Hintergrund

Die grüne Wirtschaftspolitik des Fifteen Seconds Gründers: Stefan Stücklschweiger

Stefan Stücklschweiger hat das Fifteen Seconds Festival gegründet und zehn Jahre lang erfolgreich abgewickelt. Seit 2021 ist er Teil des Grazer Gemeinderats und unterstützt diesen mit seinem wirtschaftlichen Know-How. © Wild und Wunderbar, Ralph König
Stefan Stücklschweiger hat das Fifteen Seconds Festival gegründet und zehn Jahre lang erfolgreich abgewickelt. Seit 2021 ist er Teil des Grazer Gemeinderats und unterstützt diesen mit seinem wirtschaftlichen Know-How. © Wild und Wunderbar, Ralph König
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„Marketing Rockstars” hieß die erste Ausgabe des heute als „Fifteen Seconds” bekannten Festivals. Initiator Stefan Stücklschweiger hat das Event 2014 gegründet und mit 1300 Besucher:innen gestartet. 10 Jahre später konnte die Teilnehmer:innenzahl auf 10.000 gesteigert werden. Dass es jetzt kein Fifteen Seconds mehr geben wird, ist nicht nur für die Startup-Community und alle Innovator:innen schade, sondern auch für den Startup-Enthusiast und Unternehmer „ein persönlicher Tiefpunkt”, wie er im Interview mit Trending Topics verrät.

Unternehmer und Politiker: doppelter Impact für den Standort

Die Veranstalterfirma Fifteen Seconds Events GmbH ist pleite, ein Insolvenzantrag soll in den nächsten Tagen eingereicht werden. Stefan Stücklschweiger ist aber nicht nur Unternehmer und das Brain hinter dem Fifteen Seconds, sondern auch Politiker. Er hat einen Platz am Tisch des ÖVP-Gemeinderates in Graz, obwohl er nach eigenen Angaben „nie die klassische Parteibrille” aufgehabt hat. Zu seinen politischen Schwerpunkten gehören die Bereiche Wirtschaft, Startups und Innovation. Stücklschweigers politische Botschaft lautet: „Ich werde mit der Arbeit im Gemeinderat meinen Beitrag dazu leisten, dass Graz eine moderne, zukunftsorientierte und lebenswerte Stadt bleibt”, und will damit wohl die Seele des Fifteen Seconds widerspiegeln. Er habe sich in den letzten zehn Jahren immer für Jungunternehmen eingesetzt und stets über Parteigrenzen hinweg zum Festival eingeladen. „Jede:r, der mich kennt, weiß, dass mir Startups und Nachhaltigkeit am Herzen liegen.” Doch für das diesjährige Festival wollte sich das Budget einfach nicht ausgehen. Viele Sponsorenverträge hätten, wie jedes Jahr, erst im Mai unterschrieben werden sollen. So ist das in der Branche üblich – auch aufgrund der langen Vertragsverhandlungszeiten, wie Stücklschweiger verrät. „Dieses Mal haben zu viele Sponsoren gesagt, es geht sich nicht aus, weil sie weniger Budget zur Verfügung haben. Ich höre überall aus der Event-Branche, dass gespart wird. Die wirtschaftliche Lage in Österreich ist allgemein angespannt und Marketing-Budgets werden am schnellsten gekürzt.”

Bilanz als Gemeinderat

Neben seiner Rolle als Fifteen Seconds Initiator ist Stücklschweiger auch politisch aktiv. Konkret ist er einer von 48 Grazer Gemeinderäten und seit November 2021 im Amt. Trending Topics hat einen Blick auf seine politische Karriere geworfen: Letztes Jahr wurden von Stücklschweiger sieben Anträge eingebracht. Damit zählt er nicht zu den inaktivsten Mitgliedern, allerdings auch nicht zu den engagiertesten. Zum Vergleich: Die „fleißigsten” Gemeinderäte haben zwischen 40 und 155 Anträge eingebracht. Der Fifteen Seconds Founder befindet sich im Mittelfeld des Ratings – viele seiner Anträge befassen sich unmittelbar mit Anliegen, die die Grazer Innenstadt betreffen. Sein auf der Metaebene bedeutendster Antrag stammt allerdings noch aus dem Jahr 2022. Dieser stellt die Energiewende in Graz in den Fokus und verlangte, die vorhandene Fernwärmeversorgung sowie erneuerbare Energieträger dringlichst noch weiter auszubauen, um die Abhängigkeit vom Erdgas zu reduzieren.

