Der neue Legal Tech Hub Vienna will Rechtsbranche fit für die Digitalisierung machen
Wenn man 7 Anwälten gegenübersitzt, dann könnte einem unter anderen Umständen schon etwas mulmig zumute werden. Nicht so am Montag morgen bei einer Präsentation in einem Wiener Café. Denn da haben sieben österreichische Anwaltskanzleien den neuen Legal Tech Hub Vienna (LTHV) aus der Taufe gehoben. „Legal Tech wird die Rechtsberatung und Rechtsanwendung durchgreifend ändern“, Stefan Artner, geschäftsführender Gesellschafter bei Dorda und Initiator von LTHV. „Wir nehmen echt Geld in die Hand, um das Projekt zu finanzieren.“
Damit gibt es im Tech-Bereich nach dem Health Hub Vienna, AI Austria oder dem HR Tech Hub Vienna die nächste Initiative, in der sich Branchenvertreter in einer Sparte zusammentun, um gemeinsam an digitalen Lösungen zu arbeiten.
Kanzlei übergreifende Initiative
Die Kanzlei übergreifende Initiative ist als Verein strukturiert und hat zum Ziel, die Rechtsberatungsbranche in die digitale Zukunft führen und zum Kompetenzzentrum für Legal Tech zu werden. Startups dürfen dabei nicht fehlen: 2019 soll ein eigener Accelerator kommen, in dem pro Jahr ein bis zwei Batches mit jeweils 5 bis 10 Jungfirmen an neuen LegalTech-Lösungen arbeiten. Insgesamt wird für LTHV in einem ersten Schritt ein „mittlerer sechsstelliger Betrag“ in die Hand genommen, wie Philipp Kinsky, Partner bei herbst Kinsky, gegenüber Trending Topics bestätigte.
Auch eigene Räumlichkeiten sind dafür geplant, um die Startups mit den Kanzleien zusammen zu bringen. Wo dieser Hub angesiedelt wird, steht dabei noch nicht fest. Möglich ist, dass die Büroräume in einem bestehenden oder in einem neuen Coworking Space angesiedelt werden.
Die 7 Kanzleien, die dabei sind
Bei LTHV machen folgende 7 Kanzleien mit. Der Verein ist aber auch offen für weitere Kanzleien, die an Bord kommen möchten.
- Dorda
- Eisenberger & Herzog
- Herbst Kinsky
- PHH Rechtsanwälte
- Schönherr
- SCWP Schindhelm
- Wolf Theiss
„Wir suchen auch die Kooperation zu anderen Legal Tech Hubs und Universitäten“, sagt Gudrun Stangl, Partner und COO bei Schönherr. Und: „Wir sind nicht auf Wien beschränkt und nicht nur auf Startups.“ Das bedeutet also auch, dass sich der LTHV auch auf die Zusammenarbeit mit KMU fokussieren möchte. Es gibt außerdem konkret vier Felder, in denen sich der Hub betätigen möchte:
- Neue digitale Tools, um Abläufe wie Transaktionen zu vereinfachen
- Daten-Management, Strukturierung von Daten
- Neue Kommunikations-Tools zur Kommunikation mit Kunden abseits von E-Mail
- Ideenfindung
Die Konzeptionierung und Umsetzung von LTHV kommt unterdessen von future-law. Die dahinter stehende Firma Seinfeld Professionals Infrastruktur GmbH & Co KG rund um Gründerin Sophie Martinetz versteht sich als unabhängige Plattform für LegalTech und Digitalisierung im Rechtsbereich und veranstaltet unter anderem Events zum Thema.
2019 startet eigener Accelerator
Zum Accelerator des LTHV gibt es derzeit nur wenige Informationen. Das Programm für Startups soll jedenfalls mehrere Monate dauern, ein bis zwei Batches pro Jahr à fünf bis zehn Startups sind dafür vorgesehen. Der Fokus soll dabei auf dem CEE-Raum liegen, aber grundsätzlich ist eine Teilnahme von Startups aus ganz Europa möglich. Teilnehmende Firmen müssen keine Anteile abgeben – konkrete Details sollen im Dezember kommuniziert werden.
Ziel der Kanzleien ist es auch, Kunden als Add-on für die eigenen Services digitale Tools anzubieten, da diese immer stärker nachgefragt werden. Ein Beispiel dafür ist Kira Systems: Die Machine-Learning-Software kann Verträge und andere Dokumente (z.B. aus den Bereichen Due Diligence oder Compliance) analysieren und dient in Kanzleien immer öfter als Hilfe, um sich durch Berge von Unterlagen zu wühlen.