Deutschlandticket: Mehr Bahnreisen, weniger Autoverkehr
Das staatlich subventionierte Deutschlandticket („49-Euro-Ticket“) hat das Mobilitätsverhalten in Deutschland maßgeblich verändert. Eine aktuelle Studie zeigt: Bahnreisen haben zugenommen, während der individuelle Straßenverkehr abgenommen hat. Doch die bevorstehende Preiserhöhung könnte diesen Erfolg teilweise zunichtemachen.
Bahnreisen steigen um 30 Prozent, CO2-Emissionen sinken
Über 13 Millionen Nutzer:innen sind bisher mit dem kostengünstigen Monatsticket in ganz Deutschland gereist. Das Ticket wurde im Mai 2023 eingeführt und ermöglicht unbegrenztes Reisen mit allen öffentlichen Nahverkehrsmitteln bundesweit. Es gilt allerdings nicht für Fernverkehrszüge.
Eine Analyse des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) im Rahmen des Ariadne-Energiewendeprojekts stellt erstmals den kausalen Zusammenhang zwischen der Einführung des Deutschlandtickets und dem veränderten Mobilitätsverhalten der Menschen dar.
Die Einführung des Deutschlandtickets führte demnach zu einer klaren Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene. Die Anzahl der Zugfahrten über 30 Kilometer stieg um 30,4 Prozent, während die mit dem Auto gefahrenen Kilometer um 7,6 Prozent sanken.
Da die Gesamtzahl der Wege mit verschiedenen Verkehrsmitteln stabil blieb, erhöhte sich der Anteil der Bahnfahrten am Modal Split von 10 auf 12 Prozent. Dies führte zu einer Einsparung von 6,7 Millionen Tonnen CO2, was 4,7 Prozent der gesamten Verkehrsemissionen in Deutschland entspricht. (Der Modal Split beschreibt die Aufteilung des gesamten Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel. Er zeigt also an, wie groß der Anteil ist, den einzelne Transportmittel wie Autos, Fahrräder, Züge, Busse oder Fußwege am gesamten Verkehr haben.)
Die Studie stellte zudem fest, dass das Deutschlandticket erwartungsgemäß den größten positiven Effekt auf den Zugverkehr in Landkreisen und Großstädten mit einer hohen Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs zeigt. Hier ist der Anteil um fast 3 Prozentpunkte gestiegen. In Regionen mit geringerer ÖPNV-Attraktivität fällt der Zuwachs mit rund 2 Prozentpunkten hingegen geringer aus.
Deutschlandticket: Preiserhöhung könnte positiven Effekt halbieren
Ab dem 1. Januar 2025 soll das Deutschlandticket 58 Euro pro Monat kosten – eine Entscheidung, die laut der MCC-Studie den positiven Effekt des Tickets deutlich abschwächen könnte. Die Forschenden prognostizieren, dass die Zahl der Bahnfahrten dadurch um bis zu 14 Prozent sinken und die Autonutzung um 3,5 Prozent steigen könnte. Dies würde bedeuten, dass fast die Hälfte der bisher erreichten CO2-Einsparungen verloren gehen könnte.
Der neue Preis könnte viele potenzielle Nutzer:innen abschrecken, so die Studienautor:innen. Trotz der Erhöhung bleibe das Ticket jedoch eine attraktive Alternative zum Individualverkehr, heißt es vonseiten der deutschen Bundespolitik.
Verkehrsminister:innen verteidigen Preiserhöhung
Die Verkehrsminister:innen der Länder haben sich auf der Sonder-Verkehrsministerkonferenz darauf verständigt, das Deutschlandticket ab Januar 2025 auf 58 Euro zu erhöhen. Grünen-Politiker Oliver Krischer erklärte: „Die Einigung zeigt, dass die Länder am Erfolgsmodell Deutschlandticket festhalten und es weiterentwickeln wollen. Mit diesem Preis schaffen wir es, das Ticket weiter attraktiv zu halten und die Finanzierung auf solidere Füße zu stellen.“
Die Preisgestaltung war zuvor umstritten: Während Bayern 64 Euro forderte, plädierte Niedersachsen für eine moderate Erhöhung. Letztlich einigte man sich auf einen Kompromiss. Doch auch weiterhin ist die Finanzierung des Deutschlandtickets ein heikles Thema. Bund und Länder haben 2023 jeweils 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung des Tickets bereitgestellt. Auch für 2024 und 2025 stehen insgesamt drei Milliarden Euro zur Verfügung. Für 2026 gibt es jedoch bisher noch keine Zusagen zur weiteren Finanzierung.
Der Ariadne D-Ticket Impact Tracker wurde von Nicolas Koch und Maximilian Amberg am Policy Evaluation Lab des MCC entwickelt. Das Projekt entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne und ist Teil des Arbeitspakets zur Verkehrswende. Die Studie stützt sich auf Mobilfunk- und Pkw-Bewegungsdaten sowie auf Vergleiche mit acht anderen europäischen Ländern.
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