Die drei Musketiere des Startup-Investments

Investor:in ist nicht gleich Investor:in: Je nachdem, in welcher Phase eines Jungunternehmens Geldgeber:innen an Bord kommen, unterscheiden sich auch die Ticket-Größen, die Rollen und die Ziele.
Business Angels – Hermann Futter
Hermann Futter ist einer der wichtigsten Business Angels Österreichs, hat dutzende Investments gemacht und Angels United mitgegründet.
Ein Business Angel ist mehr als ein:e reine:r Investor:in – er oder sie ist ein:e Wegbegleiter:in auf der spannenden Reise eines Startups: Geldgeber:in, Mentor:in, Türöffner:in und Impulsgeber:in bei strategischen Entscheidungen. Ein Business Angel kommt an Bord, wenn die Unsicherheit am größten ist: zu Beginn eines Startups. Die Dreifaltigkeit des Scheiterns – Produkt, Markt & Team – ist in dieser Phase täglicher Begleiter des jungen Unternehmens. Andererseits ist, wenn die Wette aufgeht, auch das potenzielle Investment-Multiple sehr hoch – und der Spaß sowieso.
Ein Business Angel bringt (Eigen)kapital in das Unternehmen ein. Dafür erhält er Unternehmensanteile. Der Korridor der übertragenen Gesellschaftsanteile beträgt üblicherweise zwischen fünf und 20 Prozent. Ein guter Business Angel investiert aber nicht nur Kapital. Investiert werden auch unternehmerische Erfahrung und das eigene Netzwerk – denn das erhöht die Chance des Erfolges und mindert die Gefahr des Scheiterns.
Bei Angels United sehen wir unsere Rolle vor allem auch als strategische Advisors und Impulsgeber:innen. Während die operative Umsetzung immer bei den Gründer:innen bleibt, unterstützen wir strategisch, bringen Erfahrung ein und öffnen Türen zu potenziellen Partner:innen und Kund:innen. Die Motivation eines Angels geht üblicherweise über den rein finanziellen Erfolg hinaus. Der Reiz liegt auch darin, Teil von bahnbrechenden Innovationen zu sein und den Aufbau von großartigen Unternehmen aktiv mitzugestalten. Der Austausch mit ambitionierten Gründer:innen und das Dabeisein, wenn aus einer Idee ein Erfolg wird, ist für viele Angels eine wichtige Triebfeder.
Business Angels bleiben in der Regel mehrere Jahre im Cap Table eines Startups, bis neue Investor:innen oder strategische Partner:innen an Bord kommen. Der Exit erfolgt entweder durch sogenannte „Secondaries“ beim Einstieg von VCs oder strategischen Investor:innen oder beim Mehrheitsverkauf des Unternehmens. Seltener erst beim IPO. Ziel ist es aber immer, das Unternehmen gemeinsam mit den Gründer:innen weiterzuentwickeln und den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern.
VCs – Michael Schuster
Michael Schuster hat den größten österreichischen VC-Fonds Speedinvest mitgegründet und ist mittlerweile Venture Partner bei Cathay Innovation und Angel Investor.
Das Ziel von Venture Capital (VC) ist es, Investments mit weit überdurchschnittlichen Renditen zu finden. Das ist nur möglich, wenn Startups zu großen, im Markt dominierenden Unternehmen heranwachsen. Die Laufzeit typischer VC-Fonds diktiert dabei auch die Geschwindigkeit: Zwischen erstem Investment und Börsengang oder Verkauf sollen maximal zehn Jahre liegen. Das bedingt, dass die Umsätze der Unternehmen rasch wachsen, meist wird eine Verdopplung oder mehr pro Jahr erwartet. Das ist nur in Märkten möglich, in denen die Zeit reif für eine (neue) Technologie ist. Dazu braucht es die besten Teams und Produkte – und das Geld der VCs.
Mehrere VC-Fonds teilen sich meist das Risiko. Auf dem Weg wird mit Erfahrung und konkreter Unterstützung der Investor:innen versucht, die Erfolgschancen zu erhöhen, damit am Ende beim Verkauf von Unternehmensanteilen über die Börse oder an ein:e Käufer:in zehn- bis tausendmal so viel Geld zurückfließt, als investiert wurde. Dieses Geld geht zum Großteil an die Investor:innen, die den VCs Geld zur Verfügung gestellt haben.
Venture Capital ist mit der Produktion von Saatgut zu vergleichen: Ein Venture Capital Fonds borgt sich Samen (Geld) von seinen Investor:innen, sucht einen fruchtbaren Platz (Markt) und sät. Gegossen wird mit Erfahrung und Rat. Je schneller die Pflanzen wachsen, je größer sie werden, desto besser. Am Ende wird geerntet und der Fonds gibt seinen Investor:innen den Großteil der Samen mit Zinsen zurück, das Team darf sich Samen behalten.
Startups sind zwar keine Pflanzen, aber das Prinzip ist das gleiche: Das Geld von Investor:innen wird gesammelt, um damit erfolgreiche, schnell wachsende Unternehmen zu finanzieren. Aufgrund der Struktur eines VC-Fonds spielen Zeit und die Größe der Unternehmen und Märkte eine große Rolle. Nur wenn zehn- bis tausendmal so viel Geld durch einen Börsengang oder Exit verdient wird, lohnt es sich für die Investor:innen, das Risiko einzugehen.
Growth Investors & Private Equity – Dominik Schwarz
Dominik Schwarz ist Partner beim skandinavischen Growth-Investor Verdane, der 2024 etwa die Mehrheiten an den österreichischen Scale-ups Eversports und Cropster übernommen hat.
Als Growth-Investor:innen sucht Verdane Partnerschaften mit wachstumsstarken Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auf der Digitalisierung oder Dekarbonisierung basieren und die bereits in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie profitabel wachsen können. Growth-Investor:innen zeichnen sich insbesondere durch eine enge und oft exklusive Partnerschaft mit den Gründungs- und Managementteams aus und ermöglichen diesen in der Regel den Zugang zu ihrem gesamten Ökosystem.
Dazu gehören neben der Bereitstellung von Kapital auch die Unterstützung durch interne Beraterteams – bei uns Elevate – sowie der Zugang zu anderen Portfoliounternehmen und Datenbanken. Darüber hinaus arbeiten Growth-Investoren wie Verdane auch operativ eng mit ihren Portfoliounternehmen zusammen. Unser Fokus liegt beispielsweise auf der Internationalisierung, dem Ausbau der Produktbasis, des Humankapitals sowie der strategischen Expansion der Unternehmen – etwa durch Zukäufe von anderen Unternehmen, Technologien oder Produkten.
Dieser Artikel ist bereits im Trending Topics Founders Guide 2025 erschienen. Das komplette Magazin findest du hier.
Von Pre-Seed bis Series D: Wie Startups durch Funding wachsen