Die Höhle der Löwen: „Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass das kompletter Schwachsinn ist“
Zahnreinigung ist das Thema von Burak, Louis und Marc, den ersten Gründern, die in dieser Folge bei den Löwen überzeugen möchten. „Wingbrush“ heißt das 2015 gegründete Unternehmen der drei Freunde. Zwei Produkte liegen im Fokus: Eine neuartige Interdentalbürste, die die so oft vernachlässigten Zahnzwischenräume ordentlich reinigen soll. Dank eines speziellen Aufbaus knickt die dünne Bürste nicht und die Anwendung ist einfach und problemlos durchzuführen. Außerdem hat Wingbrush eine Zahnseide entwickelt, die dank Aktivkohle die Zähne auch reinigt. Der Pitch ist gut, dahingehend sind sich alle potenziellen Investoren einig. Dagmar Wöhrl: „Der Pitch ist sympathisch, mich überzeugt aber das Produkt nicht“.
Auch Glagau glaub nicht an die Idee, während Carsten Maschmeyer der Innovationsgrad nicht hoch genug ist. Auch die Idee, über Zahnarzt-Empfehlungen Marketing zu betreiben, gefällt nicht: „Der Zahnarzt ist kein Point of Sale, das ist ein Point of Fear“. Kofler ist deutlich unsicherer, findet die Idee gut, stößt sich letztlich aber an der Bewertung von 400.000 Euro für 15 Prozent der Anteile. Bleibt noch Ralf Dümmel. Der findet 400.000 Euro für das Marketing erst zu wenig, macht dann aber doch ein Angebot: 25 Prozent für die gewünschte Summe. Die drei Gründer bieten nach der obligatorischen Beratung 20 Prozent, Dümmel schlägt ein – Deal.
Schwere Zeiten für Schaulustige
Für munteres Rätselraten sorgt der Aufbau für den nächsten Pitch. Nachgebaut ist eine Unfallszene, die Aufklärung folgt dann auf dem Fuß. Dieter Mohn hat mit seiner Firma „GI German Inflatable“ eine aufblasbare Sichtschutzwand erfunden, die er als „Gafferwand“ bezeichnet. Lästige Schaulustige sollen damit vom Gaffen an Unfallstellen abgehalten werden. 100.000 Euro möchte der 62-jährige Erfinder für 20 Prozent der Firmenanteile. Die Idee finden alle Löwen gut, das Problem mit filmenden und fotografierenden Schaulustigen scheint bekannt zu sein.
Der Haken an der Sache: Die Gafferwand richtet sich vorrangig an Feuerwehren und Polizei – und die muss der Staat ausrüsten. Das erklärt auch, warum Mohn bislang nur 30 Stück verkaufen konnte. Glagau steigt darum aus: „30 verkaufte Stück zeigt, dass niemand bereit ist, das Produkt zu kaufen“. Nach ihm verabschieden sich auch Dümmel und Kofler, beide sehen vor allem die Tatsache, dass der Staat bzw. das Land öffentliche Ausschreibungen tätigen muss, als schwierig an. Der Kundenkreis sei schlichtweg schwer zu knacken, Ministerien zu überzeugen sei laut Dagmar Wöhrl sehr herausfordernd. Helfen kann dabei niemand, alle Löwen steigen aus.
Nähen 2.0
Rätselhaft präsentiert sich auch der nächste Pitch, genannt „Pattarina„. Thelen denkt an eine smarte Nähmaschine, Dagmar Wöhrl glaubt, es ist ein Produkt zum Schneiden von Stoffen. Weder noch: Markus Uhlig und Nora Baum haben eine App entwickelt, die Schnittmuster mittels AR direkt auf den Stoff überträgt. Bislang sind Schnittmuster großteils als Papiervorlage erhältlich, die Vorbereitung kann dadurch laut den Gründern bis zu drei Stunden in Anspruch nehmen. Die App wird lediglich gestartet, dann wird das Schnittmuster geladen und das Smartphone über den Stoff gehalten. Dank eines Ankerpunktes lässt sich das Muster beliebig verschieben und letztlich einfach abzeichnen. Derzeit laufen Tests mit rund 1.500 Installationen, Geld verdient haben die beiden Gründer mit ihrer Idee noch nicht.
