Kommentar

Die EU macht Apple besser

EU-Logo am iPhone. © Dall-E
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Ab dem 7. März gilt in der EU der Digital Markets Act (DMA) – und er wirft seine Schatten voraus. Denn der iPhone-Gigant Apple wird dadurch gezwungen, seinen seit vielen Jahren kritisierten „Walled Garden“ zu öffnen. Bisher war es so, dass zentrale Funktionen und Features wie der App Store oder die NFC-Schnittstelle von Apple-Geräten unter der strengen Kontrolle des Unternehmens standen – und nur unter den Regeln von Apple zu nutzen waren.

Der DMA nun soll 22 Services der 6 großen Gatekeeper öffnen und fairer machen. Bei Apple sind davon das iOS-Betriebssystem, der Safari-Browser und der App Store betroffen. Mit Anfang März werden alle Nutzer:innen in den 27 EU-Mitgliedsstaaten folgende neue Möglichkeiten bekommen:

  • Neue Optionen für den Vertrieb von iOS-Apps über alternative App-Marktplätze, einschließlich neuer APIs und Tools, die es Entwickler:innen ermöglichen, ihre iOS-Apps auf alternativen App-Marktplätzen zum Download anzubieten.
  • Neue Frameworks und APIs für die Erstellung alternativer App-Marktplätze ermöglichen es Entwickler:innen von Marktplätzen, Apps zu installieren und Updates im Namen anderer Entwickler:innen von ihrer speziellen Marktplatz-App aus zu verwalten.
  • Neue Frameworks und APIs für alternative Browser-Engines ermöglichen es Entwickler:innen andere Browser-Engines als WebKit für Browser-Apps und Apps mit In-App-Browsing zu verwenden.
  • Neue APIs, die es Entwickler:innen ermöglichen, NFC-Technologie in ihren Banking- und Wallet-Apps zu integrieren
  • Formular für Interoperabilitätsanfragen über das Entwickler:innen zusätzliche Anfragen zur Interoperabilität mit iPhone und iOS-Hardware und -Softwarefunktionen einreichen können.
  • Neue Optionen für die Nutzung von Zahlungsdienstleistern (PSPs) — innerhalb der App eines Developers, um Zahlungen für digitale Waren und Services zu verarbeiten.
  • Neue Optionen für die Abwicklung von Zahlungen per Link-Out, mit denen Nutzer:innen eine Transaktion für digitale Waren und Services auf der externen Website der Entwickler:innen abschließen können. Entwickler:innen können EU-Nutzer:innen auch über Werbeaktionen, Rabatte und andere Angebote informieren, die außerhalb ihrer Apps verfügbar sind

Neue Gebühren im App Store

Das sind doch gewaltige Änderungen im Apple-Reich, die Drittentwickler:innen von Diensten aller Art (App Stores, Payment-Apps, Game-Streaming, Browser) viele neue Möglichkeiten eröffnen, um auf der Apple-Plattform Business machen zu können. Außerdem gibt es für den bestehenden App Store ein neues Gebührenmodell, das so aussieht:

  • Reduzierte Provision: iOS-Apps im App Store werden eine reduzierte Provision von entweder zehn Prozent (für die große Mehrheit der Entwickler:innen und Abonnements nach dem ersten Jahr) oder 17 Prozent auf Transaktionen für digitale Waren und Services zahlen. Für Small Business Program Developers fallen die Gebühren von 15 auf 10 Prozent.
  • Gebühr für die Zahlungsabwicklung: iOS-Apps im App Store können die Zahlungsabwicklung des App Store gegen eine zusätzliche Gebühr von drei Prozent nutzen. Entwickler:innen können einen Zahlungsdienstleister innerhalb ihrer App nutzen oder Nutzer:innen auf ihre Website verlinken, um Zahlungen ohne zusätzliche Gebühren an Apple abzuwickeln.
  • Core Technology Fee: iOS-Apps, die über den App Store und/oder einen alternativen App-Marktplatz vertrieben werden, werden 0,50 Euro für jede erste jährliche Installation zahlen, die eine Schwelle von 1 Million überschreitet.

Bisher hat Apple 30 Prozent (bzw. 15 Prozent bei kleineren Entwickler:innen) von den Einnahmen bekommen, die Apps generierten, das sinkt nun deutlich auf 20 Prozent oder weniger. Für Anbieter großer Apps hingegen kommt aber eine neue Gebühr dazu. Eine App mit 2 Millionen Downloads etwa hätte 500.000 Euro an Apple zu bezahlen – egal ob man die App nun im originalen App Store oder über einen alternativen App Store vertreibt.

„Core Technology Fee“ von Apple als Kostenfalle für europäische App-Startups

Warnungen vs. mehr Freiheiten

Apple ist es natürlich gar nicht recht, durch den DMA zu diesen drastischen Änderungen gezwungen zu werden – immerhin können nun etwa Epic Games („Fortnite“) oder Meta eigene App Stores auf dem iPhone platzieren, und Spotify kann endlich die Apple-Steuer loswerden (muss aber dann die Core Technology Fee berücksichtigen). „Die neuen Optionen für die Abwicklung von Zahlungen und das Laden von Apps in iOS eröffnen neue Möglichkeiten für Malware, Betrug und Betrugsversuche, illegale und schädliche Inhalte sowie andere Bedrohungen für Datenschutz und Sicherheit“, warnt Apple-Top-Manager Phil Schiller. Deswegen würde man Usern auch neue Schutzmaßnahmen bieten – etwa die Möglichkeit, die Installation von Apps, die nicht aus dem App Store kommen, zu unterbinden.

Jedoch wird nun auch spannend, was die Öffnung von iOS-Betriebssystem, der Browser Engine und der App Store gerade für europäische Startups bringen. Sie haben nun weit mehr als bisher die Chance, neue Services auf einer der wichtigsten Plattformen der Welt (mit zahlungskräftiger Kundschaft) zu etablieren – in einer Form, die bisher nicht möglich war.

Das Argument, dass die Öffnung gefährlich für User sei (Malware, Betrug und Co) ist nicht ganz richtig. Denn user haben ja weiterhin die Möglichkeit, im streng regulierten App Store zu laden und einzukaufen, aber sie haben auch die zusätzliche Möglichkeit, in einen alternativen App Store zu gehen und sich dort digitale Services zu holen, die sie vorher nicht bekommen haben.

Digital Markets Act: Twitter/X und Bing zu unwichtig, um als Gatekeeper zu zählen

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