E-Autos: Globale Märkte kommen 2024 ins Schleudern
In den letzten Jahren sind E-Autos weltweit zunehmend relevanter geworden. In vielen Märkten haben sie bislang ein stetiges Wachstum erlebt. Doch das Jahr 2024 könnte hart werden, zum Beispiel in Deutschland, Europas größtem Automarkt. Der Verband der Automobilindustrie (VDA), rechnet damit, dass der Absatz rein batteriebetriebener Fahrzeuge (BEV) von 524.000 Einheiten im letzten Jahr – mehr als in jedem anderen europäischen Markt – auf 451.000 Einheiten in diesem Jahr zurückgehen wird. Das bedeutet ein Minus von 14 Prozent.
Deutscher Markt erlebt Absatzrückgang
Laut Electrek sollen in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 15 Millionen BEVs auf die Straße kommen. Da ist der Absatzrückgang ein schlechtes Zeichen. Diese Entwicklung liegt an einer Reihe von Faktoren – in erster Linie daran, dass Deutschland das Förderprogramm für Elektroautos im Dezember auslaufen ließ, ein ganzes Jahr früher als erwartet. Hinzu kommen Inflation, steigende Autopreise und eine mangelhafte Ladeinfrastruktur.
Die Prognose besagt, dass Deutschland in diesem Jahr 1,45 Millionen Elektroautos produzieren wird, aber ein Großteil dieser Produktion ist für Exporte vorgesehen. Nach China ist Deutschland der weltweit zweitgrößte Hersteller von BEV-Pkw – aber wenn man bedenkt, dass China im Jahr 2023 voraussichtlich 6,6 Millionen BEVs produzieren wird, während es in Deutschland nur 1,2 Millionen sind, ist das ein ziemlich großer Unterschied. Zum Vergleich: In den USA wurden im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Elektroautos produziert, so die Daten von VDA und S&P Global Mobility.
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Österreich einer der größten Wachstumsmärkte in Europa
Ob die gleiche Entwicklung dem österreichischen Markt bevorsteht, muss sich noch zeigen. Immerhin gab es hierzulande bis vor Kurzem noch ein starkes Wachstum. Laut einer Studie von PwC gab es 2023 mit rund 48.000 verkauften Fahrzeugen erneut das stärkste Wachstum (39 Prozent) am Markt für E-Fahrzeuge (BEVs, Plug-in-Hybride und Hybride). Mit einem erzielten Marktanteil von rund 20 Prozent könnten BEVs den Vollhybrid (21 Prozent Marktanteil) als bisher beliebtesten Antrieb in Österreich bald ablösen. Im Europa-Vergleich verzeichnete Österreich 2023 den fünftgrößten Zuwachs an BEV-Neuzulassungen und liegt somit deutlich über dem EU-Schnitt.
Doch auch die Prognose der PwC-Expert:innen für den globalen E-Auto-Markt in diesem Jahr ist nicht gerade positiv. „Obwohl der weltweite Markt für E-Mobilität auch 2024 groß sein wird, gibt es Gründe zur Vorsicht. Geringere staatliche Subventionen, Lieferkettenprobleme aufgrund geopolitischer Konflikte und Unsicherheiten hinsichtlich des Engagements zukünftiger Regierungen beispielsweise in den USA, was die Elektrifizierung von Fahrzeugen betrifft, könnten den Erfolg der E-Mobilität bremsen“, erklärt Johannes Schneider, Partner bei PwC Strategy& Österreich. Schon im vierten Quartal 2023 hatte sich abgezeichnet, dass der Boom nicht mehr lange anhält (wir berichteten).
Aktien von globalen E-Auto-Firmen im Sinkflug
Aktuell glaubt der Aktienmarkt außerdem nicht wirklich an E-Autofirmen. Die Kurse von Rivian (-24%), Lucid (-10%), VinFast (-14%), Xpeng (-40%), BYD (-16%), Nio (-33%) und Tesla (-24%) haben dieses Jahr ordentlich verloren – und schon gegen Ende 2023 sanken die Aktienkurse bis auf Ausnahmen stark wegen des miesen Ausblicks. Die Stimmung ist so schlecht, dass Renault den IPO seiner Elektroauto-Sparte Ampere absagte, und VW für seine Batterie-Tochter PowerCo aufhörte, externe Investoren zu suchen.
Business Insider spricht hierbei sogar von einer E-Auto-Aktienblase, die nun zu platzen scheint. Ehemals hochfliegende Aktien wie Rivian, Lucid und Xpeng liegen heute um 80 bis 90 Prozent unter ihren Höchstständen. Darüber hinaus liegen die Aktienindizes für Elektroautos zwischen 50 und 80 Prozent hinter denen anderer Automobilhersteller zurück. Heute liegen fast alle E-Auto-Aktien, die in den letzten fünf Jahren an die Börse gegangen sind oder mit SPACs fusioniert haben, unter ihrem Startpreis – viele sogar deutlich.
Das hat natürlich global auf verschiedene Märkte schwere Auswirkungen. So hat Australiens größtes Lithium-Bergbauunternehmen wegen genau dieser Entwicklung kürzlich seine Produktion zurückgefahren, berichtet der Guardian. Das in Perth ansässige Unternehmen IGO hat bestätigt, dass es die Produktion in seinem Greenbushes-Betrieb in der Nähe der winzigen westaustralischen Holz- und Bergbaustadt, nach der die Mine benannt ist, aufgrund der gedämpften Nachfrage nach Lithiumchemikalien in Batteriequalität reduziert. Zwar seien die Aussichten für Lithium auf lange Sicht gut, doch man beobachte die Märkte mit Vorsicht. Seit Ende 2022 sind die Lithiumpreise um mehr als 80 Prozent gefallen.