E-Chopper-Verbot, erneuerbare Energie und Koralmbahn-Infrastruktur

Stücklschweiger hat zum Beispiel eine Petition eingereicht, die sich für ein „schnellstmöglich sektorales Verbot von ‚E-Choppern‘ und ‚E-Mofas‘” einsetzt. Da diese in seinen Augen Fußgänger:innen, Radfahrer:innen und andere Verkehrsteilnehmer:innen gefährden, sollte überprüft werden, welche Fahrradwege in Graz E-Mofa frei werden können. Derzeit arbeitet der Bund an einer Gesetzesänderung, die ÖVP möchte allgemein ein Verbot auf Grazer Radwegen einführen.

Ein weiteres Anliegen betrifft den Bau der „Koralmbahn”, ein großes Infrastrukturprojekt in Österreich, das eine neue Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Graz, Klagenfurt und Villach bis 2026 vorsieht. „Koralmbahn als Chance für Graz wahrnehmen”, lautet der Titel von Stücklschweigers Antrag zum Thema, in dem er sich für den Ausbau der Infrastruktur in den Regionen stark macht. Denn nur, wenn die Bahnstrecke gut erreichbar ist, könne die Wirtschaftsstandort Graz von der neuen Bahnstrecke profitieren. Deshalb müsse es „einen Ausbau der Haupt-, Begleit- und Zubringerinfrastruktur zur Koralmbahn” geben.

Ein Herz für Wirtschaftstreibende und Bäume

Die weiteren eingebrachten Anträge Stücklschweigers betreffen kleinere, lokal begrenzte Maßnahmen, wie etwa sein Engagement, die kostenlose Altstadtbim im Zentrum Graz aufrechtzuerhalten. Er stufe sie als wertvolles Projekt für Bewohner:innen ein, das weiterhin bestehen bleiben sollte – auch um die historische Altstadt zu beleben. Zum Hintergrund: Es gab Gerüchte zur Einstellung der Altstadtbim. Noch fährt sie wie gewohnt.

Dann gibt es die Forderung nach einem Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Innenstadtbetriebe vom September 2023. Aufgrund der vielen Umbauarbeiten in Graz haben einige Wirtschaftstreibende, die sich in der Nähe der Baustelle befinden, teilweise mit existenzbedrohenden Umsatzrückgängen zu kämpfen, so Stücklschweiger. Deshalb forderte er als Gemeinderat ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Innenstadtbetriebe sowie eine entsprechende Sonderdotierung des Wirtschaftsbudgets. Und auch die Bäume in Graz sind ihm ein Anliegen, deshalb setzt sich Stücklschweiger für Pflanzkübel ein. Bäume, die vorübergehend in Kübeln anstatt im Erdreich verpflanzt werden seien „innovativer” und müssten bei zukünftigen Baustellen nicht gefällt werden.

Engagement fürs Grätzl

Die weiteren eingebrachten Anträgen beziehungsweise Fragestellungen an Bürgermeisterin-Stellvertreterin Judith Schwentner beziehen sich auf lokale Kleinstprojekte. Zum Beispiel, wenn es um die Kosten für die Beseitigung bzw. Wiederanbringung der Bodenmarkierungen für die Parkzonen in der Zollgasse geht. Diese befindet sich in Gehweite des Firmensitzes der Fifteen Seconds Events GmbH und wurde im Vorjahr „erneuert”, da Baumschutzmaßnahmen durchgeführt wurden. Und dann gibt es da noch eine Kreuzung, die sich direkt um die Ecke des Fifteen Seconds Büros befindet: Die damals neu gestaltete Annenstraße, Kreuzung Elisabethinergasse. Hier ortete der Gemeinderat ein dringendes Sicherheitsanliegen, da laut ihm Fahrradfahrer:innen durch rechts abbiegenden KFZ-Verkehr gefährdet wurden. Gefordert hat er deshalb mehr Sicherheit für Radfahrer:innen an dieser Kreuzung. Ein Ausflug durch die Antragstellungen des Wirtschaftspolitikers Stefan Stücklschweiger gibt einen Eindruck über sein Engagement für die Stadt, die ihm am Herzen zu liegen scheint, denn reich wird man als Gemeinderat jedenfalls nicht. Der jährliche Bruttobezug beträgt knapp 32.000 Euro.

Unternehmer auch in schlechten Zeiten

Mit einem abschließenden Blick auf das abgesagte Fifteen Seconds Festival sagt Stücklschweiger: „Ich bin gerade dabei mein erstes riesengroßes Fuck-up zu beseitigen. Unternehmer bin ich auch in schlechten Zeiten, deshalb werde ich jetzt nicht aufgeben und mich verstecken. Über die Fifteen Seconds Events GmbH wird demnächst ein Insolvenzverfahren in Fremdverwaltung eröffnet. Stücklschweiger erzählt sich zukünftig auf sein zweites Projekt, die Micro-Learning Plattform „Fifteen Seconds Path“ fokussieren zu wollen und weiterhin alles dafür geben, damit diese erfolgreich bleibt.

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