DOGE & SHIBA INU: Milliarden-Spaß mit erschreckend wenig Substanz
Die Krypto-Industrie ist „auf den Hund gekommen“. Im Sinne des Jahrhunderte alten Sprichworts bedeutet das nichts Gutes. Früher wurde die Redewendung gebraucht, um zu verdeutlichen, dass jemand in schlimme Umstände geraten ist. So sagt der Volksmund, dass früher auf dem Boden der Kassentruhe ein Hund (Symbol für Wächter) aufgemalt wurde. War so wenig Geld in der Truhe, dass man den Hund sehen konnte, war man „auf den Hund gekommen“.
In der Krypto-Welt sind wir ebenfalls „auf den Hund gekommen“. Zuerst Dogecoin (DOGE) und jetzt der rasante Aufstieg des Dogecoin-Rivalen SHIBA INU – die Meme-Token haben mit Marktkapitalisierungen von 36 bzw. sogar 39 Milliarden Dollar so prominente Coins und Tokens wie LUNA (Terra), UNI (Uniswap) oder LINK (Chainlink) überholt und zeigen einmal mehr auf, dass es in der Industrie oft immer noch nicht um Fundamentaldaten und handfeste Projekte geht, sondern lediglich um profitorientiertes Zocken.
Denn es ist kein Geheimnis: DOGE und SHIBA INU haben zwar viele Anhänger, die eine große Zukunft mit Nutzen für die Token hinein interpretieren, doch tatsächlich sind die Token vor allem Spielbälle von Superreichen. Tesla-Milliardär Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, hat mit seinen Tweets immer wieder gezeigt, wie er DOGE und SHIBA in Höhen und Tiefen schicken kann. Daran hängen mittlerweile ganze Geschäftsmodelle börsennotierter Unternehmen: Die Trading-App Robinhood verzeichnete kürzlich sogar satte Umsatzeinbußen – weil im letzten Quartal die DOGE-Jünger einfach nicht so viel tradeten wie zuvor (mehr dazu hier).
Robinhood: Starke Abhängigkeit von Dogecoin rächt sich jetzt
Wenn ein Hype in sich zusammen bricht
Wer sich die Charts von Dogecoin und SHIBA IINU ansieht, der wird sehen: Auch der starke Anstieg von SHIBA INU in den letzten Tagen kann verhängnisvoll sein. DOGE hat seinen Zenith dieses Jahr im Mai erreicht, also Bitcoin auf sein damaliges Allzeithoch stieg. Als BTC dann vor kurzem seinen eigenen Rekord schlug, ist DOGE nicht mehr mitgewachsen, sondern weit hinter dem eigenen Allzeithoch geblieben. Stattdessen hat die Meme-Community ein neues Spielzeug gefunden und SHIBA INU so hochgepumpt, dass es beim Market Cap das „Vorbild“ überholte.
Währenddessen sind interessierte Krypto-Anleger auf der zwanghaften Suche danach, was diese Token denn so können. Da geistern Vorstellungen durchs Internet (v.a. Reddit-Foren), dass DOGE und/oder SHIBA zum „Token des kleinen Mannes“ werden könnte, mit dem dann in Online-Shops, für Konzerttickets, in Burger-Läden, Studiengebühren an Unis oder Creator-Content bezahlt wird. Aber ist das realistisch?
Versuch‘ mal folgendes Experiment: Nutze Google, um herauszufinden, wo man DOGE denn nun ausgeben kann. Bei einer Google-Suche nach „Dogecoin“ landet die offizielle Webseite des Projekts auf Seite 9 (!!!) der Suchergebnisse, also im SEO-Niemandsland. Bei fast allen anderen Links davor geht es rein darum, wie, wo und zu welchem Preis man DOGE kaufen kann. Niemand, der Google benutzt, hat also Interesse daran, herauszufinden, wozu Dogecoin denn nun gut ist – ansonsten würde Google die Seite viel besser ranken.
Dann aber auch noch das Verzeichnis für die Liste jener Online-Shops zu finden, bei denen man mit DOGE bezahlen kann, dazu braucht es viel Durchhaltevermögen. Nicht gefunden? Ok, hier ist das Verzeichnis (gut versteckt in den FAQ von Dogecoin.com).
Ethereum steht Pate für SHIBA INU
Nun kann man sagen: Vergiss‘ Dogecoin, jetzt kommt SHIBA INU. Dabei handelt es sich anders als bei Dogecoin um kein eigenes Netzwerk (DOGE kann nach „Proof of Work“ gemined werden) sondern lediglich um einen ERC-20-Token, der auf der zweit größten Blockchain der Welt, nämlich Ethereum, läuft. Solche ERC-20-Token gibt es wie Sand am Meer, auch viele Stablecoins, NFT-Plattformen und DeFi-Protokolle laufen auf Ethereum. Mit Ethereum-Gründer Vitalik Buterin hat die ShibaArmy, wie sich die Anhänger nennen, immerhin einen prominenten Unterstützer gewonnen.
Also rüber zum Whitepaper (sry, Woofpaper) von SHIBA INU. Dort liest man einiges über Dezentralisierung, Community, eine eigene DEX (dezentralisierte Exchange namens Shibaswap), einen eigenen Inkubator für Projekte und ein Spendenprogramm für die Shiba Inu Rescue Association (SIRA), und Wortspiele mit Knochen und Leinen gibt es auf zuhauf. Außergewöhnliches, das man nicht auch schon von anderen Krypto-Projekten gehört und gelesen hat, findet man nicht.
Shiba-Initiator Ryoshi sieht SHIBA INU als „Experiment zur dezentralen, spontanen Gemeinschaftsbildung.“ Er/Sie gesteht sich ein, dass Projekte wie diese sehr schnell wieder in sich zusammen brechen. Bestes Beispiel und sogar im „Woofpaper“ angeführt ist die #WallStreetBets-Bewegung Anfang 2021, die rund um die Aktienkurse von GME und AMC für weltweites Aufsehen sorgte, dann aber genauso schnell wieder verschwand. Warum es bei SHIBA INU anders sein sollte – darauf gibt es noch keine klare Antwort. Lernen kann man von dem Projekt aber eines: Wie man mit cleverem Marketing aus sehr wenig in kürzester Zeit sehr viel machen kann. Wie nachhaltig das ist, muss noch bewiesen werden. Wie lange geht das gut? Wahrscheinlich so lange, bis der nächste Hunde-Token aus dem digitalen Boden gestampft wird.