Deutschland: Firmeninsolvenzen auf Zehn-Jahres-Hoch
Nicht nur in Österreich erreichen die Firmeninsolvenzen derzeit Rekordwerte. In Deutschland steigt die Zahl der Firmenpleiten einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge auf den höchsten Stand seit rund zehn Jahren, berichtet das Handelsblatt. 1.406 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften seien im Juli registriert worden. Das seien 20 Prozent mehr als im Vormonat und 37 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Im Juli gab es in Österreich laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform 385 eröffnete Firmeninsolvenzverfahren. Das entspricht gegenüber dem Juli des Vorjahres einem Anstieg um 26,7 Prozent.
10.000 Arbeitsplätze von größten Firmeninsolvenzen betroffen
In Deutschland lagen derweil die Firmeninsolvenzen um 46 Prozent über dem Juli-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also der Zeit vor der Corona-Pandemie. „Der deutliche Anstieg der Insolvenzzahlen betrifft alle Branchen. Er fällt jedoch besonders deutlich im Verarbeitenden Gewerbe aus“, heißt es vom IWH. Nach 100 insolventen Industrieunternehmen im Juni – was dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Monate entsprach – erhöhte sich die Zahl nunmehr auf 145. Das sei ein neuer Höchstwert seit der Erfassung von Brancheninformationen im IWH-Insolvenztrend im Jänner 2020.
Der IWH-Analyse zufolge sind in den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, knapp 10.000 Arbeitsplätze betroffen. „Schließungen großer Arbeitgeber können zu hohen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den betroffenen Beschäftigten führen“, so das Institut.
Dauerflaute für die deutsche Wirtschaft
Für die kommenden Monate erwarten die Expert:innen eine uneinheitliche Entwicklung. „Wir rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen im August leicht sinken und dann im September wieder ansteigen“, sagte der Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität, Steffen Müller. Damit dürfte die Zahl der Insolvenzen auch weiter durchgehend über dem Niveau von vor der Corona-Pandemie liegen.
Die deutsche Wirtschaft steckt derzeit in einer Dauerflaute. Im ersten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt zwar um 0,2 Prozent. Dem folgte aber im Frühjahr ein Rückgang von 0,1 Prozent, weil weniger in Anlagen wie Maschinen sowie in Gebäude investiert wurde. Für die zweite Jahreshälfte gehen viele Expert:innen laut Handelsblatt von einem blutleeren Aufschwung aus, da weite Teile der Wirtschaft über einen Auftragsmangel klagen. Auch in Österreich stagniert das BIP laut WKÖ-Zahlen im Jahr 2024.