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Die Höhle der Löwen: „Das ist fast wie im Kokainhandel“

Miriam Schütt (r.) und Marie-Lene Armingeon aus Hamburg präsentieren mit "SofaConcerts" Live-Musik für private Anlässe – ein Investment können sich die beiden Gründerinnen nicht sichern © TVNOW / Bernd-Michael Maurer
Miriam Schütt (r.) und Marie-Lene Armingeon aus Hamburg präsentieren mit "SofaConcerts" Live-Musik für private Anlässe – ein Investment können sich die beiden Gründerinnen nicht sichern © TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Die Startup-Welt ist nach wie vor eine Männerdomäne. Das zeigen Studien, Umfragen und der Besuch beliebiger Pitch-Events. Letztere sind sehr bemüht, Frauen auf die Bühne zu holen. Gründerinnen, die eine neue Generation inspirieren sollen. Die Message ist auch bei Die Höhle der Löwen angekommen. Drei von fünf Startups in Folge 2 wurden von Frauen gegründet. Dass das wirklich bemerkenswert ist, weiß auch Beauty-Unternehmerin Judith Williams: „Wissen Sie, es ist so selten, dass eine Frau mit Hand und Fuß in die Höhle der Löwen kommt“, meint sie zu Sümmeyya Bach.

Bach steht auf der Showbühne und pitcht in auffällig ruhiger, gefasster Haltung: „Ich schwitze so stark, dass sich selbst durch dicke Winterjacken sichtbare Schweißflecken abzeichneten“. Die 31-jährige Beinahe-Juristin hat das Deo neu erfunden und zwar eigentlich für Fälle, wie sie selbst – Diagnose: Hyperhidrose, krankhaftes Schwitzen. Ihr Antitranspirant Soummé hat die Schweißkanäle von mehr als 40.000 Kunden ganz ohne Marketing verengt. Die Investoren sind begeistert. „Schwitzen ist ein Riesenmarkt“, freut sich Handelsmogul Ralf Dümmel, dem die Gründerin schließlich 20 Prozent ihrer Firma für ein Investment von 150.000 Euro verspricht.

+++ Die Höhle der Löwen: Die Investoren – die Startups – die Deals – die Hintergründe +++

Kein Deal für SofaConcerts und Vetevo

Die anderen Gründerinnen sind nicht so erfolgreich, wie Sümmeyya Bach. „Sofa Concerts“ von Marie-Lene Armingeon und Miriam Schütt ist eine Vermittlungsplattform für Musiker. Georg Kofler gefällt das Narrativ des romantischen Privatkonzerts im Wohnzimmer, er will aber 30 Prozent des jungen Unternehmens – die Gründerinnen müssen ablehnen.

Mareile Wölwer steigt auch ohne Deal aus, dabei sieht es zunächst sehr gut aus. Gemeinsam mit ihrem Studienkollegen Felix Röllecke hat sie eine App entwickelt, die die Nutzung von Wurmtests für Haustiere und Vieh vereinfacht. Die Vision der Landwirts-Tochter ist ein umfassendes Gesundheitsmanagement für Tiere. Klingt gut, finden die Investoren.

Geld macht „Vetevo“ derzeit mit dem Verkauf von Wurmtests. Die kosten ab rund 30 Euro. Herstellungskosten: rund 1,50 Euro. Die Investorenaugen leuchten. Georg Kofler: „Das ist fast wie im Kokainhandel“. Aber zu gut, um wahr zu sein, denn zu den Herstellungskosten kommen noch Kosten für Versand und Labor, was die Marge nicht mehr so schön aussehen lässt. Mit der Wunschbewertung von gut 10 Millionen Euro kann am Ende kein Investor etwas anfangen.

rezemo: Der Millionendeal, der keiner war

Die großen Abräumer der Show waren dann doch scheinbar wieder Männer. Julian Reitze und Stefan Zender aus Stuttgart wollen mit rezemo das Umweltproblem der Kaffeekapsel-Industrie beheben. Sie haben Kapseln für Nespresso-Maschinen entwickelt, die vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Aus Holz. Man kann sie in den Kompost werfen oder ins Feuer. Auch hier sieht die Marge nicht so gut aus: 40 Cent kostet eine Kapsel, 20 Cent die Herstellung. Alles eine Frage der Produktionsmenge, beruhigen die Mitzwanziger.

Die Investoren erkennen sofort das Potenzial: „Ich sehe Sie als Unternehmen, dass die Verpackungsbranche revolutionieren wird“, erklärt Finanzprofi Carsten Maschmeyer. Die Gründer bestätigen: Sie haben nicht vor, Kaffee zu verkaufen. Reitze und Zender nutzen das Interesse geschickt und weichen nicht von ihrer Wunschbewertung ab. Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel lassen sich auf 20 Prozent der Firmenanteile herunterhandeln und wollten dafür eine Million Euro investieren. Im Nachhinein fand der Deal dann aber doch nicht statt.

Schräge Klettermaschine aus Polen

© TVNOW / Bernd-Michael Maurer
© TVNOW / Bernd-Michael Maurer

Und auch für ein Produkt, das sich nicht unbedingt an den Massenmarkt richtet, gab es Geld: „Everest Climbing“ wurde erfunden, „damit sich jeder so fühlen kann, als würde er einen unendlich hohen Berg besteigen“, erklären die zwei Gründer aus Polen. Gemeint ist keine Virtual-Reality-Lösung, sondern eine Art vertikales Laufband für Kletterer.

Und schon hängt Georg Kofler an den Kletterwand-Steinen des 12.000 Euro teuren Fitnessgeräts. Maschmeyer rechnet und glaubt nicht an den geschäftlichen Erfolg. Dagmar Wöhrl hält den Markt für überschaubar. Auch Kofler hat Zweifel an der Skalierbarkeit, aber er klettert gerne und hat Gefallen an dem Kletterband gefunden: Er ist bereit, die geforderten 220.000 Euro zu investieren und sichert sich damit 30 Prozent an dem polnischen Unternehmen.

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