Deutsche AI-Startups wachsen, aber zunehmende Abwanderung in die USA
Die German AI Startup Landscape 2024 des appliedAI Institute for Europe zeigt ein starkes Wachstum der deutschen KI-Startup-Szene. Trotz hoher Überlebensraten haben viele Startups jedoch mit Finanzierungsengpässen zu kämpfen – und die Abwanderung in die USA nimmt zu.
Deutlicher Anstieg bei KI-Startups seit 2022
Das appliedAI Institute for Europe hat seine jährliche Analyse der deutschen KI-Startup-Landschaft veröffentlicht und dabei ein bemerkenswertes Wachstum festgestellt: 2024 wurden 687 KI-Startups gelistet, was einem Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dabei wurde jedes fünfte Startup als generatives KI-Startup identifiziert.
Doch die Wachstumsrate ist deutlich geringer als im Vorjahr, als sie noch bei 67 Prozent lag. Denn 2023 enstanden mit Abstand die meisten AI-Startups seit 2014 (siehe Grafik). Es gibt bisher keine empirischen Daten, die auf einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Anzahl von KI-Startups und dem Inkrafttreten des EU AI Acts hinweisen.
„Die German AI Startup Landscape gibt jedes Jahr aufs Neue einen detaillierten Einblick in den Status Quo der KI-Startup-Landschaft und ist ein wichtiger Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen KI-Rennen“, erläutert Dr. Frauke Goll, Managing Director des appliedAI Institute for Europe, und meint weiter: „Unsere Mission ist es, ein Ökosystem zu schaffen, in dem KI-Startups sich entfalten und weiter wachsen können.“
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Startups wanderten in die USA ab
Von den im Vorjahr gelisteten 508 KI-Startups sind 467 auch 2024 wieder vertreten, was auf eine hohe Überlebensrate hinweist. Allerdings haben etwa die Hälfte der 41 ausgeschiedenen Unternehmen ihren Hauptsitz ins Ausland, vor allem in die USA, verlagert. Weitere Gründe für das Ausscheiden waren das Überschreiten der 10-Jahres-Grenze, Übernahmen oder schlicht Liquidationen.
Finanzierungsprobleme bei junge KI-Unternehmen
Während 2023 noch ein Rekordjahr für deutsche KI-Startups war, haben die Investitionen in neue Unternehmen seitdem stark nachgelassen. Etwa 38 Prozent der in der aktuellen Landscape gelisteten Startups haben mehr als eine Million USD an Finanzmitteln erhalten, gegenüber 50 Prozent im Vorjahr.
2023 war ein Rekordjahr für deutsche KI-Startups mit insgesamt 1,2 Milliarden USD an Finanzierungen, wobei einige wenige Ausreißer maßgeblich zu dieser Summe beitrugen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden etwa 771 Millionen USD investiert.
Dr. Philip Hutchinson, Senior AI Expert und Hauptverantwortlicher der Startup Landscape, zeigt sich besorgt: „Für KI-Startups, die 2022 oder später gegründet wurden, ist es zunehmend schwieriger geworden, Kapital zu beschaffen. Dies ist besonders besorgniserregend angesichts der hohen Kosten für das Training von KI-Modellen und der von KI-Spezialist:innen für die Startups.“
Auch die regionale Verteilung ist interessant: Berlin und München sind nach wie vor die zentralen Standorte für KI-Startups in Deutschland, doch ihr Anteil nimmt kontinuierlich ab. Im Jahr 2023 waren etwa 50 Prozent der deutschen KI-Startups in diesen beiden Städten angesiedelt, wobei Berlin mit 209 Startups (2023: 165) und München mit 136 Startups (2023: 99) führend sind. Gleichzeitig gewinnen andere Städte wie Hamburg zunehmend an Bedeutung.