbietet, die nach eigenen Angaben, auf viele verschiedene Einsatzszenarien trainiert werden kann. Die Software von Xephor Solutions kommt zum Beispiel in Krankenhäusern zum Einsatz und analysiert dort Befunde. Zu den Kunden zählen aber auch Banken, die mit der AI Finanzprognosen erstellen. Oppl ist überzeugt, dass seine AI kreativ sein kann. „Beim Maschinendenken wird quasi ein Zufallsgenerator gezündet“, sagt Oppl. „Dadurch entsteht etwas Neues und die Maschinen kann lernen zu entscheiden, ob das Neue Sinn ergibt oder nicht“, erklärt Oppl im Gespräch mit Trending Topics. Xephor hat zehn Kunden, die für die Künstliche Intelligenz jährliche Lizenzgebühren von je 300.000 Euro bezahlen.
Sollte dir ein Startup in der Liste fehlen, dann schreib uns an feedback@trendingtopics.at eine Begründung, warum diese Jungfirma in den Guide aufgenommen werden sollte.