Wie ein Weingut aus Niederösterreich zum Crowdinvesting-Hit wurde
„Ich muss das Geld aufstellen, der Christoph gibt es aus und Matthias muss sich darum kümmern, dass es wieder hereinkommt“, erklärt Georg Klein die Aufgabenteilung. Hinter dem Weingut Dürnberg steht ein Triumvirat: der Winzer Christoph Körner, der Vertriebsleiter Matthias Marchesani und der kaufmännische Leiter Georg Klein. Der selbsternannte „Freundesbetrieb“ ist auf 60 Hektar und jährlich 500.000 Flaschen angewachsen. 60 Prozent davon gehen ins Ausland. Der Umsatz hatte sich seit 2008 verdoppelt.
Mittlerweile arbeiten 14 Mitarbeiter am Betrieb. Das 600 Quadratmeter große Gebäude platzte aus allen Nähten. Nun hat Dürnberg 2,2 Millionen Euro investiert – für Zubau, Mitarbeiterraum, Büros, Lagerhalle, etc. In zwei Bauphasen sollte auf 2.500 Quadratmeter erweitert werden. Und der Großteil ist jetzt geschafft. In den vergangenen Tagen wurde der Neubau der Öffentlichkeit präsentiert.
2,2 Millionen für ein Weingut: Wer zahlt mit?
Das Ungewöhnliche: 654.000 Euro kamen von 254 betriebsfremden Personen. Das Investitionsvolumen für Phase eins wurde unter dem Motto »Ein bisschen Dürnberg sein« zu einem Teil über das Crowd Investment eingebracht. Für 40 Tage konnte man mindestens 500 Euro, maximal jedoch 5000 Euro in das Weingut investieren. Es konnten drei verschiedene Club-Dürnberg-Pakete mit einer jährlichen Darlehensverzinsung von 2,5 % und weiteren umfassenden Leistungen für eine Laufzeit von fünf Jahren erworben werden.Das Ganze lief auf der Crowdfunding Plattform 1000×1000.at ab. „Wir wollten den Kontakt zu unseren Kunden vertiefen und in dieser schnellen und virtuellen Welt wissen, wer sie sind“, erklärt der Winzer Christoph Körner. „Es ist ein bisschen wie ein Verein“, sagt er über den Club Dürnberg.
+++ Österreichischer Crowdfunding-Markt: 2018 wurden 38,2 Millionen Euro finanziert +++
Ausgeschütteter Wein
Am Anfang hat sein Kompagnon Georg Klein es seinen Freunden „aus den Rippen geschnitten“, um das Ganze ins Laufen zu bringen. In den sechs Wochen hat er sehr viel Zeit am Telefon verbracht. Nachdem von der Aktion in den Medien berichtet wurde, haben sich noch einmal richtig viele Interessierte gemeldet, aber das Unternehmen beschloss, es bei der geplanten Frist zu belassen. Der Vertrag mit der Plattform hätte sonst eine Öffnung bis Jahresende vorgeschrieben.
„In Wahrheit bekomme ich das Geld billiger auf der Bank“, gibt er zu. Aber die Kundenbindung sei ungewöhnlich stark gewachsen durch diese Methode. Georg Klein ist im Weinbusiness der Quereinsteiger unter den Dreien. Er war 20 Jahre lang in der Finanzindustrie tätig. Klarerweise hat er das Kaufmännische über sowie Social Media und den Onlineshop.
Investoren konnten sich zwischen einer „Ausschüttung von 2,5 Prozent in Cash oder 5 Prozent Zinsen in Wein“ entscheiden, erklärt der Winzer. Fast alle nahmen den Wein und sind so neue Stammkunden und Multiplikatoren. Sie bringen Freunde mit und sind stolz, in ein Weingut investiert zu haben. Für sie gab es beim Kellergassenfest im September eine Baustellenparty. Jetzt zur Eröffnung laden sich zu einer Serie an kleineren Veranstaltungen.
Kundenbindung par excellence
Das Weingut Dürnberg bewirtschaftet die Falkensteiner Klippen, Ausläufer der nördlichen Kalkalpen, die rund 200 Meter höher liegen als die Weingärten der umliegenden Gemeinden. Der Region gemäß wird vorwiegend Grüner Veltliner vinifiziert, ein weiterer Fokus liegt auf den weißen Burgundersorten, auf Riesling, Zweigelt und Pinot Noir. Weingarten, Kellerwirtschaft, Management, Verkauf, Export, Marketing, Landmachinen-Technik – ein Winzer hat viele Bereiche zu beackern. Ab einer bestimmten Betriebsgröße – und das trifft auf die meisten Landwirtschaften in Österreich zu – stemmt man das nur mit einem Team so wie hier. Warum also nicht auch die Vorfinanzierung aufteilen?