Die führenden Flugtaxi-Startups und ihre größten Herausforderungen
Dem Straßenverkehr entkommen und stattdessen mit einem Kleinflugzeug über die Stadt fliegen: Diese Zukunftsvision wollen Unternehmen und Startups weltweit schon seit langer Zeit umsetzen. Flugtaxis, also Kleinflugzeuge, die mit oder auch ohne Einsatz von menschlichen Pilot:innen Passagiere über kurze Strecken transportieren können, waren in den vergangenen Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Wir haben uns die führenden Flugtaxi-Anbieter genauer angesehen und zeigen, wie weit ihre Entwicklung bereits fortgeschritten ist.
Fakt ist: Verschiedene Firmen wollen ihre eigenen Flugtaxis auf den Markt bringen, und immer wieder scheint der tatsächliche Start zum Greifen nahe zu sein. Doch neben vielen Etappensiegen bei der Entwicklung und der Regulierung sowie hohen Finanzierungsrunden für die entsprechenden Startups gibt es auch fast genauso viele Hürden. Denn die Jungfirmen müssen jahrelang mit hohen Ausgaben kämpfen, bevor sie tatsächliche Passagierflüge anbieten können. Dabei sind sie auf Finanzierungsrunden und staatliche Hilfen angewiesen, weswegen sie quasi permanent in der “Danger Zone” fliegen.
Volocopter
Eines der Paradebeispiele für Flugtaxis kommt aus Deutschland, nämlich Volocopter. Das 2007 in Bruchsal gegründete Unternehmen arbeitet fieberhaft daran, mit seinen Flugzeugen noch in diesem Sommer erste kommerzielle Flüge anzubieten. Die Lufttaxis von Volocopter sollen komplett batteriebetrieben sein und daher keine CO2-Emissionen auslösen. Abgesehen davon sollen sie so gut wie keinen Lärm machen und dadurch nahtlos ins Stadtbild passen.
Im Jahr 2022 hat die Firma den Unicorn-Status erreicht. In diesem Jahr wollte Volocopter erste Passagierflüge in Paris im Zuge der Olympischen Spiele anbieten – dieses Vorhaben klappte allerdings nicht ganz, Trending Topics berichtete. Denn es gibt immer wieder Hürden. So fehlt dem Unternehmen bis heute zum Beispiel die Musterzulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA). Diese ist für den regulären Passagierbetrieb notwendig. Volocopter hofft nach wie vor auf die Zulassung. Erst dann lassen sich tatsächlich Umsätze machen, bislang ist man noch auf Finanzierungsrunden angewiesen – ein Problem, mit dem alle Flugtaxi-Startups zu kämpfen haben. Dazu kommt noch, dass Bayern in diesem Jahr eine staatliche Kreditbürgschaft abgelehnt hat. Die Zahlungsfähigkeit von Volocopter steht daher trotz des Unicorn-Status auf der Kippe.
Lilium
Ebenfalls aus Deutschland stammt das Unternehmen Lilium. Für 2024 hatte das Scale-up ursprünglich die Markteinführung eines vollelektrischen, senkrecht startenden Flugtaxis geplant. Im April 2022 verschob das Unternehmen den Termin auf 2025. Der damalige CEO Daniel Wiegand erklärte, es sei ein hochkomplexes Programm, an der Sicherheit wolle Lilium keine Abstriche machen. Einen ersten erfolgreichen Testflug mit einem Prototyp konnte das Münchner Jungunternehmen 2017 absolvieren, eine neuere Version startete zwei Jahre später und schwebte anschließend auf der Stelle.
Immer wieder gab es für Lilium in der Vergangenheit große Finanzspritzen, seit September 2021 ist das Unternehmen außerdem an der amerikanischen Techbörse NASDAQ gelistet. Doch für das Scale-up waren die letzten Jahre nicht so einfach, wie man anhand dessen glauben könnte. Wie bei der Konkurrenz stauen sich die Verluste auf, der Börsengang brachte weniger Geld ein als erwartet und es mangelt immer wieder an Kapital. Die letzte große Finanzierung gab es im letzten Jahr, als Lilium 250 Millionen Dollar einsammeln konnte. Berichten zufolge hat das Unternehmen seit seiner Gründung Verluste in Höhe von 1,36 Milliarden Euro angehäuft. Auch Lilium bemüht sich derzeit um staatliche Hilfen.
FlyNow Aviation
Einen österreichischen Vertreter der Flugtaxi-Hersteller gibt es mit FlyNow Aviation. Das Salzburger Unternehmen entwickelt eine elektrisch betriebene Flugdrohne namens “eCopter”, die bis zu zwei Personen über kurze Strecken befördern soll. Das Unternehmen hat bislang Finanzspritzen im zweistelligen Millionenbereich eingesammelt, braucht aber nach eigenen Angaben noch wesentlich mehr. Nächstes Jahr plant das Jungunternehmen Cargoflüge in Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Joby Aviation
Ein wichtiger US-Champion bei Lufttaxen ist Joby Aviation. Das Unternehmen hat bereits 2009 die Arbeit an den Fluggefährten begonnen und 2015 dann den ersten Prototypen fliegen lassen.
Die Aktie verzeichnete zuletzt einen Kurssprung von mehr als sieben Prozent. Grund dafür ist die für sechs Jahre abgeschlossene Exklusivvereinbarung zwischen Joby Aviation und der Straßen- und Verkehrsbehörde in Dubai. Durch das getroffene Abkommen wird es für das Unternehmen möglich, Lufttaxidienste in den Vereinigten Arabischen Emiraten anzubieten. Der Service soll Anfang 2026 aufgenommen werden, eine frühere Einführung (bereits 2025) wird angestrebt. Die Straßen- und Verkehrsbehörde von Dubai habe für das Vorhaben unter anderem auch finanzielle Unterstützung zugesagt, so Joby Aviation.
Archer Aviation
Der wohl größte US-Konkurrent von Joby ist Archer Aviation. Die Firma wird von Stellantis und Boeing unterstützt und will im nächsten Jahr mit der Erprobung seines elektrischen Lufttaxis in Indien beginnen, bevor es im Jahr 2026 auf den Markt kommen soll. Archer hat sich im vergangenen Jahr mit InterGlobe Enterprises zusammengetan, das hinter Indiens führender Fluggesellschaft IndiGo steht, um die Lufttaxis auf den Markt zu bringen.
Hyundai
Nicht nur Startups sind im Bereich der fliegenden Taxis unterwegs. Auch große Konzerne wie der südkoreanische Hersteller Hyundai arbeiten aktiv an neuen Lösungen. Supernal, ein Tochterunternehmen der Hyundai Motor Group, hat in diesem Jahr eine neue Version eines elektrischen Senkrechtstarters mit der Bezeichnung S-A2 im Rahmen der CES in Las Vegas vorgestellt. Im Jahr 2028 sollen damit Passagiere befördert werden.
Bereits vor rund drei Jahren zeigte Hyundai die erste Version des Flugtaxis, damals als S-A1 bezeichnet. In diesem Jahr sollen die ersten Demonstrationsfahrzeuge zum Einsatz kommen, danach soll dann der Zertifizierungsprozess bei der FAA (Federal Aviation Administration) in Angriff genommen werden. Das ist Voraussetzung für kommerzielle Flüge.
Das Flugtaxi ist für eine Reisegeschwindigkeit von 120 Meilen pro Stunde (rund 190 km/h) in einer Höhe von rund 450 Metern ausgelegt. Es ist für „Fahrten“ zwischen Vororten und Innenstädten gedacht, bis zu 65 Kilometer soll die Entfernung betragen dürfen.
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