Deutsche Startups hoffen auf einfachere Einwanderung von Fachkräften
Die Startup-Strategie der deutschen Ampelregierung ist ein Jahr alt – und lässt weiterhin viele Wünsche offen. So zumindest das Fazit des deutschen Startup-Verbands unter dem Vorstandsvorsitzenden Christian Miele. Die Bundesregierung müsse mehr Tempo machen, um die versprochenen Punkte umzusetzen. „Die nächsten 12 Monate sind zur Umsetzung der Startup-Strategie entscheidend“, so Miele.
Zuerst zum Positiven. Während das Zukunftsfinanzierungsgesetz (mehr dazu hier) noch auf sich warten lässt, wurde zuletzt in Deutschland das Fachkräfteeinwanderungsgesetz verabschiedet. Dieses sieht vor, dass Menschen mit mindestens zwei Jahren Berufserfahrung und einen im Ausland erworbenen und dort staatlich anerkannten Berufsabschluss künftig als Fachkraft nach Deutschland kommen können. Der Abschluss muss dazu nicht mehr wie zuvor in Deutschland anerkannt werden.
Noch leichter wird es für IT-Fachkräfte: Sie können bereits ohne anerkannten Abschluss nach Deutschland kommen. Zusätzlich wird für sie die Gehaltsschwelle und die Dauer der notwendigen Berufserfahrung gesenkt, auch müssen sie künftig keine Deutschkenntnisse mehr nachweisen. Gerade für Tech-Jungfirmen ist das eine Erleichterung, um an Developer aus Nicht-EU-Ländern zu kommen. Deutschland sei auf „Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften angewiesen“ und müsse sich zu einem modernen Zuwanderungsland entwickeln, heißt es seitens Startup-Verband.
Deutschland will Vorteile bei Mitarbeiter:innenbeteiligungen stark ausweiten
Visa-Prozesse dauern derzeit im Schnitt 12 Monate
Ob das neue Gesetz fruchtet, wird sich aber wohl an der Bürokratie entscheiden. „Für die Einwanderung von Fach- und Arbeitskräften aus Drittstaaten ist das ein erster wichtiger Schritt. Der Erfolg hängt aber von der Umsetzung in die Praxis ab”, so Miele. „Jetzt müssen zügig die Visaprozesse digitalisiert, harmonisiert und beschleunigt werden. Damit steht und fällt, ob am Ende die dringend benötigte Zuwanderung von Fachkräften gelingt“, so Miele.
„Aktuell liegt die durchschnittliche Dauer von Visa-Prozessen bei 12 Monaten. Diese Verfahrensdauer wird sich kein High Potential aus dem Ausland antun. Dadurch verlieren wir gute Kandidat*innen während des Prozesses an andere Staaten, die deutlich schneller eine Aufenthaltserlaubnis erteilen und Prozesse schneller steuern. Hier muss das Auswärtige Amt nach den im Januar präsentierten Eckpunkten zur Beschleunigung der Visaprozesse liefern“, heißt es in einem Strategiepapier des Startup-Verbands.
Positiv hebt Miele hervor, dass es Fortschritte bei Finanzierungsinstrumenten gegeben hätte, etwa beim Deep Tech and Climate Fonds (DTCF), der European Tech Champions Initiative (ETCI; 1 Mrd. Euro) und dem Wachstumsfonds. Doch das Zukunftsfinanzierungsgesetz, das immer noch in der Ressortabstimmung steckt, ist noch nicht erfüllt. wesentlicher Punkt: einfachere Mitarbeiter:innenbeteiligungen.
Immer noch keine Regelung für Beteiligungen von Mitarbeiter:innen
„Startups brauchen dringend attraktivere Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen”, so Miele, Deutschland sei international nicht konkurrenzfähig. „Wir sind europaweit Schlusslicht. Das schwächt deutsche Startups und Scale-ups im Werben um Fachkräfte. Die Ampel sollte ihren Ankündigungen jetzt Taten folgen lassen und die Rahmenbedingungen mit dem lang erwarteten Zukunftsfinanzierungsgesetz endlich signifikant verbessern.“
Wie berichtet, gibt es in Österreich planmäßig ab 2024 neue Regeln für Mitarbeiter:innenbeteiligungen. Während die Steuerproblematik hinsichtlich „Dry Income“ gelöst wird, gibt es viele Limits – etwa bei der maximalen Anzahl an Mitarbeiter:innen, die beteiligt werden können, oder bei den Jahren, die ein Mitarbeiter angestellt sein muss, um beteiligt werden zu können (Trending Topics berichtete).
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