Deutscher Flugtaxi-Bauer Lilium geht via SPAC an die NASDAQ
Sie haben noch keinen einzigen Passagier von A nach B befördert, aber gehen mit einer Bewertung von 3,3 Milliarden Dollar an die US-Technologie-Börse NASDAQ: Der Münchner Flugtaxi-Bauer Lilium hat heute seine großen Zukunftspläne für die weitere Finanzierung des Unternehmens bekannt gegeben. Denn der Merger mit der Börsenmantel-Firma Qell Acquisition Corp. des ehemaligen General-Motors-Managers Barry Engle wird dem Unternehmen frische 700 Mio. Euro (830 Mio. Dollar) bringen.
„Unsere Vision ist es, eine nachhaltige und zugängliche Form des Hochgeschwindigkeitsverkehrs zu schaffen und diese in jede Gemeinde zu bringen. Die Verkehrsinfrastruktur ist kaputt. Sie ist kostspielig in Bezug auf persönliche Zeit, Raumverbrauch und Kohlenstoffemissionen. Wir verfolgen unsere einzigartige Elektrojet-Technologie, weil sie der Schlüssel zu Flugzeugen mit höherer Kapazität ist, mit geringeren Kosten pro Sitzmeile bei gleichzeitig geringem Lärm und niedrigen Emissionen“, so Lilium-CEO Daniel Wiegand in einer Aussendung.
Neuer Siebensitzer in Entwicklung
Nachdem die Münchner bisher mit elektrisch betriebenen Fünfsitzern testete, wird heute die Entwicklung eines Siebensitzers bekannt gegeben. Dieser soll 280 km/h schnell fliegen können, und zwar bei einer Höhe von etwa 3.000 Metern und einer Reichweite von 250 Kilometern, selbstverständlich angetrieben von Elektromotoren. Die Idee ist, mit den Fluggeräten Stadtzentren und Hotspots wie Flughäfen zu verbinden, oder auch mittelgroße Städte, die keine gute Zugverbindung zu nahegelegenen Metropolen haben.
Die frischen 700 Millionen Euro – ein Teil stammt von Qell Acquisition, ein Teil von bestehenden Investoren wie Baillie Gifford, BlackRock, Tencent, Ferrovial, LGT oder Atomico – sollten Lilium weiter dabei helfen, den angepeilten Marktstart bis 2025 zu schaffen. Der Börsengang via SPAC ist auch als notwendige Reaktion auf die erstarkte Konkurrenz zu sehen – auch der US-Mitbewerber Joby Aviation wird via SPAC an die Börse gehen und dort um die Gunst der Anleger buhlen.
Eigene Vertiports im Entstehen
Essenziell für den Rollout in den USA und Europa sind aber nicht nur die Fluggeräte selbst, sondern auch die passenden Flughäfen – denn die Flugtaxis können ja nicht einfach so überall landen, um Passagiere aufzunehmen und abzusetzen (auch wenn sich das viele wünschen würden). Deswegen will Lilium gemeinsam mit Partnern so genannte „Vertiports“ eröffnen, wo die Senkrechtstarter abheben und zum Laden wieder zurückkehren können. In Florida sollen gemeinsam mit den Unternehmen Ferrovial und Tavistock Development Company 14 solcher Mini-Flughäfen entstehen, in Europa in einem ersten Schritt zehn.
Beim deutschen Mitbewerber Volocopter, ebenfalls kürzlich mit viel frischem Risikokapital ausgestattet, sind solche Flughäfen für die eVTOLs ebenfalls in Planung. Sie müssen etwa auch Sicherheitskontrollen der Passagiere und des Gepäcks erlauben, um mit den Regulierungen in der Luftfahrt mithalten zu können (Trending Topics berichtete). Auch ist weiter noch unklar, wozu die Flugtaxis als erstes eingesetzt werden – wahrscheinlich ist etwa der Tourismus, wo eVTOLs als Hubschrauber-Ersatz abheben könnten.
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