Energiewende

Dynamische Stromtarife: Chancen und Risiken für Verbraucher:innen und Unternehmen

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In Deutschland kommen sie 2025, auch in Österreich sind sie auf dem Vormarsch: flexible Stromtarife. Das neueste Beispiel ist der smarte Stromtarif der oekostrom AG. Dieser soll Kund:innen die Möglichkeit bieten, Großgeräte wie Wärmepumpe, Elektroauto, Wallbox oder Batteriespeicher in privaten Haushalten flexibel zu steuern.

Dynamische Stromtarife sind derzeit ein heiß diskutiertes Thema. Einige sehen darin eine spannende Möglichkeit, um Stromkosten drastisch zu reduzieren. Andere sehen darin aber auch eine potenzielle Kostenfalle, die zuschnappen könnte, wenn man zum falschen Zeitpunkt Strom verbraucht. Das Thema ist derzeit insofern relevant, weil Stromanbieter in Deutschland ab nächstem Jahr solche Tarife verpflichtend anbieten müssen.

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Dynamische Stromtarife sind noch eine Nische

Im Zuge der Energiewende sind dynamische Stromtarife populär geworden. Sie versprechen Kund:innen, dass sie von niedrigen Strompreisen, die vor allem im Sommer aus hoher Einspeisung von Solarenergie resultieren, profitieren können. Konkret geht es darum, seinen Stromverbrauch auf bestimmte Zeiten zu fokussieren, wenn die Nachfrage gering ist oder erneuerbare Energien reichlich verfügbar sind. In der Regel ist das in Zeiten mit geringer Nutzung oder einem hohen Angebot der Fall. Dynamische Stromtarife richten sich, wenn sie stündlich berechnet werden, nach den Strombörsenpreisen (wir berichteten).

Doch was bringen dynamische Stromtarife in der Praxis? Zunächst ist wichtig, zu bedenken, dass solche Tarife heute keineswegs die Norm sind. “Mit flexiblen Stromtarifen hat man die Möglichkeit, von der Marktvolatilität des Strompreises zu profitieren. Traditionellerweise spielen sie noch eine sehr untergeordnete Rolle. Die absolute Mehrheit an Tarifen sind noch Fixtarife, wo man einen fixen Cent pro Kilowattstunde zahlt, egal wann man Strom verbraucht”, erklärt Marco Vitula, Co-Geschäftsführer von Verbund Energy for Customers, der auch für das Corporate Startup HalloSonne zuständig ist.

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„Tarife für technologie- und energieaffine Menschen optimal“

Vitula erklärt, dass Kund:innen schon heute von den geringen Preisen profitieren können, die im Idealfall aus dynamischen Tarifen resultieren können. Allerdings besteht tatsächlich ein gewisses Risiko bei höheren Preisen. “Der Effekt kann sich auch ins Gegenteil verkehren. Kund:innen müssen sich zwangsläufig bei flexiblen Tarifen mehr mit ihrem Verbrauch auseinandersetzen. Diese Tarife sind in der Regel für sehr technologie- und energieaffine Menschen optimal”, so Vitula.

Um die Strompreise im Voraus antizipieren zu können, ist in Europa vor allem die EPEX von Bedeutung, also die European Power Exchange (Europäische Strombörse, kurz EPEX SPOT SE). Diese zeigt nämlich den sogenannten „Day-Ahead-Preis“ an. Bei den Day-Ahead-Preisen verpflichten sich Stromhändler einen Tag vor dem Betriebstag dazu, Strom im Großhandel zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.

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neoom, Voltfang und Co bieten Automatisierungs-Software

Anders als etwa bei Aktien an den Börsen oder an Krypto-Exchanges weiß man also den Preis für Strom schon einen Tag im Voraus. Da Strom nur schwer und teuer in großen Mengen gespeichert werden kann, sollte die Produktion stets der Nachfrage entsprechen. Um dies sicherzustellen, handeln Marktteilnehmer einen Tag im Voraus, wie viel Strom benötigt wird und zu welchem Preis. Dieser Voraus-Handel hilft, Preisschwankungen und Engpässe zu vermeiden, wodurch der Strommarkt stabil bleiben soll.

