Energiekrise

Deutschland lässt drei Atomkraftwerke bis April 2023 weiterlaufen

AKW in Deutschland. © Patrick Federi on Unsplash
AKW in Deutschland. © Patrick Federi on Unsplash
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Es war das größte Streitthema zwischen den Grünen um Wirtschaftsminister Habeck und der FDP um Finanzminister Lindner – und nun spricht der Kanzler ein Machtwort. Olaf Scholz hat sich nach längerer Zeit der Zurückhaltung offen dafür ausgesprochen, die drei verbleibenden deutschen Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 sowie Emsland wegen der Energiekrise weiter laufen zu lassen.

Gut zumindest für die Aktienkurse. Die Papiere der drei Energiekonzerne E.ON (Isar II), RWE (Emsland) und EnBW (Neckarwestheim II) stiegen deutlich an – auch wenn es vor allem seitens EnBW in Baden-Württemberg heißt, dass es noch mehr Klarstellungen für diesen Weiterbetrieb heißt. „Es ist im vitalen Interesse unseres Landes und seiner Wirtschaft, dass wir in diesem Winter alle Kapazitäten der Energieerzeugung erhalten. Der Bundeskanzler hat nun Klarheit geschaffen“, so Finanzminister Lindner, der sich in seiner Position bestätigt sieht.

Im Vorfeld der Entscheidung meldete sich sogar die weltbekannte Umweltaktivistin Greta Thunberg zu Wort. Sei meinte, dass die Abschaltung der AKWs ein Fehler wäre, wenn man dann gleichzeitig Kohlekraftwerke stärker fahren müsste. Scholz will nun den Kohleausstieg im Rheinischen Revier auf 2030 vorziehen und währenddessen den Ausbau von Gaskraftwerken forcieren, die dann auf Wasserstoff umgestellt werden können.

Greta Thunberg: Abschalten der Atomkraftwerke wäre ein Fehler

Rotes Tuch für die Grünen

Generell produzieren die drei letzten Atomkraftwerke Deutschlands rund 6 Prozent des Stroms. Eigentlich war der Atomausstieg des Landes bereits vor vielen Jahren mit Ende 2022 beschlossen worden. Nun aber will der Kanzler und die FDP, dass die Atommeiler wegen der Energieengpässe zumindest bis zum 15. April 2023 weiterlaufen. Zuvor gab es Bedenken wegen der Anschaffung neuer Brennstäbe, die ja später irgendwo gelagert werden müssen, sowie Fragen zur Sicherheit.

Bei den Grünen, Teil der Ampelkoalition, trifft die Entscheidung von Scholz auf Widerwillen. „Wir nehmen zur Kenntnis, dass Bundeskanzler Olaf Scholz seine Richtlinienkompetenz ausübt“, heißt es recht nüchtern aus der Grünen-Fraktion. Wirtschaftsminister Habeck meinte, es sei ein Vorschlag, mit dem er „arbeiten und leben“ könne. Für die deutschen Grünen ist Atomkraft ein rotes Tuch, immerhin liegen die Wurzeln der Partei in der Anti-AKW-Bewegung.

In anderen europäischen Ländern ist Atomkraft derweil weiter en vogue. Tschechien etwa will das erste europäische Land werden, dass einen so genannten „Small Modular Recator“ (SMR) moderner Bauart errichtet – unweit der österreichischen Grenze am Standort Temelin.

Mini-AKW: Europas erster Small Modular Reactor wird nahe Österreichs Grenze gebaut

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