Diese acht Startups entwickeln Lösungen gegen Wasserknappheit
Süßwasser ist ein kostbares Gut – das merken besonders jene, die nicht genügend davon haben. Das „Wasserland“ Österreich war bisher in einer privilegierten Situation, das Land sitzt laut Landwirtschaftsministerium auf 80 Billionen Liter Grundwasser. 5,1 Billionen Liter davon sind die jährlich verfügbare Menge, das heißt so viel Grundwasser kann pro Jahr entnommen werden, ohne den Vorrat selbst zu verringern. Doch die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits spürbar. Bis zum Jahr 2050 dürfte das verfügbare Grundwasser auf 3,9 Milliarden Liter abnehmen, das entspricht einer Reduktion um 23 Prozent. Zudem dürfte sich der Wasserverbrauch in Haushalten den nächsten Jahrzehnten um 11 bis 15 Prozent erhöhen, in der Landwirtschaft wird mit einer Verdoppelung gerechnet.
Grundwasser: Der unsichtbare Schatz und die zukünftige Nutzung
Wasser aus der Luft filtern
Das ruft Startups auf den Plan, die neue Wasserquellen erschließen, Abwasser reinigen oder beim Wassersparen helfen. Das oberösterreichische Startup Imhotep.Industries baut etwa an einem „Wassergeneratoren“, der Trinkwasser aus der Luft filtert. Bis zu 10.000 Liter reines Trinkwasser können so täglich erzeugt werden, wenn die Umstände passen. Am besten funktioniert das System nämlich in einer warmen Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit. Ein Langzeittest mit einem Prototyp findet bereits in Dubai statt (wir berichteten). Erst vor kurzem machte das Unternehmen durch eine Investition in Höhe von einer Million Euro auf sich aufmerksam. Auf lange Sicht will sich das Startup als führender Anbieter für autarke, alternative, saubere und sichere Trinkwassertechnologie positionieren.
Wasser reinigen und recyceln
In eine andere Kerbe schlägt das Wiener Startup Helioz mit ihrem WADI. Sie nutzen das Prinzip aus, dass die UV-Strahlung des Sonnenlichts Wasser auf natürliche Weise reinigen kann. Die Strahlung tötet nach einer gewissen Zeit nämlich Mikroorganismen und Krankheitserreger ab, die das Wasser verunreinigen. Einfach Wasser in die Plastik- oder Glasflaschen in die Sonne stellen und abwarten. Das solarbetrieben WADI funktioniert dabei als UV-Messgerät und gibt an, wann das Trinkwasser auch wirklich getrunken werden kann. Dabei fokussiert sich das Startup vor allem auf den globalen Süden, wo bereits jetzt Trinkwasserarmut herrscht.
Vor Malta: Forschende finden Süßwasserquellen unter dem Meeresboden
Ein anderer Ansatz möglichst wenig Wasser zu verbrauchen, ist, möglichst viel Abwasser zu recyceln. Die alchemia-nova GmbH aus Wien und das Scaleup Hydraloop bieten dabei drei Systeme an, mit denen Grauwasser Zuhause aufbereitet werden kann. alchemia noova setzt dabei auf ihre vertECO-Technologie: Verschiedene Pflanzenarten werden dabei vertikal in einer speziellen Reihenfolge angeordnet und mit verschmutztem Wasser gegossen. Mikrobiologische Aktivitäten in der Wurzelzone reinigen das Wasser, steril wird es dadurch allerdings nicht. Es kann allerdings zum Waschen oder zur Bewässerung genutzt werden.
Ebenso reinigt auch der Hydraloop bereits verschmutztes Wasser aus dem Bad durch Technologien wie Sedimentation, Flotation, Schaumfraktionierung, einen Bioreaktor und UV-Desinfektion. Es wird empfohlen, das Wasser ebenfalls nur zum Waschen, für den Pool oder der Gartenbewässerung zu verwenden. Das Projekt HypoWave der Technischen Universität Braunschweig setzte ebenfalls bei diesem Ansatz an und entwickelte ein Anbauverfahren, bei dem Gemüse mit recyceltem Wasser angebaut wird. Dabei werden die Pflanzen nicht in die Erde gepflanzt, sondern in Rohre mit einer Nährlösung-Wasser-Mischung. Dadurch lässt sich auch die Nährstoffversorgung optimieren.
Intelligentes Bewässern spart Wasser
Einen Schritt früher setzen die Startups DigiDrip und ConstellR an. Sie wollen nämlich dafür sorgen, dass in der Landwirtschaft durch intelligentes Bewässern gar nicht erst so viel Wasser verbraucht wird. DigiDrip stattet dabei Bewässerungssysteme mit Sensoren aus und ermittelt so die richtige Menge Wasser und den richtigen Zeitpunkt für eine Bewässerung. So sind die Pflanzen optimal versorgt, während Wasser gespart werden kann. Der Prototyp des Startups ist derzeit für Hobbygärtner:innen und semiprofessionelle Gärtner:innen angelegt.
Das deutsche Unternehmen ConstellR geht ein Stück weiter oder – besser gesagt – nach oben. Das Spin-off des Fraunhofer Instituts für Kurzzeitdynamik in Freiburg betreibt seit Februar einen eigenen Satelliten, der die Wärme von Feldern mittels Infrarottechnik aufzeichnet. Dabei gilt: Je wärmer ein Feld, desto trockener ist es. So könnten gezielt einzelne Felder bewässert werden, die es wirklich brauchen.
Pflanzen gegen Dürren rüsten
Und kommt es wirklich einmal zu einer länger andauernden Dürre, kann das Tullner Startup AgroBiogel Hilfe anbieten. Ihr entwickeltes Gel saugt Wasser zuerst auf und gibt es dann kontinuierlich über einen längeren Zeitraum ab. Das Gel basiert dabei aus Holz und stammt aus einem Abfallprodukt der Papierindustrie. Nach einigen Jahren wandelt es sich somit in Humus um. Laut eigenen Aussagen des Unternehmens, das in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur in Wien gegründet wurde, lassen sich so rund 40 Prozent Wasser einsparen.