Also ist es keine Hexerei, den Stromverbrauch an die idealen Zeiten anzupassen. Doch selbst für Techniker:innen kann es schwierig sein, immer den günstigsten Stromverbrauch im Blick zu behalten. Deswegen gibt es bereits viele Anbieter, die entsprechende Software anbieten, um diesen Prozess bis zu einem gewissen Grad zu automatisieren. Ein Beispiel ist der „Energy Trader“ des deutschen CleanTech-Scale-ups Voltfang. Dieser berücksichtigt jeweils die Day-Ahead-Marktpreise auf EPEX und stellt sie in stündlichen Intervallen zur Verfügung.

Auch österreichische Jungfirmen bieten Lösungen an, die Usern einen automatischen Profit durch dynamische Stromtarife versprechen. Eines davon ist neoom. Das oberösterreichische Scale-up bietet eine Software namens „GRIID“ an. Auch diese Lösung lässt Nutzer:innen ihre Stromkosten durch die dynamischen Strompreise am EPEX-Spotmarkt senken. Sie sollen dadurch Strom automatisch dann aus dem Netz beziehen, wenn er besonders günstig ist. Damit laden sie bei geringer PV-Produktion ihren Speicher. Der Strom steht ihnen schließlich in der Zeit, wo der Netzstrom wieder teurer wird, zur Verfügung.

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Tarife bei Unternehmen beliebter als bei Privatpersonen

Doch besonders interessant sind solche Tarife nicht für Verbraucher:innen, sondern vielmehr für größere Stromkonsumenten wie Unternehmen oder Institutionen. “Für einen Haushalt ohne große Geräte ist ein dynamischer Tarif oft schwierig umsetzbar. Doch ein größerer Verbraucher kann hier wesentlich mehr einsparen. Es gibt schon seit längerer Zeit im B2B-Bereich diese Tarife. Da gibt es auch schon deutlich mehr Technologie, wie größere Smart Meter, die sehr korrekt abrechnen. Ein Beispiel: Eine große Papierfabrik hat extrem viel Stromverbrauch. Für sie ist eine bestimmte Zeit, in der Strom sehr günstig ist, sehr attraktiv. Deswegen sind diese Tarife bei Unternehmen wesentlich üblicher als bei einzelnen Haushalten”, erläutert Chris Bernkopf, Mitgründer und CEO von Podero, einem Wiener Startup, das Energieversorgern dabei hilft, Geräte, Strommärkte und Softwaresysteme zu synchronisieren und damit wettbewerbsfähige Stromverträge anzubieten.

Grundsätzlich sind dynamische Stromtarife also durchaus lohnend – wenn man weiß, wie man sie ideal ausnutzen kann. Doch Interessierte sollten sich bewusst sein, dass es immer ein Restrisiko gibt. Denn es kann auch zwischenzeitlich zu Preisspitzen kommen, die die Preise wesentlich stärker in die Höhe treiben können, als sie bei Fixtarifen vorkommen. Erst am 3. September dieses Jahres war zum letzten Mal ein signifikanter Anstieg zu beobachten, der die Preise für etwa vier Stunden im Vergleich zu den gewöhnlichen Kosten verfünffachte. Das kann natürlich auch für diejenigen, die selbst Strom produzieren, eine gute Chance sein, zu profitieren. Diejenigen, denen der dynamische Strommarkt zu heiß vorkommt, sollten vielleicht lieber beim Fixtarif bleiben, doch es wird spannend, wie viele Menschen in Deutschland ab nächstem Jahr auf die neuen dynamischen Tarife umsteigen werden.

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