Die Stadt Wien schreibt Forschungsprojekt „Digitaler Humanismus“ aus
Monopolistische Tech-Riesen wie Google, Facebook und Tencent bedrohen demokratische Prozesse. Die Angst, dass der Mensch bei der Digitalisierung auf der Strecke bleibt, steht im Raum. Technologie-Projekte erhalten mittlerweile weltweit üppiges Funding. Nun will die Stadt Wien den Menschen in den Mittelpunkt stellen und fördert Forschung zum digitalen Zusammenleben in der Zukunft mit 320.000 Euro.
„Nicht nur den Nerds überlassen wir das Feld.“
Die Stadt Wien schreibt Forschungsprojekte zum Thema „Digitaler Humanismus“ aus. „Nicht nur den Nerds überlassen wir das Feld“, sagt Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler (parteilos, von der SPÖ nominiert) im Rathaus Wiens. Es werden Projekte in Höhe von jeweils bis zu 40.000 Euro gefördert. Universitäten, Forschungseinrichtungen oder Vereine können sich bis zum 20. August mit ihren Vorschlägen bewerben.
Sie könne sich noch an die ersten Tage des Internets erinnern, sagt die Nachfolgerin von Andreas Mailath-Pokorny. Es habe utopische Versprechen gegeben, Demokratie zu stärken und Wissen zu teilen. Die zunehmende Digitalisierung, bringe uns an unsere Grenzen, sagt Kaup-Hasler. „Wir müssen Parameter einfügen, damit sich die Digitalisierung nicht von der Gesellschaft loslöst.“
„Es soll etwas entwickelt werden, wovon wir noch keine Ahnung haben.“
Mit den Forschungsprojekten sollen Antworten gefunden werden, wie digitales Zusammenleben gestaltet werden kann. Das betrifft Fragen rechtliche Rahmenbedingungen, ökonomische Zusammenhänge oder Ethik sowie wie experimentelle Ansätze für neue Kommunikations- und Interaktionsformen im Web und in den Sozialen Medien. „Wir stellen eine offene Frage“, erklärt Daniel Löcker, Wissenschaftsreferent der Stadt Wien. „Es soll etwas entwickelt werden, wovon wir noch keine Ahnung haben.“
Die Mutter der Stadträtin habe Probleme mit dem Handy. „Viele Menschen fühlen sich als Analphabeten, auch die müssen wir mitnehmen“, sagt Kaup-Hasler. „Das ist nicht wie im Wilden Westen“, sagt Barbara Huemer, Wissenschaftssprecherin von den Grünen. „Die Digitalisierung soll zu mehr Beteiligung an der Gesellschaft beitragen.“
Großen Denkern eine Heimat geben
Die nächsten Freuds und Wittgensteins sollen in Wien eine Heimat finden, sagt Michael Stampfer vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF). Der WWTF ist zwar mit privaten Geld gespeist arbeitet aber sehr eng mit der Stadt Wien zusammen. Man will großen Denkern in Wien eine neue Heimat geben. Schließlich sei Wien nicht nur der älteste, sondern auch der größte Wissenschaftsstandort im deutschsprachigen Raum, so Kaup-Hasler. Die Stadt Wien will mit mehreren Projekten Digital-Hauptstadt Europas werden.
Weitere Bewerbungsinformationen
- Einreichfrist: 20. August 2019
- Förderentscheidungen: Spätherbst 2019
- Laufzeit der Projekte: zwölf Monate