E-Scooter-Ausschreibung in Wien wird zum Boomerang für Voi
Das Ausschreibungsverfahren der Stadt Wien für die Konzessionen der E-Scooter-Betreiber entwickelt sich zu einem – zumindest kommunikativen – Debakel. Vergangene Woche wurde via Trending Topics‘ Exklusivbericht bekannt, dass der langjährige E-Scooter-Anbieter Tier Mobility aus Berlin in Wien vor dem Aus steht. Bei der Ausschreibung wurde Tier Mobility von fünf Bewerbern durch die Fach-Jury auf den letzten Platz gewählt, hinter Voi, Lime, Link by Superpedestrian und Bird. Offiziell kommunizieren durften die Anbieter dieses Ergebnis nicht vor Montag Mitternacht.
Siegersicher hat Voi aus Schweden da bereits die Kommunikation angeworfen, verfasste eine OTS („Voi wird einer von vier E-Scooter-Anbietern“) und bereitete sich bereits für den Start am 1. Mai in der österreichischen Hauptstadt als neuer Player am Markt vor. Doch kurz vorher hat Tier Mobility als einer der fünf Bewerber Einspruch gegen die Zuschlagsvergabe erhoben. Und das bedeutet erst einmal: Es kommt nun zu einem Nachprüfungsverfahren vor Gericht, und das wiederum verzögert den Vergabeprozess der E-Scooter-Konzessionen um mindestens drei Monate. Die Lizenzen werden übrigens gleich für drei Jahre vergeben.
„Nachdem der Mikromobilitätsanbieter Voi Technology am heutigen Dienstag den Gewinn einer E-Scooter-Sharing-Konzession im Wiener Betriebsgebiet verkündet hat, gibt die Stadt Wien bekannt, dass die Konzessionsvergabe bis auf Weiteres vertagt wird: Der in der Ausschreibung unterlegene und damit nicht berücksichtigte Anbieter Tier Mobility hat ein Nachprüfverfahren beantragt“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme von Voi. „Vor dem Hintergrund dieser veränderten Situation bitten wir Sie um Verständnis, dass wir zum Auswahlprozess und dem Ergebnis zum aktuellen Zeitpunkt nicht weiter kommunizieren können.“
Tier bleibt vorerst, Voi muss warten
Der vorläufige Effekt: Die grünen Roller von Tier Mobility aus Berlin bleiben auf den Straßen Wiens, und die roten Roller von Voi aus Schweden haben nun erst mal keine Konzession. Die Presseaussendung des schwedischen Unternehmens, dass mit Voi nun „geordnete Strukturen“ und „sichere Lösungen“ nach Wien kommen würden, liest sich somit aktuell etwas seltsam. Entsprechende Social-Media-Posts dazu wurden von Voi gelöscht. Wenn sich das Verfahren nun mindestens drei Monate lang zieht, dann betrifft das für E-Scooter-Anbieter die drei stärksten Monate des Jahres, nämlich die schönen Sommermonate, wo viele Tourist:innen nach Wien kommen. Währenddessen müssen die E-Scooter-Anbieter selbst hohe Anwaltskosten für das Verfahren einkalkulieren.
Nächste Woche will die Stadt Wien nun eine Übergangsgregelung für die aktuellen Anbieter mit strengen Vorgaben herausgeben. Generell soll es in Wien ab dem 1. Mai neue Regeln zu den Scootern geben. Wie es aktuell aussieht, wird sich aber vorerst nichts am Betreiberangebot selbst ändern, da die neuen Konzessionen durch die Verlängerung des Verfahrens nicht vergeben werden können.
Anmerkung: Die Stellungnahme seitens Voi wurde ergänzt.
Stadt Wien bringt neue E-Scooter-Regeln – Abstellverbot auf Gehsteig