DigComp: AMS startet Test und Zertifikat für digitale Skills
Für Arbeitgeber:innen ist es derzeit schwer, geeignetes Fachpersonal zu finden. Ein besonders wichtiger Faktor sind digitale Skills, denn unabhängig von der Branche erfordern heute etwa 90 Prozent aller Jobs hier zumindest Basiskompetenzen, heißt es vom Arbeitsmarktservice (AMS). 34 Prozent aller Österreicher:innen würden die erforderlichen Skills derzeit nicht besitzen. Um die digitalen Fähigkeiten von Bewerber:innen messbar zu machen und durch Schulungen zu steigern, führt das AMS nun das österreichische digitale Kompetenzmodell (DigComp) ein.
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Zertifikat für digitale Skills Vorteil bei Bewerbungen
DigComp ist ein Modell, das digitale Skills in sechs verschiedenen Bereichen umfasst und Kenntnisse in acht Qualifikationsstufen einordnet. In der Praxis bedeutet das: Jobsuchende sollen auf der Website des AMS einen Multiple Choice-Test machen können, der ihnen ihre Digitalkompetenzen zeigt und auch bescheinigt. Die Bescheinigung soll künftig bei Bewerbungen einen echten Vorteil bieten.
„Das digitale Kompetenzmodell dient zur Einordnung und Vergleichbarkeit der digitalen Kompetenzen, die oft in Einzelnachweisen und Zeugnissen verborgen sind. Mit dem Einsatz des digitalen Kompetenzmodells beim AMS wird ein besserer Überblick über die aktuelle Kompetenzstufe und den Bedarf von Schulungen für Arbeitssuchende geboten“, erklärte Staatssekretär für Digitalisierung Florian Tursky bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Gemeinsam mit AMS-Vorstand Johannes Kopf präsentierte er DigComp, das bereits jetzt in einem Pilotprogramm zum Einsatz kommt.
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Viele Österreicher:innen überschätzen ihre Kompetenz
Bei den ersten Tests mit DigComp hat sich herausgestellt, dass viele Österreicher:innen die eigenen digitalen Skills stark überschätzen. Auf einer Skala von 1 bis 100 schätzten sich die Teilnehmenden durchschnittlich auf 70 ein, in der Praxis lagen ihre Fähigkeiten im Schnitt aber nur bei 41, erläuterte Tursky. „Besonders im Bereich Cybersecurity fehlt vielen das nötige Wissen. Nicht nur Arbeitssuchende, sondern auch Unternehmen können deshalb von DigiComp profitieren. Sie können so sehen, wo in ihrer Belegschaft Schulungen erforderlich sind“, so der Staatssekretär.
Johannes Kopf gab zu Bedenken, dass digitale Skills nicht bloß beinhalten, bestimmte Programme verwenden zu können. „Digitale Tools ändern sich ständig, was oft vor allem Ältere, die im Grunde an ein altes Programm gewöhnt sind, schnell überfordern kann. Echte digitale Kompetenzen erfordern schnelles Lernen und Anpassungsfähigkeit. Deswegen ist es so wichtig, die Kompetenzen messbar zu machen und zu zeigen, wo Fortbildungen nötig sind. Ebenfalls wichtig ist es, einen Standard für digitale Skills zu haben, durch den sich diese auf einen Blick erkennen lassen. DigiComp soll genau diesen Standard einführen“, erklärte der AMS-Vorstand. DigiComp soll künftig ein ähnlicher Referenzrahmen sein wie die Niveaustufen der Sprachkompetenz.
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AMS arbeitet auch an Skill-Matching-Plattform
Derzeit befindet sich DigiComp beim AMS noch in der Pilotphase. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit von Arbeitgeber:innen und Jobsuchenden auf das Modell zu richten. Der Test findet auf freiwilliger Basis statt, was wahrscheinlich auch in Zukunft der Fall sein soll. Die Prüfung dauert etwa eine Stunde, erfordert keine Vorbereitung und kann nicht einfach wiederholt werden. Vor einem erneuten Antritt müsse eine digitale Weiterbildung erfolgt sein.
In Zukunft wird der Test auch nur gegen eine Gebühr verfügbar sein, die jedoch Kopf zufolge relativ niedrig sein soll. An einem Preismodell arbeitet das AMS noch, aber Kopf versichert, dass es eine Förderung für die entsprechenden Schulungen geben wird. Ebenfalls in Arbeit ist beim AMS eine Skill-Matching-Plattform, die qualifizierte Arbeitskräfte automatisch mit Unternehmen verbinden soll. Das Projekt befindet sich bereits in der Beta-Phase und möglicherweise könnte DigiComp hier auch zum Einsatz kommen.