Die Höhle der Löwen: Burgenländerin mit Mode-Startup gerät ins verbale Kreuzfeuer der Investoren
In der zweiten Folge der deutschen TV-Show “Die Höhle der Löwen” ist das erste Jungunternehmen dieser Staffel aus Österreich aufgetreten. Und es gab wohl selten Kandidaten, die so viel Kritik einstecken mussten. “Das kann doch jeder”, fiel Investor Frank Thelen der Gründerin Kimberly Lang am Ende ihres Pitches beinahe ins Wort. Die 27-Jährige hat mit Trinity ein Kleidungssystem entworfen, mit dem sie die Modebranche revolutionieren will: “Bis zu zwei Unterteile lassen sich mit allen unserer Oberteile über einen Reißverschluss verbinden”, erklärt Lang vor den Investoren. “Der Vorteil: die Bluse verrutscht nicht und zeichnet sich nicht ab.”
Trinity: Burgenländerin im Kreuzfeuer
“Dass ich oben etwas anderes anziehen kann als unten ist doch keine Erfindung”, leitet Thelen eine minutenlange Welle der Kritik ein. TV-Shopping-Expertin Judith Williams kommt nach vorne, wo drei schlanke Models in Reißverschluss-Outfits stecken. Nicht jeder sei so schlank, ein Reißverschluss doch nicht elastisch und außerdem sei eben jede Frau anders gebaut und das Kleidungssystem unflexibel. “Das sind 95 Prozent Retouren”, sagt Williams. Warum das Modell denn nicht einfach einen Rock und ein Oberteil anziehen könne? Die nach wie vor gut gelaunte Erfinderin kontert, dass das Oberteil ja verrutschen würde. “Das Problem habe ich nie”, meint Williams.
Auf der Ungemütlichkeitsskala noch weiter nach oben geht es, als sich die Investoren der Bewertung des österreichischen Modelabels “Trinity” widmen. Für 10 Prozent hatte Kimberly Lang, die sich als Autodidaktin bezeichnet, 500.000 Euro gefordert. Ergibt eine satte Bewertung von 5 Millionen Euro. “Ich habe mir angeschaut, wie groß der Markt ist”, sagt die Jungunternehmerin und sorgt in der Runde für Stirnrunzeln. “Wieviele Menschen, wieviele Frauen, wieviele Unterteile, wieviele Oberteile? Sorry, du willst uns jetzt verarschen”, fragt Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer. Die Antwort kommt mit einem Lächeln: “Nein, will ich nicht”. Thelen wird noch deutlicher: “Den nächsten Gründer, der mir sagt: ‘weil der Markt so groß ist, bin ich so viel wert’, schmeiße ich hinaus”. Und: “Das ist eine Sechs und setzen. Ich bin raus”.
Pazls: Möbelbauer dürfen Investor aussuchen
Ein Möbel-Startup, das Ikea und Co mit einem eigenen System den Kampf ansagt: Vor rund drei Jahren gegründet, sucht die Jungfirma Pazls bei “Die Höhle der Löwen” Investoren, die 400.000 Euro für 20 Prozent springen lassen. Der Clou des systems, das schon mit Design-Awards ausgezeichnet wurde: anstatt Schrauben und Nägel halten die Kästen mittels Magneten zusammen und können so auch nach dem Kauf individuell neu zusammengesteckt werden. Produziert wird in Polen, in drei Jahren soll der Umsatz auf 7 Mio. Euro klettern – und dass bei Online-Only-Vertrieb.
Die Pazls-Gründer konnten schließlich Investorin Dagmar Wöhrl und Frank Thelen begeistern. Beide wollten sich 25 Prozent für 400.000 Euro kaufen. “Das Know-how, das uns wirklich fehlt, sehen wir größtenteils bei Frank Thelen”, so die Pazls-Gründer und entschieden sich letztendlich für den prominenten Seriengründer.
