Die Antwort auf Österreichs Startup-Flaute könnte einfach… Starbucks sein
Österreichs Startup-Szene hat ein Nachwuchsproblem – das haben wir vor wenigen Monaten bereits festgehalten. Denn trotz zahlreicher Initiativen und der Einführung der FlexCo Anfang 2024 hat sich das Geschehen nicht geändert – auch 2024 wird man eher nicht von einem Rekordjahr in Sachen Startup-Gründungen sprechen können. Finanzierung, Ausbildung, Mentalität, rechtliche Rahmenbedingungen, Wirtschaftslage – das sind oft die Gründe, die genannt werden, warum Startups gegründet werden (oder auch nicht).
Jetzt aber zeigt eine Studie der Forscher:innen Third Places and Neighborhood Entrepreneurship: Evidence from Starbucks Cafés“ herausgefunden, dass so genannte „Dritte Orte“ wie eben Kaffeehäuser in einer Nachbarschaft zu vermehrten Gründungen in eben jener führen. Gemessen wurde das anhand von Neueröffnungen.
„Wir stellen fest, dass im Vergleich zu Gebieten, in denen ein Starbucks geplant war, aber nicht eröffnet wurde, die Zahl der Neugründungen in jenen Stadtteilen mit neuen Starbucks in den folgenden sieben Jahren um 5,0 % bis 11,8 % (oder 1,1 bis 3,5 Unternehmen) pro Jahr gestiegen ist. Es gab keine Auswirkungen auf Stadtteile mit bereits eröffneten Cafés“, heißt es in der Studie. Es gibt sogar einen Zusammenhang zwischen der Gründungsaktivität und der Größe der Starbucks-Filialen und der Zahl der Besuche.
„Dritte Orte“ fürs Netzwerken
Starbucks-Filialen werden von den Forscher:innen als „Dritte Orte“ zwischen den privaten Lebensräumen und dem Arbeitsplatz bezeichnet – also Orte, in der man in der Freizeit mit anderen zusammen kommt, um sich auszutauschen. Was ist nun das Besondere an Starbucks-Kaffees?
„Netzwerke sind wichtig für die Wirtschaftstätigkeit und für das Unternehmertum. Die Fähigkeit, Netzwerke zu bilden, wird jedoch durch den Raum ermöglicht. Wir legen Beweise dafür vor, dass die Einführung eines neuen Starbucks-Cafés, das einen „dritten Ort“ für die Interaktion in der Gemeinschaft schaffen sollte, das Unternehmertum in US-amerikanischen Stadtvierteln erhöhte. Der Starbucks-Effekt ist auf Stadtteile beschränkt, die die vorher keine Coffeeshops hatten“, heißt es in der Studie. Starbucks-Filialen hätten sich zu Orten entwickelt, in denen Ideen entwickelt werden, Mitstreiter:innen und andere Unterstützer:innen gefunden werden und wo an Problemlösungen gearbeitet werden würde.
Nun könnte man meinen, dass das für jeden Coffeeshop gelten könnte. Allerdings gibt es, zumindest in den USA, bei Starbucks eine Besonderheit. Andere Coffee Shops seien in erster Linie auf den Verkauf von Speisen und Getränken fokussiert gewesen, während Starbucks in ein Modell investierte, das von europäischen Cafés inspiriert war. Man wollte den Coffee Shop zu einem sozialen Rahmen für die Interaktion zwischen Menschen machen, und errichtete Räume, die zum Verweilen einladen – inklusive Steckdosen für die MacBooks der potenziellen Startup-Gründer:innen.
Zudem gibt es einen zweiten wichtigen Effekt. Die Eröffnung einer Starbucks-Filiale in einem Stadtteil sei ein wichtiges Signal unter anderem an Unternehmenslustige. „Unternehmer und Investoren, die ein Stadtviertel in Betracht ziehen, suchen nach Beweisen
dass es auf Wachstum eingestellt ist. Die Einführung eines Starbucks-Kaffeeshops kann ein starkes Signal sein“, so die Studienmacher:innen. Dokumentiert wurde sogar ein Starbucks-Effekt: Es gibt die Tendenz des Anstiegs der Immobilienpreise in einem Stadtviertel nach dem Einzug eines Starbucks-Cafés.
Starbucks hat in Österreich etwa 20 Filialen, etwa 15 davon befinden sich in Wien, die anderen Bundesländer sind somit unterversorgt. Die Geschäftszahlen für Starbucks in Österreich entwickelten sich seit der Corona-Pandemie sehr stark. Der Umsatz verdoppelte sich in vier Jahren:
- 2022/23: 30,44 Mio. EUR
- 2021/22: 21,69 Mio. EUR
- 2020/21: 14,56 Mio. EUR
- 2019/20: 15,03 Mio. EUR
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