Kommentar

Die Stopp Corona-App ist kein Erfolg. Aber diese Zahl ist am enttäuschendsten.

Die Corona-App. © Trending Topics
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Die Infektionskette in der Bevölkerung möglichst rasch unterbrechen – mit diesem Ziel ist die „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes im März, mitten im ersten Lockdown, gestartet. Ausgerüstet mit zwei Millionen Euro aus der Uniqa Privatstiftung, hat Accenture den Auftrag für die Entwicklung der App bekommen. Jetzt, mit Anbruch des zweiten Lockdowns, muss man leider festhalten: Viel passiert ist nicht. Stattdessen wird die App dem Steuerzahler noch mal eine Million Euro kosten.

Drei Millionen Euro also für eine App, die nicht wirklich funktioniert. Florian Gschwandtner, selbst an COVID-19 erkrankt (und Gott sei Dank auch wieder gesund) berichtete gestern, dass er die App nutzen wollte, um Kontaktpersonen zu warnen. „Ich habe meine App aktiviert und bewusst mit zwei/drei anderen Phones das Ganze getestet und es ist 6 Tage lang nichts passiert und erst dann gab es die erste Meldung. Also quasi 100% fail des Produkts“, schreibt er.

Nun kann man viel über eine vergebene Chance (in Asien klappt das doch so gut mit den Apps!), viel ausgegebenes Geld und den bösen Datenschutz lamentieren, der es erschwert, dass die App einfach ordentlich funktioniert.

2,5 Prozent der Corona-Fälle per App gemeldet

Denn der große Knackpunkt der Angelegenheit: Es sind nur sehr wenige Nutzer, die mit einer Rot-Meldung die Kontakte der vergangenen Tage über die eigenen Corona-Infektion überhaupt informieren konnten. Das bringt uns gleich zur nächsten, für mich am enttäuschendsten Zahl: Seit dem Start der App wurden nur 2.500 rote Warnungen (Infektionsfälle), über 3.000 gelbe Warnungen (Verdachtsfälle) sowie 1.200 Entwarnungen getätigt.

Das muss man sich mal vergegenwärtigen. „Stopp Corona“ wurde eine Million mal installiert (das sind grob gerechnet 12 Prozent der Bevölkerung), aber nur etwa 5.500 Nutzer haben sich dann die Mühe gemacht, die App zu nutzen, um andere zu warnen (1.200 Mal davon war es falscher Alarm).

Und noch ein Vergleich: Seit Beginn der Pandemie gibt es mehr als 220.000 Fälle in Österreich. Bedeutet: Nicht einmal drei Prozent dieser Corona-Fälle wurden über die App gemeldet, bei fast 98 Prozent wurde die digitale Möglichkeit zum Contact Tracing einfach gar nicht wahrgenommen. Da kann es noch so viele Appelle der Politik geben, die Software zu installieren – wenn man sie im Ernstfall nicht benutzt, können wir sie mit Download-Zahlen, Digitalisierungs-Beschwörungen und sündteuren Updates schmücken ohne Ende – nützen wird es rein gar nichts.

Das ist vielleicht sogar das Grundproblem in Österreich – es wird viel über Digitalisierung geredet – aber wirklich gemacht wird nur wenig.

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