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Tipps vom Gründerservice: So findest du die beste Finanzierungsform für dein Startup

Dieter Bader vom Gründerservice der Wirtschaftskammer Niederösterreich. © Gerald Lechner
Dieter Bader vom Gründerservice der Wirtschaftskammer Niederösterreich. © Gerald Lechner

Zur Bank gehen, um eine Förderung ansuchen, Investoren ansprechen, Business Angels überzeugen, eine Crowdfunding-Kampagne umsetzen, Freunde und Familie um finanzielle Unterstützung bitten oder auf die eigenen Ersparnisse zurückgreifen: Für junge Gründer gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich Startkapital für das eigene Unternehmen zu besorgen. Doch welcher Weg ist der richtige?

Im Interview mit Trending Topics erklärt Dieter Bader vom Gründerservice der Wirtschaftskammer Niederösterreich im Überblick, welche Vorteile und Herausforderungen die einzelnen Finanzierungsformen mit sich bringen.

Gute Ideen haben auch jene, die kein oder nur wenig Geld haben. Dazu gehört etwa die Klientel der Studenten. Wie sollen diese ein Unternehmen finanzieren?

Dieter Bader: Eine gute Finanzierung ist immer ein großes Thema. Im Idealfall sollte Eigenkapital vorhanden sein. Banken wollen meistens eine Eigenkapitalquote von 20 bis 30 Prozent, damit man einen Kredit bekommt. Prinzipiell sollte man sehr genau wissen, wie viel Kapital man zum Start braucht, und sich dann nach den geeigneten Quellen umschauen.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Die gängigste Finanzierungsform für klassische Unternehmensgründer ist sicher immer noch die Bankenfinanzierung, etwa über einen Investitionskredit oder einen Betriebsmittelkredit. Darauf aufsetzend kommen Förderungen in Frage – Österreich hat eine im internationalen Vergleich sehr gute Förderlandschaft. Für schnell wachsende Startups sind natürlich Venture Capitalists (VCs, Risikokapitalgeber, Anm.) und Business Angels sehr wichtig. Einen VC oder einen Angel will sich gerade im Startup-Bereich fast jeder Gründer angeln. Wer ein B2C-Produkt auf den Markt bringen möchte, kann dazu Crowdfunding-Plattformen nutzen.

In Niederösterreich sind die wichtigsten Anlaufstellen für Förderungen und Investitionen die NÖBEG, die als Förderinstitut des Landes Niederösterreich, der Wirtschaftskammer Niederösterreich sowie der niederösterreichischen Kreditwirtschaft auf Neugründungen fördert, ecoplus, also die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, und tecnet, die Technologiefinanzierungsgesellschaft des Landes Niederösterreich.

Ist es besser eine Bank an Bord zu holen, eine Förderung oder vielleicht doch lieber zuerst Geld bei Family & Friends aufzustellen?

Es gibt genügend Gründer, die auch ohne Bank aus dem eigenen Cashflow heraus starten. Für einen Kredit bei einer Bank braucht man eine gute Vorbereitung und einen plausiblen Business-Plan. Ob man einen Kredit bei der Bank bekommt, hängt vom Eigenkapital und vom Risiko des Geschäftsmodells ab.

Auch wenn immer wieder davon abgeraten wird: Es kann sicher gut gehen, sich Geld bei Freunden und Familien zu holen. Da hat man die moralische Verpflichtung gegenüber den Familienmitgliedern oder engen Bekannten, keinen Unfug mit dem Geld anstellen. Meiner Erfahrung nach geht dabei selten etwas schief.

Bei Förderungen ist die oberste Regel, den Förderantrag vor Projektbeginn einzureichen. Was dabei auch wichtig zu wissen ist, dass manche Förderungen zurückgezahlt werden müssen, weil es sich bei ihnen eigentlich günstige Kredite handelt. Leider werden Förderungen, die man nicht zurückzahlen muss, in Österreich immer seltener. Auch das Timing ist bei Förderungen wichtig: Wenn ein Fördertopf leer ist, dann muss auf den nächsten Call warten. Niemand hat einen Anspruch auf eine Förderung.

Hat Crowdfunding Vorteile gegenüber einem normalen Kredit?

Crowdfunding wird als Eigenkapital gewertet, das ist ein großer Vorteil und erhöht die Bonität und die Eigenkapitalquote. Man muss aber vor und während der Crowd-Kampagne intensive Marketing-Arbeit. Man muss viel vorfinanzieren für diese Marketing-Kampagne, da muss man ordentlich die Werbetrommel rühren. Viele unterschätzen es, wie viel Arbeit das ist.

Wie früh soll man Investoren in ein Projekt lassen?

Das hängt immer vom Produkt ab. Bei einem Konsumentenprodukt ist es besser, Investoren eher spät hineinzulassen, bei einer neuen Technologie, an der man noch forschen muss, ist ein früher Einstieg eines VC wichtig, weil Entwicklung und Forschung viel kostet. Das Hineinholen eines VCs oder eines VC-Fonds dauert in Regel viele Monate. Man muss Pitchen, Due Dilligence machen, sich auf Anteile einigen. Das kann schon mal bis zu einem Jahr dauern.

Gründer kennen das Problem: Am Anfang stellen sich nicht gleich die großen Umsätze ein, man hat aber trotzdem finanzielle Verpflichtungen, etwa durch Fix- und Betriebskosten. Wie kann man sich darauf einstellen?

Wenn möglich sollte man einen finanziellen Polster anlegen. Man sollte die Privatkosten so weit wie möglich herunterschrauben und wissen, wie viel man während der ersten Monate braucht. Die Firmenkosten für die ersten Monate sollten bereits gedeckt sind, denn die ersten Umsätze kommen in der Regel erst nach mehreren Monaten. Lieferanten wollen ihr Geld, die Sozialversicherung kommt sicher, das muss man alles zahlen können.

Wie kann man diese Kosten berechnen?

Der Mindesumsatzrechner des Gründerservice ist ein guter Weg für einen angehenden Gründer. Dieser kann etwa berechnen, wie viel man Umsatz machen muss, um sich am Ende des Monats 1.500 Euro auszahlen zu können. Das Tool soll transparent machen, ob sich ein Geschäftsmodell rechnen kann. Man kann damit auch den Stundensatz berechnen und schauen, ob man marktübliche Stundensätze hat. Das Tool verwenden rund 30.000 Gründer pro Jahr.

Wann sollte man die Finger von der Gründung eines Unternehmens lassen?

Wenn man die Finanzierung nicht gewährleisten kann. Wenn man die ersten Kosten nicht durch Eigen- oder Fremdkapital abdecken kann, dann sollte man es nicht machen oder zumindest überlegen, eine abgespeckte Version der Geschäftsidee zu entwickeln. Das setzt natürlich voraus, dass man sein Geschäftsmodell genau durchgerechnet hat. Der Zahlenteil ist beim Gründen einfach unheimlich wichtig.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit dem Gründerservice der Wirtschaftskammer.

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