Der Solarstrom-Ausbau und das Problem mit freien Flächen
11 Terrawattstunden Strom müssen Solaranlagen in Österreich in zehn Jahren produzieren, um die Energiewende zu schaffen. Bis 2030 ist es das Ziel Österreichs, Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, und dazu muss neben der Wind- und Wasserkraft vor allem Sonnenenergie massiv ausgebaut werden. 2019 waren es aber nur etwa 1,7 Terrawattstunden, die Photovoltaikanlagen im Land erzeugen.
1 Million Dächer angestrebt
Deswegen hat Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz noch einmal bekräftigt, dass zur Erreichung des Ziels von einer Millionen Solardächer bis 2030 noch ordentlich viel getan werden muss und es dafür spezielle Förderungen und ein entsprechendes Monitoring geben soll. Und da gibt es eine große Hürde: Zwar verfügt Österreich mit 2,4 Millionen Gebäuden vermeintlich über genug Dachfläche zur Produktion von Sonnenstrom, allerdings eignet sich unter den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen nur ein Bruchteil – nämlich knapp 20 Prozent – für die Installation einer PV-Anlage.
„Die EAG-Abwicklungsstelle wird an mehreren Terminen pro Jahr Fördermittel bereitstellen und so dafür sorgen, dass kontinuierlich gefördert werden kann“, so Gewessler. Geplant ist auch, dass es bei Förderungen einen Abschlag für Anlagen auf Grün- und Agrarflächen gibt. So soll der Fokus auf Gebäude und auf Deponieflächen sowie auf versiegelte oder „anderweitig degradierte“ Flächen gelegt werden.
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Zu wenig geeignete Dächer
Unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann damit gerade einmal die Hälfte des
„Eine-Million-Dächerprogramms“ umgesetzt werden – erreicht werden könnten so nur 4 der angestrebten 11 Terawattstunden bis 2030. Also eindeutig zu wenig. Deswegen müssen nun auch andere Flächen freigemacht werden, um Solaranlagen zu installieren – und da geht es um ein umstrittenes Thema, nämlich auch Freiflächenanlagen.
„Die Dachpotenziale sind in jedem Fall vollständig auszuschöpfen und die restlichen Kapazitäten werden wir mit anderen Flächen erschließen müssen. Dazu braucht es eine verstärkte Doppelnutzung von Standorten wie Verkehrs- oder Freiflächen sowie den Einsatz innovativer PV-Anwendungen auf Lärmschutzwänden oder als schwimmende PV“, sagt etwa Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Photovoltaic Austria (PVA).
Problemfeld Freiflächen
Doch bei den Ländern gibt es Widerstand. Während die Bundeshauptstadt Wien im April 2020 eine Solaranlagen-Pflicht für Neubauten eingeführt hat, geht es in den Bundesländern vor allem um Freiflächen wie Wiesen oder Äcker. Wie berichtet hat das Land Niederösterreich eine Novelle des Raumordnungsgesetzes in Begutachtung, die im Oktober im Landtag beschlossen werden soll. Darin ist auch eine Erschwerung für Solarkraftwerke auf freien Flächen vorgesehen, um die Natur zu schützen. „Prinzipiell wollen wir PV-Anlagen auf Dächern, Lagerhallen und alten Deponien bevorzugen“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf (T&N berichtete).
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Paierl vom PVA plädiert auch dafür, dass es österreichweit die Verpflichtung geben soll, dass auf neu errichteten Gebäuden PV-Anlagen installiert werden müssen. In den nächsten 10 Jahren werden voraussichtlich 250.000 neue Gebäude errichtet – und damit könnte man dort Solar-Panels installieren, die 20 Prozent des notwenigen PV-Zubaus bis 2030 abdecken.