Die Höhle der Löwen: Investoren reißen sich um den „Tesla der Friseurindustrie“
Die erste Folge der neuen Staffel „Die Höhle der Löwen“ auf VOX hat gleich eine satte Investmentzusage für einen sehr ambitionierten Friseur gebracht: Frank Brormann ist seit 25 Jahren selbstständiger Friseurmeister, mit einem Patent will er das Haareschneiden auf der ganzen Welt verbessern. Zwei Investoren-Teams rissen sich förmlich darum, beim weiteren Aufbau des Calligraphy Cut, einem neuartigen Schneidemesser für Friseure, mit an Bord sein zu dürfen. Brormann entschied sich schließlich für das Investoren-Duo Frank Thelen und Judith Williams. Die beiden lassen gemeinsam eine Million Euro (500.000 in Cash und 500.000 Mediavolumen) springen, um sich mit 25 Prozent an Brormanns Unternehmen zu beteiligen. Ein ähnliches Angebot der beiden Investoren Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl schlug Brorman aus.
Der „Kalligraph“ sei der „Tesla der Friseurindustrie“, meinte Brormann über seine Erfindung. Das Schneidemesser (ca. 300 Euro im Verkauf) soll Haare schräg anscheiden und ihnen so mehr Volumen, Seidigkeit, und Glanz verleihen. 900.000 Euro hat er mit dem Werkzeug im letzten Jahr Umsatz gemacht, und mit neuen Produkten als Beiwagerl soll das mit Hilfe von Thelen und Teleshopping-Queen Williams noch viel mehr werden. Denn Brormann verkauft nicht nur das Instrument alleine an Friseure, sondern auch gleich Seminare zur richtigen Handhabung, einen Club und austauschbare Messer obendrein.
Als kleines Feature bewertet Serien-Gründer und Startup-Coach Florian Kandler hier die Pitches der Unternehmen aus der 1. Folge.
100.000 Euro für den bisher jüngsten Gründer
Tobias Gebracht ist der jüngste Gründer, der bisher in der TV-Show “Höhle der Löwen” einen Deal abgeschlossen hat. Der 20-Jährige hat einen Staubsauger-Aufsatz (Catch Up) entwickelt, der Kleinteile wie Schmuck oder Spielzeug auffängt, wenn sie versehentlich eingesaugt werden. Auf die Idee gebracht habe ihn seine Oma, erzählte Gebracht in seinem Pitch. Vor zwei Jahren hatte sie einen Ohrring eingesaugt und der Enkel musste den Staubbeutel aufschneiden. “Man muss wissen, was man kann und was nicht”, sagte der angehende Jungunternehmer.
Er habe den Prototypen und suche Investoren, die ihm beim Aufbau von Produktion und Vertrieb helfen. Die Jury war begeistert. Sogar Frank Thelen, der nach eigenen Angaben noch nie in seinem Leben selbst staubgesaugt hat. Die Forderung des jungen Gründers war bescheiden, für 100.000 Euro war er bereit, 35 Prozent seines künftigen Startups abzugeben. Carsten Maschmeyer hätte gerne eingeschlagen, Gebracht entschied sich dann aber für Problemlöser-Profi Ralf Dümmel: “Ich bin Ralf. Du wirst dich an den Namen gewöhnen müssen”, zeigte sich der begeistert von dem Erfinder, der quasi annehmen musste: “Ich fall um, wenn du dich nicht für mich entscheidest”, versicherte ihm Dümmel.
Jack F. lehnt Angebot ab
Julia Huthmann ging in der ersten Folge der “Höhle der Löwen” leer aus. Die 34-Jährige konnte sich mit den Investoren nicht auf eine Unternehmensbewertung einigen, mit der beide Seiten leben könnten. Unter der Marke Jacky F. lässt die Jungunternehmerin in Sri Lanka Jackfruit in Dosen abfüllen und importiert sie nach Deutschland als gesunde vegetarische Fleisch-Alternative. Die Kostproben überzeugten die Jury und Food-Startup-Experte Frank Thelen wäre mit 25 Prozent für 260.000 Euro dabei gewesen. Huthmann wollte aber nur 10 Prozent abgeben und lehnte ab.
500.000 Euro für Touch-Leuchtmosaike
Dass alle Investoren mit offenen Mündern einer Startup-Präsentation folgen, passiert bei der “Höhle der Löwen” nicht oft. Florian Nübling und Tiziana Kleiner ernteten für ihre Lichtlösung Volatiles Lightning Lob von allen Seiten. Die Leuchte besteht aus einem Glasmosaik, das sich aus Modulen zu beliebiger Größe zusammensetzen lässt. Die Fläche wird von hinten mit LEDs beleuchtet, die einzeln angesteuert werden können, um verschiedenen Lichtbilder zu erzeugen. Die Fläche ist zudem ein großer Touchscreen, auf dem mit der flachen Hand “gemalt” werden kann. Die Gründer wünschten sich viel Geld, 500.000 Euro für 10 Prozent und gute Kontakte unter anderem zu Luxus-Jacht-Herstellern. Trotz aller Begeisterung kam nur von Carsten Marschmeyer ein Angebot: “Ich habe das Netzwerk, die Bewertung ist aber zu hoch”. Die Gründer einigten sich mit dem Finanzprofi auf 20 Prozent für die halbe Million Euro.
Kein Investment für Cheerleader-Sportkleidung
“Das Produkt ist nicht meins. Aber ihr seid echt ein tolles Team.” Thelens Aussage über das Hamburger Startup Swedish Fall stand dann schließlich stellvertretend für die Meinungen der Investoren-Jury. Diese haben 2017 Sportbekleidung für Cheerleader auf den Markt gebracht, die mit Anti-Rutsch-Noppen im Hüftbereich und an den Knöcheln für sicheren Halt bei schwierigen Figuren sorgen soll. Während das Team begeisterte, waren den potenziellen Geldgebern dann aber die Expansionspläne zu unklar und die Marktnische zu klein. 180.000 Euro für 15 Prozent der Geschäftsanteile wollten die Gründer einnehmen. Jedoch: “Um eine Marke aufzubauen, brauchen Sie sehr viel Geld”, so Investorin Wöhrl. Da seien andere Summen notwendig.
Wöhrl gab dann auch eine Lektion in Sachen Vertrieb, weil sich Swedish Fall stark auf eCommerce fokussiert. “Sie wissen schon, dass der Trend ist, nicht nur online oder nur stationär zu verkaufen, dass das die Kombination die Zukunft sein wird?”, so die Investorin. Thelen musste schließlich Grundlegendes erklärt werden, als er fragte: “Was ist eigentlich Cheerleading? Ist das eine eigene Sportart?” Ja, ist es. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat es provisorisch als olympische Sportarten anerkannt, 2024 könnte Cheerleading dann olympisch werden.
Die erste Folge der fünften Staffel von „Die Höhle der Löwen“ kann man sich als Stream bei TVNOW ansehen.