FinTech

Die österreichische Post hat die Chance, eine Challenger-Bank zu bauen

© W. Streitfelder für Österreichische Post AG
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Banken wie N26 haben gegenüber traditionellen Bankhäusern entscheidende Vorteile. Sie haben keine Jahrzehnte alte IT, die mühsam am Leben erhalten werden muss, keinen aufgeblähten Personalapparat und keine komplizierte Organisationsstruktur. Kurz gesagt: sie können ein modernes Banking „from scratch“ bauen. Die österreichische Post hat nun fast die gleiche Chance. Sie hat sich mit der deutschen FinTech Group einen Partner geholt, bei dem schon die deutsche Startup-Schmiede Rocket Internet einsteigen wollte.

Ablöse der Bawag in den Postfilialen

Der Deal sieht so aus: Die beiden Unternehmen gründen gemeinsam eine Bank, deren Name noch nicht feststeht. Diese Bank wird 2019 die Bawag in den Postfilialen ablösen – das österreichische Institut hatte zum Börsengang vergangenes Jahr die Partnerschaft aufgekündigt. Die Verbandelung mit der FinTech Group ist aber noch enger. Die Post übernimmt sieben Prozent des börsennotierten Unternehmens um 35 Millionen Euro und erhält einen Sitz im Aufsichtsrat. Die neue Bank wird mit 200 Millionen Euro Eigenkapital ausgestattet, von dem die beiden Partner jeweils die Hälfte einbringen.

„Das Joint Venture mit der Österreichischen Post stellt die ideale Kombination dar, um die modernste und erfolgreichste Hybrid-Bank in der DACH-Region zu bauen. Diese Bank kann wegweisend für zukünftige Geschäftsmodelle sein und eine Antwort auf die gesellschaftspolitische Frage dieses Jahrhunderts geben, wie sich Finanzdienstleistungen in der Zukunft vor dem Hintergrund der Digitalisierung entwickeln werden“, wird FinTech-Vorstandschef Frank Niehage in einer Aussendung zitiert. „Unserem Ziel, Europas größter Anbieter für Finanztechnologie zu werden, kommen wir durch unser Joint Venture mit der Österreichischen Post einen entscheidenden Schritt näher“.

Zum Start bereits 30.000 Kunden

Ganz von Anfang muss die Post nicht beginnen, die Bank aufzubauen. Die FinTech Group bringt 30.000 Kunden ein, die sie mit ihrem Online-Broker flatex bereits in Österreich hat. Das wird noch von der Aufsichtsbehörde geprüft. Außerdem übernimmt die deutsche Firma die gesamte IT für die neue Bank. Das ist nämlich das Kerngeschäft der FinTech-Group: Sie ermöglicht es anderen Unternehmen in kürzester Zeit eine Direktbank oder einen Onlinebroker aufzusetzen.

FinTech Group ließ Rocket Internet abblitzen

Das war es auch, was die bekannte Startup-Schmiede Rocket Internet auf den Plan gerufen hatte. 2016 gab es eine erste Kooperation, um die Sparte FinTech bei dem Company-Builder der Samwer-Brüder anzukurbeln. Ein gemeinsames Baby ist das Festgeld-Portal Zinsgold. 2017 wollte Rocket mehr. Zumindest eine größere Beteiligung an der FinTech Group. Vorstandschef Niehage ließ Rocket-Boss Oliver Samwer abblitzen.

Die FinTech Group wird von Börsenprofis schon seit geraumer Zeit als Geheimtipp gehandelt und gerne mit Wirecard verglichen, das kürzlich die Commerzbank im deutschen Leitindex DAX ersetzte. Der Aktienkurs hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verfünffacht und für heuer peilt das Unternehmen einen Umsatz von 120 Millionen Euro und einen Gewinn von 40 Millionen Euro an. Zur FinTech Group gehört der erfolgreiche Onlinebroker flatex, den das Unternehmen zur größten Online-Trading-Plattform Europas ausbauen will.

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