Der Große Trump Dump

Als am 6. November 2024 sehr früh am Tag klar wurde, dass Donald Trump der neue US-Präsident werden wird, ging eine spektakuläre Rallye los. Bitcoin knackte der Reihe nach wichtige Marken wie 75.000, 90.000 und schließlich 100.000 Dollar, um dann am Tag der Amtseinführung von Trump am 20. Jänner 2025 das bisherige Allzeithoch bei 109.000 Dollar zu erreichen.
Nicht so stark ausgeprägt, aber ziemlich gut ließ es in den Monaten des „Trump Pump“ für US-Aktien. Die Aktienindizes Dow Jones (DJI), S&P500 (SPX) und Nasdaq 100 (NDX) verzeichneten stattliche Zugewinne von 8,9 10 Prozent innerhalb weniger Monate und bescherten kleinen wie großen Anlegern dunkelgrüne Kurse in ihren Trading-Apps und -Terminals.
Was war passiert? Der neue „Krypto-Präsident“ stimmte die Krypto-Industrie extrem positiv in Erwartung auf ein Ende des SEC-Krieges gegen US-Krypto-Unternehmen wie Coinbase und Kraken, liberalere Gesetzgebung für Kryptowährungen und natürlich die von Trump stets versprochene Krypto-Reserve der USA. Und Corporate America und insbesondere Big Tech freute sich schon auf niedrigiere Steuersätze und eine Abkehr von Regulierung.
Deutliche Kursrückgänge nach Zollankündigungen
Doch aus dem „Trump Pump“ ist nur fünf Monate nach Trumps Wiederwahl das Gegenteil geworden: Der „Trump Dump“. Die US-Aktienmärkte haben am Dienstag sämtliche Kursgewinne eingebüßt, die seit der Wahl von Donald Trump verzeichnet wurden. Auslöser waren die jüngst verhängten Zölle gegen die größten Handelspartner der USA, die Befürchtungen über schwerwiegende Schäden für die Weltwirtschaft auslösten.
Der S&P 500, der noch vor knapp zwei Wochen ein Rekordhoch erreicht hatte, schloss am Dienstag mit einem Minus von 1,2 Prozent und fiel damit unter sein Niveau vom 5. November. Der Technologie-lastige Nasdaq Composite verlor noch einmal 0,4 Prozent. Diese Marktbewegungen folgten auf das Inkrafttreten von 25-prozentigen Importzöllen auf Waren aus Mexiko und Kanada. Zudem verhängte die US-Regierung eine zusätzliche 10-prozentige Abgabe auf chinesische Importe, die zu den bereits im Vormonat eingeführten 10 Prozent hinzukommt.
Hier die Kursentwicklungen von wichtigen Krypto-Assets und Aktienindizes seit dem 5. November 2024:
Ein spezifischer Blick auf Kryptowährungen zeigt ein durchwachsenes Bild. Nach dem massiven Sell-off vergangenen Woche versuchte Trump mit der Ankündigung der Krypto-Reserve (inkl. SOL, XRP, ADA, ETH und BTC) gegenzusteuern, aber das wirkte nur kurz. Die Zugewinne waren schnell wieder weg.
Vergleicht man die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen am 5. November 2024 mit dem 5. März 2025, lässt sich feststellen, dass sie noch deutlich im Plus liegen – etwa 2,3 stehen nunmehr 2,9 Billionen Dollar gegenüber. Bitcoin liegt gegenüber dem Tag der US-Wahl mit etwa 26 Prozent im Plus, einige US-Token wie XRP (+376%) oder ADA (+181%) ganz klar im Plus. Andere wie Ethereum (-9%) oder SOL (-14%) haben die starken Zugewinne der letzten Monate aber schon wieder mehr als abgegeben.
Handelspartner kündigen Vergeltungsmaßnahmen an
Die protektionistische Politik des US-Präsidenten hat nicht nur Investorensorgen über eine weltweite Konjunkturabschwächung verstärkt, sondern auch Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen Handelspartner hervorgerufen:
- Kanada kündigte umgehend 25-prozentige Zölle auf US-Importe im Wert von 21 Milliarden US-Dollar an, mit weiteren Zöllen auf Waren im Wert von 125 Milliarden US-Dollar, die 21 Tage später folgen sollen.
- China plant 10-15-prozentige Zölle auf US-Agrarprodukte ab dem 10. März.
- Mexiko will am Sonntag Gegenmaßnahmen bekannt geben.
Bankaktien, die besonders empfindlich auf wirtschaftliche Unsicherheiten reagieren, erlitten am Dienstag starke Einbußen. Der KBW Bank Index fiel um 3,6 Prozent. Citigroup und Bank of America verloren jeweils 6,3 Prozent, Morgan Stanley 5,7 Prozent und Goldman Sachs 4 Prozent.
Wirtschaftliche Frühwarnsignale
Bereits vor den aktuellen Zollmaßnahmen deuteten einige US-Wirtschaftsindikatoren auf mögliche Probleme hin. Eine Umfrage der American Association of Individual Investors zeigte Ende Februar einen Einbruch des Anlegervertrauens nahe eines historischen Tiefstands. Die laufende BIP-Schätzung der Federal Reserve Bank of Atlanta deutet auf eine Kontraktion der US-Wirtschaft um 2,8 Prozent im ersten Quartal hin.
„Ein globaler Handelskrieg ist eine Lose-lose-Situation für alle“, kommentierte Alain Bokobza, Leiter der globalen Asset-Allokation bei Société Générale gegenüber der Financial Times. „Manche werden relativ mehr verlieren als andere, aber alle werden verlieren.“
Dass es in dem Ton weitergehen kann, sagte Trump auch in der Nacht auf Mittwoch bei seiner ersten Rede vor dem US-Kongress. Man solle mit „einer kleinen Störung“ durch die US-Zölle rechnen.