Dishtracker: Neues Spin-off von AI-Startup MoonVision bringt Speisenerkennung in Kantinen
Als Startup, dass mittels Bilderkennungs-Software am Tresen Würstel, Palatschinken und Krügerl identifizieren kann, ist die Wiener Firma MoonVision seit etwa drei Jahren bekannt. Anfang 2019 hat sich auf Machine Learning spezialisierte Startup dann ein Investment von einer Millionen Euro geholt (Trending Topics berichtete), um die Internationalisierung voranzutreiben. Der Trick mit der Speisenerkennung in Kantinen funktioniert mittlerweile so gut, dass daraus eine eigene Tochterfirma geworden ist.
Diese heißt konsequenterweise Dishtracker und wird von Johannes Raudaschl geleitet, der auch bei der Mutterfirma MoonVision in der Geschäftsführung ist. „Wir haben relativ schnell gesehen, dass das Anforderungsprofil in der Gastronomie ganz anders ist als in der Industrie. Die wollen ein fertiges Produkt und nicht in eine Projektumsetzung gehen“, sagt Raudaschl. Deswegen wurde die Dishtracker GmbH, an der MoonVision noch zu 79 Prozent beteiligt ist, mit einem eigenen Team gestartet.
3 statt 33 Sekunden an der Kasse
Mittlerweile ist die Technologie in mehr als zehn Kantinen im deutschsprachigen Raum im Einsatz, pro Tag werden mittlerweile 14.000 Checkouts gemacht – etwa in den Kantinen und Catering-Einrichtungen von großen Unternehmen wie Lidl, Compass Group, Aramark und Food Affairs. Corona hätte den Markt beschleunigt, weil der Bedarf an weniger Abstand zwischen Gästen und Mitarbeitern und einer Entlastung des Personals gestiegen sei. Mit Dishtracker würde der Checkout-Prozess an der Kantinenkasse von im Schnitt 33 Sekunden auf nur mehr drei sinken – berühren müsse dabei nichts mehr werden.
„Die haben ein Problem, das wir lösen“, sagt Raudaschl. Gerade in Deutschland sei in der Gastronomie mittlerweile ein „hoher Automatisierungsgrad gewünscht“, und den könne man bedienen. „Die Nachfrage nach Self-Checkout steigt eindeutig.“ Noch sei man im Gastro-Bereich unterwegs, doch der Einsatz der Technologie sei auch im Handel denkbar. Man denke nur auf stark automatisierte Shops wie jene von Amazon, bei denen es gar keine Kassen mehr gibt. Auch bei Dishtracker ist es technisch möglich, dass eine Kamera an der Decke scannt, was auf den Tablets ist und dann der entsprechende Betrag vom am Mitarbeiterkonto abgebucht wird. „Da sind aber noch Datenschutzthemen relevant“, sagt Raudaschl. „Technologisch ist schon mehr möglich, als wir umsetzen dürfen.“
MoonVision fokussiert weiter auf Industrieprojekte
Künftig kann es bei Dishtracker aber nicht nur um Speisenerkennung gehen, um der Kassa automatisiert zu sagen, was zu verrechnen ist, sondern auch um Diebstahlkontrolle, Betrugsprävention und Qualitätssicherung. So könnte im Franchise-Bereich etwa die Speisenzubereitung auf Basis von optischen Faktoren kontrolliert werden. Im Handel, so Raudaschl ehrlich, sei es sicher schwerer. Erstens wäre die Erkennung von verpackten Produkten deutlich aufwändiger, und zweitens gebe es ja mit dem Strichcode ohnehin schon eine bewährte Technologie zur Erkennung von Ware.
Die Mutterfirma von Dishtracker, MoonVision, wird sich weiter um die Entwicklung von Objekterkennungs-Technologie kümmern, etwa im Automotive-Bereich. „MoonVision wird sich weiter in der Industrie um Projektumsetzungen kümmern“, sagt Raudaschl. „Auch bei der Moon Vision sollen aus den Projekten Produkte werden.“ Weitere Spin-offs wie Dishtracker seien denkbar, nur wolle man da nichts übereilen und zuerst eine „solide Basis“ legen. Und dabei gelte es, den Markt ganz genau zu verstehen. „Das Meiste für Dishtracker haben wir gelernt, weil wir Branchenexperten zugehört haben und die Needs in das Produkt fließen lassen.“