Business 2 Startups: Die Neobanks, die nach Gründern angeln
Einer unserer Leser aus dem Silicon Valley hat es mal augenzwinkernd „B2S“ genannt – kurz für Business to Startups. Und tatsächlich: Gerade in den USA, aber mittlerweile auch in Europa kommen immer mehr Startups ans Tageslicht, die den Startup-Sektor an sich als Markt verstehen und dezidierte Services bauen, die speziell die Bedürfnisse von Gründern und schnell wachsenden, digitalen Jungfirmen bedienen wollen.
Einer der wichtigsten Bausteine dafür sind Finanz-Services. So hat sich eine ganze Reihe an Neobanken in Europa formiert, die vor allem eines zum Ziel haben: Sie wollen, Freelancer, Selbstständige, Startups und teilweise auch KMU als Kunden gewinnen und ihnen rund um ihr Geschäftskonto nützliche Services für den Business-Alltag bieten. Das geht von der Servicierung von verschiedenen Rechtsformen (Einzelunternehmer bis AG) über die Buchhaltung und Verwaltung von Belegen bis hin zur Ausgabe von Bankkarten für die Mitarbeiter.
Banken bauen wie mit Lego
Während einige Anbieter bereits länger am Markt sind, haben vor allem so genannte „Banking as a Service“-Plattformen (BaaS) für einen Boom unter den Neobanks gesorgt. Selbst Startup, bauen Anbieter wie Qonto, Kontist oder Penta auf den BaaS-Plattformen von solarisBank oder Treezor auf. Wieder andere kommen aus dem Consumer-Geschäft und gehen nun auch verstärkt in Richtung Geschäftskunden, und auch etablierte Großbanken wie die BBVA aus Spanien oder die Deutsche Bank haben sich in dem Bereich mit eigenen Angeboten bzw. mit Zukäufen positioniert.
Hier ein Überblick über die Neobanks, die nach Startup-Gründern angeln:
Qonto | Kontist | Fidor Bank | Holvi (BBVA) | Soldo | |
Zielgruppe | Einzelunternehmer, GmbH, AG | Freelancer, Selbstständige | kleine und mittlere Unternehmen | Freelancer, Selbstständige | Unternehmen jeglicher Größe |
Herkunft | Frankreich | Deutschland | Deutschland | Finnland | GB |
Gründung/Start | 2016 | 2016 | 2009 | 2011 | 2015 |
Einzelgebühr Monat | ab 9 Euro | ab 0 Euro (ohne Karte), ab 9 Euro (mit Karte) | ab 5 Euro im Monat | ab 0 Euro | ab 5 Euro im Monat |
Limit Kartenzahlung | 20.000 | k.A | Auftragslimit 500, Tageslimit 1.000 | k.A | 10.000 Euro |
Limit Bargeld- abhebung / Kosten Bargeldabhebung |
1000 Euro Limit, keine Kosten | k.A | 3 Euro pro Abhebung (+1,5 % bei Fremdwährung) | 2,5 Prozent bei jeder Abhebung | 250 Euro / transaction |
Kartentyp | Mastercard Premium | Visa Business Debit Karte | digitale Debit Mastercard | Holvi Business Mastercard | Soldo Mastercard |
Kartenzahlung Fremdwährung | 2 % Gebühr | 1,7 % | 1,5 % | 2 % | 10 Euro |
Gebühren für Einlagehöhe | k.A | k.A | 0,4 Prozent ab 100.000 Euro | k.A | k.A |
Kreditvergabe | nein | Ja (bis 5.000 Euro) | Ja (bis 50.000 Euro) | nein | nein |
Penta | Fyrst (DB) | N26 | BunQ | |
Zielgruppe | Startups & KMUs | Unternehmer & Freiberufler | Selbstständige und Freelancer | Freiberufler, Selbständige |
Herkunft | Deutschland | Deutschland | Deutschland | Niederlande |
Gründung/Start | 2016 | 2019 | 2013 | 2012 |
Einzelgebühr Monat | ab 9 Euro im Monat | ab 0 Euro | ab 0 Euro | 9,99 Ero im Monat (25 Unterkonten) |
Limit Kartenzahlung | k.A | 15.000 Euro | k.A | k.A |
Limit Bargeld- abhebung / Kosten Bargeldabhebung |
2,50 (über Kontingent von 3/Monat) | 1 %, mindestens 5,99 Euro | 2500 | 10 kostenlose Abhebungen pro Monat inklusive & danach € 0,99 pro Abhebung |
Kartentyp | Visa Penta Debitcard | Fyrst Card (Debit) | Mastercard Business | Mastercard |
Kartenzahlung Fremdwährung | 1 % | 1,5 & (mind 6 Euro) | 1,75 % Fremdwährungs- aufschlag |
Mastercard Wechselkurs |
Gebühren für Einlagehöhe | k.A | k.A | Für Einlagen über 50.000 Euro Verwahrentgelt von 0,5 % p.a | € 0,03 pro Tag pro € 1.000 |
Kreditvergabe | ja (bis 250.000 Euro) | ja (k.A.) | ja (bis 50.000 Euro) | nein |
Für potenzielle Kunden lohnt der Vergleich. Während manche Anbieter eher auf Freiberufler und Einzelunternehmer spezialisiert sind, wollen andere Unternehmen bis hinauf zur Aktiengesellschaft betreuen. Jede Firmengröße hat unterschiedliche Anforderungen, was bei der Auswahl zu berücksichtigen ist.
Auch eine Frage der Kredite
Fest steht, dass es wohl noch nie so einfach wie heute war, selbst Finanzdienstleistungen für andere Firmen anzubieten. Noch ist offen, welche der Anbieter sich letztendlich durchsetzen werden und ob es in Europa zu einer Konsolidierung am Markt kommen wird. Fintech ist jedenfalls jener Bereich, in dem europäische Investoren nach wie vor sehr viel Geld buttern – und Startups, die mit ihren Angeboten viele Geschäftskunden gewinnen können, werden gerade in der Corona-Krise interessant für VCs sein. Unterschiedliche Anbieter berichten von starker Nachfrage auch während Corona.
Spannend wird für die Neobanks sein, wie viele der Kunden wegen der Wirtschaftskrise wieder wegbrechen, und ob es 2021 (wie viele voraussagen) zu einer neuen Gründerwelle kommen wird. Gefragt wird dann aber vor allem eines sein: Das die Neobanks nicht nur günstige Geschäftskonten und schicke Apps im Portfolio haben, sondern auch Kredite. Denn diese werden viele Firmen, sofern sie das nicht ohnehin schon tun, auch künftig suchen.