Kofler sieht den Kundenkreis zu klein und das Geschäftsmodell zu kritisch, Glagau kann mit der Nähwelt nichts anfangen. Carsen Maschmeyer prescht dann etwas überraschend nach vor und bietet die gewünschten 100.000 Euro, allerdings für 20 Prozent. Die Gründer wollten nur 12,5 Prozent hergeben. Das Angebot bleibt unbeantwortet, Kofler und Thelen fehlen noch. Ersterer steigt aus, „das Thema ist mir zu weit weg“. Auch Thelen beginnt ähnlich, glaubt aber an die Skalierbarkeit des Produktes und bietet letztlich doch die gewünschten 100.000 Euro – allerdings für 25 Prozent. Nach langer Beratung geben die beiden Gründer ein Gegenangebot über 20 Prozent ab, letztlich werden es dann 22 Prozent für 100.000 Euro und ein Deal mit Frank Thelen.
+++Rock The Billy: Villacher Fitness-Tanz-Firma pitcht bei „Die Höhle der Löwen“+++
Tanzen als Geschäft
Ratlose Gesichter, die Dritte: Worum es sich bei „Rock The Billy“ handeln könnte, stellt die Löwen vor ein großes Rätsel. Schallplatten oder Musik sind die Tipps, ganz falsch ist beides zumindest nicht. Die beiden Österreicher Rene Taumberger und David Pirker haben die Firma gegründet und bieten 20 Prozent des Unternehmens für 120.000 Euro. Rock The Billy bietet „Group-Dance-Fitness-Workouts“ an – eine Kombination aus Tanz und Cardio-Training. Das Geschäftsmodell setzt sich aus mehreren Aspekten zusammen. Geld verdienen wollen die Gründer einerseits über die Ausbildung neuer Trainer, andererseits aber auch über ein Abomodell (für Musik und neue Tänze) und Merchandising. Als Vorbild dient Zumba.
Das findet nicht nur Frank Thelen schwierig: „Das ist eine 1:1-Kopie von Zumba. Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass das kompletter Schwachsinn ist“. Ihm sei die Idee zu platt. Carsten Maschmeyer springt auf den Zug auf, rät aber noch, die Skalierbarkeit kritisch unter die Lupe zu nehmen. „Viele haben das versucht, fast nie hat es geklappt – warum bei Ihnen?“. Auch Nils Glagau und Ralf Dümmel verabschieden sich. Georg Kofler scheint am meisten überzeugt zu sein, kann sich letztlich aber auch nicht zu einem Investment durchringen.
Tee mit Schuss
Die letzten Gründer mischen Tee und Spirituosen. Vincent Efferoth und Lukas Passia leben in England und waren auch dort schon bei den „Löwen“ – die auf der Insel allerdings Drachen („Dragons‘ Den“) sind. 450.000 Euro wollen die beiden für ihren Noveltea, den es bereits in drei Varianten (immer ein spezieller Tee plus ein alkoholisches Getränk) zu kaufen gibt. Die Löwen zeigen sich interessiert, stören sich aber an der sehr hohen Bewertung. Der letzte Umsatz ist, um auf die Bewertung zu kommen, um den Faktor 13 hochgerechnet.
Das ist Frank Thelen zu viel, ebenso wie Ralf Dümmel. Carsten Maschmeyer wird deutlicher: „So toll ist die Erfindung nicht.“ Außerdem fehle ihm auch das Innovationspotenzial. Judith Williams trinkt kaum Alkohol und ist darum raus. Bleibt noch Dagmar Wöhrl, die die Idee neu und spannend findet – und tatsächlich investieren will, allerdings nur für 20 Prozent. Auf die Frage, ob Wöhrl auch das Investment proportional erhöhen würde, kassieren die Gründer eine Absage. „Ihr kennt meinen Wert“. Beratung, 15 Prozent als Gegenangebot. Letztlich passt das, allerdings unter der Prämisse, dass Dagmar Wöhrl einen Euro pro verkaufter Flasche bekommt, bis die 450.000 Euro abgezahlt sind. Deal.