Vienna Business Agency CEO: „Es ist Irrglaube, jeder Brand hinterherlaufen zu müssen“
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Die Wirtschaftsagentur Wien (Vienna Business Agency) unter ihrem neuen Chef Dominic Weiss hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 soll Wien zu den fünf führenden Forschungs- und Innovationsmetropolen Europas aufsteigen. Im exklusiven Interview spricht Weiss über seine Strategie, die Herausforderungen und Chancen für den Wirtschaftsstandort Wien.
„Wien hat sich zum Ziel gesetzt, Digitalisierungshauptstadt zu sein. Und diesen Anspruch sollte man nicht kleinreden“, sagt Weiss im Interview mit Trending Topics. Mit einem Förderbudget von rund 53 Millionen Euro pro Jahr unterstützt die Wirtschaftsagentur Unternehmen vom Startup bis zum Großkonzern. „Mit jedem Euro, den wir fördern, lösen wir das Fünffache an Investitionen am Standort aus“, erklärt Weiss. Insgesamt löse man also etwa 250 Mio. Euro an Investitionen aus.
Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Thema künstliche Intelligenz. „Rund 38 Prozent der Wiener Unternehmen nutzen bereits KI in ihren Anwendungen“, so Weiss. Die Nachfrage nach Digitalisierungsförderungen sei im vergangenen Jahr um 160 Prozent gestiegen.
Weiss sieht vor allem in der Verbindung von KI mit bestehenden Stärkefeldern wie Life Sciences großes Potenzial: „KI allein zeigt wenig Entfaltung. Aber in Kombination mit unseren etablierten Branchen wie Biotech ergeben sich spannende neue Möglichkeiten.“
Trotz herausforderndem wirtschaftlichen Umfeld plant Wien keine drastischen Sparmaßnahmen. „Wir werden diesen Standort nicht zu Tode sparen. Wir werden hier investieren“, stellt Weiss klar. Mit einer jährlichen Wertschöpfung von 120 Milliarden Euro – einem Viertel der gesamtösterreichischen Wirtschaftsleistung – sieht er Wien gut aufgestellt.
Auch viele andere Städte, etwa Dubai und Paris, positionieren sich als AI-Metropolen. Zuletzt jubelte München, weil es als Deutschland-Stnadort für OpenAI auserkoren wurde. Wien könne da mithalten. „Es ist ein Irrglaube, jeder Brand hinterher laufen zu müssen. Es geht hier schon auch um Wirkung, Entfaltung und Wertschöpfung am Standort. Was hilft ein Headquarter, wo zehn Menschen arbeiten? Ich glaube, da gilt es schon auch immer, sich anzuschauen, wie mit limitierten Flächen umgegangen wird“, so Weiss.
„Wien war hier in der Vergangenheit einfach schon sehr erfolgreich. Wir sind eine absolute Headquarter-Stadt und haben die Großen, ob das jetzt Google, Siemens und Co. ist, hier am Standort, auf die sind wir auch sehr stolz. Wir bemühen uns selbstverständlich auch zukünftig um Brands. Das hat auch was mit Reputation zu tun. Aber ich glaube, man darf nicht naiverweise einfach einer Marke hinterherlaufen.“
„Unternehmerische Willkommenskultur“
Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, setzt Wien verstärkt auf Weltoffenheit. „Wir positionieren uns klar als eine weltoffene Stadt mit einer entsprechenden unternehmerischen Willkommenskultur“, betont Weiss. Mit der Marke „Vienna Business“ will man Wien auch international stärker als Wirtschaftsstandort positionieren.
Große Hoffnungen setzt Weiss in Leuchtturmprojekte wie das AITHYRA-Großprojekt. Dort baut die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ihren Schwerpunkt in den Life Sciences weiter aus und eröffnet mit einer Förderung in Höhe von 150 Millionen Euro der gemeinnützigen Boehringer Ingelheim Stiftung (BIS) ein Institut für Künstliche Intelligenz (KI) in der Biomedizin. Auch die Entwicklung der Seestadt Aspern werde weiter vorangetrieben.
Der neue Wirtschaftsagentur-Chef zeigt sich überzeugt: „Mit unserer Strategie, unserem breiten Förderportfolio und dem Fokus auf zukunftsweisende Technologien werden wir Wien als Top-Standort für Innovation und Forschung etablieren.“
Das komplette Podcast-Interview gibt es hier zum Anhören:
Dominic Weiss: Der neue CEO der Vienna Business Agency im Exklusiv-Interview