Dynatrace: Ausbau um 300 Mitarbeiter:innen in Wien geplant
„Man bleibt nur konkurrenzlos, wenn man ständig Vollgas gibt.“ Bernd Greifeneder, Mitgründer und CTO des in Linz gegründeten und mittlerweile an der NASDAQ notierten Software-Firma Dynatrace, bleibt am Gaspedal. Zu groß sind die Chancen, um sie nicht zu nutzen. 30 Prozent pro Jahr kann das auf Application Monitoring und KI-basierter Software Intelligence spezialisierte Unternehmen wachsen. Und dazu braucht es vor allem eines: Mitarbeiter:innen, Mitarbeiter:innen, Mitarbeiter:innen.
Deswegen hat Dynatrace, in Österreich bereits mit Standorten in Hagenberg, Klagenfurt, Graz, Wien und Linz vertreten, heute im Rahmen eines Pressegesprächs bekannt gegeben, dass Lab im Icon Tower am Wiener Hauptbahnhof Platz für 300 neue Mitarbeiter:innen zu schaffen. Und nicht nur das: Durch die Übernahme des estnischen Startups SpectX mit aktuell 8 Team-Mitgliedern wird auch ein neuer Standort in Tallinn eröffnet – und der soll als neunter Europa-Standort des US-Unternehmens in den nächsten Jahren ebenfalls 300 Mitarbeiter:innen bekommen.
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„Unsere Technologie zieht Talente an“
„Die Technologie, die wir haben, zieht Talente an“, sagt Florian Dorfbauer, der 2020 vom Linzer Startup Usersnap zu Dynatrace wechselte, um den Standort in Wien aufzubauen. 80 Mitarbeiter:innen sind es mittlerweile geworden, Platz gibt es derzeit für 100, weitere Büros für die angekündigten 300 weiteren Mitarbeiter:innen werden gerade dazu genommen. In ganz Österreich werden bis Ende 2022 insgesamt 350 neue Team-Mitglieder dazukommen, so der Plan.
Bei Dynatrace sieht man sich als Marktführer im hauseigenen Software-Bereich des Application Performance Monitoring (APM), vor anderen Größen wie Cisco, Microsoft, Alibaba oder Oracle. Von diesem starken Fundament entwickelt sich das Unternehmen jetzt hinein in die Daten-Analyse, um bei Business-Automatisierung und Entscheidungsfindung zu helfen. Bereits heute werden unfassbare 6 Milliarden Zusammenhänge pro Millisekunde über die ganze Kundenbasis hinweg berechnet, so Greifeneder. Die AI, die das alles schupft, hat er „Davis“ getauft.
Aktien & Firmenkultur
International (bis auf China) stark unterwegs, aber im Herzen österreichisch. „Wir können für Expert:innen ein Themenfeld bieten, das man sonst in Österreich nicht findet“, so Greifeneder. „Wir sind keine Programmierbude. Wir entwickeln ständig Neues und müssen die Probleme der Zukunft erfassen und in innovative Lösungen übersetzen. Kombinierte Forschung und Entwicklung, das erfordert mehr als nur Programmierer, sondern auch Produkt-Management, Marketing, Business-Mitarbeiter.“
Diese Talente werden mit einem tollen Standort in Wien, mit Aktienpaketen und einem Beteiligungsprogramm (Teil des Gehalts kann in Dynatrace-Aktien gewandelt werden) und vor allem einer kooperativen Firmenkultur gelockt. Das eingeführte „Autonomy Principle“ besagt grob, dass jeder Mitarbeiter jede Entscheidung treffen kann. Es gibt nur ein großes Aber: Um diese Entscheidung zu treffen, muss man alle von dieser Entscheidung Betroffenen konsultieren.
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Abwerbeversuche von der Westküste
„Unsere Kultur ist die Trumpfkarte. Das kann man als Startup nicht von heute auf morgen nachmachen“, sagt Greifeneder. Sicher würde es einen harten Kampf um Talente am Markt geben – immerhin gibt es ja auch mit Bitpanda, GoStudent oder Waterdrop alleine in Wien eine Reihe von Scale-ups, die digital und technologisch versierte Talente in Hundertschaften suchen. Der „War of Talents“ sei aber nicht der „Primärschmerz“, sagt Dorfbauer. Das Wiener Team hätte er schneller aufbauen können als gedacht. Die Firma verspreche „amerikanischen Flair, aber in Österreich.“ Da könnten auch die großen Westküstenfirmen versuchen, bei Dynatrace abzuwerben, die Wachstumsziele hätte man bisher Jahr für Jahr geschafft.
Doch nur Österreich reicht Dynatrace dann doch nicht. Der Zukauf in Estland zeugt davon, auch dort sollen bald hunderte Mitarbeiter:innen für das Unternehmen tätig sein. Greifeneder: „Wir würden die Talente gerne nur in Österreich aufbauen, aber das reicht nicht.“ Einzig in einem Markt tut sich das Unternehmen schwer bzw. kann nicht Fuß fassen: Hinter der Großen Firewall Chinas ist für Dynatrace kein Geschäft zu machen. Problematisch sieht Greifeneder das aber nicht. „Es gibt Nachahmungsversuche in China, aber man kann das nicht einfach so nachbauen. Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt er. 40 Prozent des Geschäfts macht Dynatrace in Nordamerika, 30 Prozent in Europa, den Rest in Asien und Südamerika.
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