Die Zeit für Tether in der EU läuft ab
Die Zukunft des führenden Stablecoins Tether (USDT) in der EU steht am Kipppunkt. Denn am 1. Jänner 2025 wird das Kryptogesetz MiCA voll in Kraft treten und dann auch sehr genau regulieren, welche Stablecoins im EU-Raum von Krypto-Plattformen angeboten werden dürfen – nämlich nur jene, deren herausgeber auch eine Lizenz in der Europäischen Union haben.
Deswegen hat nun Coinbase, neben Binance und Kraken der größte Krypto-Händler der Welt, angekündigt, dass es mit Ende 2024 alle nicht authorisierten Stablecoins im Europäischen Wirtschaftsraum auslisten wird. Um einen Stablecoin, dessen Preis an eine Währung gekoppelt ist bzw. der durch Währungsreserven gedeckt ist, anbieten zu können, bracht es eine Lizenz als E-Geld-Institut in zumindest einem Mitgliedsland.
„Wir überprüfen regelmäßig die Vermögenswerte, die wir unseren Kunden auf unserer Plattform zur Verfügung stellen, um sicherzustellen, dass sie den geltenden Vorschriften entsprechen. Im November werden wir Details zum Übergangsplan mitteilen, um unsere EWR-Kunden zu unterstützen. Dazu gehören Optionen für den Wechsel zu Stablecoins, die die MiCA-Vorschriften erfüllt haben, wie USDC und EURC“, heißt es dazu seitens eines Coinbase-Sprechers.
USDC und EURC werden vom US-Unternehmen Circle herausgegeben; insbesondere USDC ist der größte Konkurrent zu USDT. Circle hat sich 2024 eine Lizenz in Frankreich besorgt und will nun der größte legale Herausgeber eines Stablecoins sein.
Tether: Ist der größte Stablecoin USDT ab Ende Dezember 2024 in der EU illegal?
Tether macht keine Anstalten, sich E-Money-Lizenz zu holen
Währenddessen ist es seitens Tether, dessen USDT mit einer Marktkapitalisierung von etwa 120 Milliarden Dollar der klare Marktführer ist, sehr still in Sachen MiCA geblieben. Noch sind keine Anzeichen zu bemerken, dass die hauptsächlich auf den British Virgin Islands ansässige Firmengruppe einen Standort in der EU eröffnet, um sich hier prüfen zu lassen und eine E-Money-Lizenz zu bekommen.
Tether gibt es nun zehn Jahre, Angaben des Unternehmens zufolge soll es weltweit 350 Mio. User des Stablecoins geben. „Obwohl Tether große Fortschritte gemacht hat, gibt es immer noch große Probleme zu lösen, insbesondere in Bezug auf die Klarheit der Regulierung, die Skalierbarkeit und den realen Nutzen von digitalen Währungen. Tether arbeitet aktiv an Lösungen in diesen Bereichen, einschließlich fortschrittlicher Blockchain-Integrationen und neuer Stablecoin-Produktlinien, die den Anforderungen sich entwickelnder Finanzökosysteme gerecht werden“, heißt es seitens des Unternehmens. Konkret auf MiCA und die Probleme in der EU geht das Unternehmen nicht ein.
Zu bemerken war auch, dass Tether sein Geschäftsmodell versucht zu diversifizieren, und zwar in Bereiche wie Daten, Energie oder Bildung. Bisher kommunizierte Tether sehr starke Gewinne, die reinvestiert werden sollen, aber nicht, ob man gedenkt, sich eine E-Money-Lizenz in der EU zu besorgen.
Währenddessen hat Bitpanda eine Partnerschaft mit der französischen Geschäftsbank Societe Generale geschlossen, um den an den Euro gebundenen Stablecoin EUR CoinVertible (EURCV) groß zu machen. Nun wird spannend zu sehen, wie und ob sich alternative Stablecoins Marktanteile vom Marktführer im Zuge der Umsetzung der MiCA schnappen können.