Furryfit: GPS fehlt für einen Deal
Österreichische Zuseher werden sich bei dem Auftritt von Furryfit an das oberösterreichische Startup Tractive erinnert fühlen. Auch Furryfit will sich mit einem Gesundheits- und Aktivitäts-Tracker für Hunde am Markt durchsetzen, allerdings etwas anders. Der Tracker am Halsband soll den Kalorienverbrauch des Hundes auf Basis seiner Bewegungen berechnen, per App dann wird empfohlen, was und wieviel der Hund essen soll. Eine Möglichkeit für Upselling, schließlich könnte man per App ja auch gleich Futter automatisch nachbestellen.
In der Diskussion mit den Investoren stellte sich dann aber heraus, dass der Tracker noch nicht über eine zentrale Funktion verfügt: GPS-Ortung. Daten werden lediglich per Bluetooth ans Smartphone des Hundebesitzers übertragen – live nachsehen, wo der Vierbeiner gerade herumläuft, kann man nicht. “Wenn GPS schon drinnen gewesen wäre, hätte ich gesagt. Mensch, toll, super”, meinte Dagmar Wöhrl, die genauso wenig einsteigen wollte wie Carsten Maschmeyer. “Ihre Bewertung ist bei weitem zu hoch, und die wichtigste Funktion, das Tier per GPS orten zu können fehlt. Was ich aber am meisten vermisse: ihre Begeisterung.” Die 15 prozent der Firmenanteile für 200.000 Euro wurde Furryfit am Ende nicht los.
Spooning Cookie Dough: Gründer löffeln ein Investment
Warum backen, wenn man den Teig auch gleich so essen kann. Dachten sich die beiden Gründer von Spooning Cookie Dough und brachten einen Keksteig auf den Markt, den man wie Eis löffeln kann. Er enthält weder Eier noch Backpulver, kann jedoch – so man will – auch zu Keksen gebacken werden. Primärer Einsatzzweck ist aber der Verkauf auf der Straße über Popup-Stores, die Kugel bekommt man dort um rund 2 Euro.
Den Investoren schmeckten die Mischungen des Startups sichtlich, zwei schlugen dann auch zu. Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl gaben eine Investment-Zusage von 210.000 Euro, wollten dafür aber deutlich mehr als die ursprünglich von den Gründern gebotenen 18 Prozent. Wöhrl und Dümmel schnappten sich schließlich satte 38 Prozent der Firma. Immerhin haben sie den beiden Gründern gemeinsam mehr als 50 Prozent gelassen.
Hygienischer Blut abnehmen in Krankenhäusern
Die beiden Jugendfreunde Karl Hartmann und Konstantin Altrichter sind ein ideales Gründerduo: Hartmann ist Wirtschaftsingenieur und Altrichter ist Arzt. Der Jungmediziner will das Blutabnehmen in Krankenhäusern hygienischer gestalten und hat gemeinsam mit seinem Freund Daisy Grip entwickelt. Der Stauschlauch lässt sich im Unterschied zu herkömmlichen Staubändern desinfizieren und ist derzeit im Prototypen-Stadium. Mit Investoren wollten sie das Produkt auf den Markt bringen. Carsten Maschmeier bietet 100.000 Euro für 25 Prozent – die Gründer wollten ursprünglich nur 10 Prozent abgeben, nehmen das Angebot aber an.
Startkapital für den ältesten Gründer der TV-Show
Rudolf Wild ist der älteste Gründer, der bisher an der TV-Show teilgenommen hat. Der 79-jährige Tischlermeister und Hobbygärtner hat ein Gartengerät entwickelt: die patentierte Ruwi-Multiharke 4 in 1. Jedes einzelne Gartengerät wird von Wild per Hand geschärft. Die Investoren sind begeistert, jeder will für sich selbst eine Ruwi-Harke. Dann legt der Hobbygärtner Zahlen auf den Tisch, die in den potenziellen Kunden die interessierten Investoren wecken: Vergangenes Jahr hat Wild rund 400 Harken verkauft, die Produktion kostet pro Stück 16 Euro, verkauft wird um 65 Euro. Ralf Dümmel schlägt ein und gibt dem Erfinder 80.000 Euro für 30 Prozent der Firma.
Die zweite Folge der fünften Staffel von „Die Höhle der Löwen“ kann man sich als Stream bei TVNOW ansehen.