Ab 2022

„Earth’s Black Box“ sammelt Daten für künftige Zivilisationen

So soll die "Blackbox der Erde" aussehen © Earths Black Blox
So soll die "Blackbox der Erde" aussehen © Earths Black Blox
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Von Stanley Kubrick’s „2001: A Space Odyssey“ bis hin zu „Knowing“ mit Nicolas Cage – die Idee, künftigen Zivilisationen Nachrichten über unser Handeln im Hier und Jetzt zu hinterlassen, gehört längst nicht mehr in die Welt der Science-Fiction. Mittlerweile gibt es dafür viele reale Gründe. Klimakrise, Artensterben, geopolitische Spannungen – sie alle deuten in eine Zukunft, die ungewiss ist. Ein Grund für Forschende, schon jetzt Informationen für die zu sammeln, die in Jahrhunderten auf der Erde leben.

Um künftigen Zivilisationen zu zeigen, was – im Fall der Fälle – schiefgelaufen ist, soll an der Westküste Tasmaniens ein ungewöhnliches Projekt entstehen, wie der australische Sender ABC berichtet hat. Zwischen den Orten Strahan und Queenstown, auf einer von Granit übersäten Ebene, umgeben von Bergketten, soll ein zehn Meter langer, vier Meter breiter und drei Meter hoher Stahlmonolith aufgestellt werden. Earth’s Blackbox soll er heißen. Seine Aufgabe: Daten über den Zustand der Erde sammeln.

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Computer hinter dickem Stahl

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der Marketingfirma Clemenger BBDO, Künstler:innen und Forscher:innen der Universität von Tasmanien. Das Prinzip der Blackbox ist bekannt aus Flugzeugen. Die quasi unzerstörbaren Boxen zeichnen die Vorgänge an Bord auf. Im Falle eines Absturzes oder Unfalls kann dann im Nachhinein nachvollzogen werden, wo die Fehlerquellen lagen. Nach diesem Prinzip soll auch die Blackbox der Erde funktionieren.

Ihr Standort wurde laut Angaben der Initiator:innen so ausgewählt, dass die Blackbox für Jahrzehnte, gar Jahrhunderte, geschützt ist. Der Ort ist geopolitisch und geologisch stabil, der Granitfelsen robust. Von außen erscheint der Stahlmonolith wie ein Kunstgebilde, im Inneren soll er voller Technik stecken. Hinter einer 7,5 Zentimeter dicken Stahlwand sollen Speicherlaufwerke und Computer den Zustand der Erde während des Klimawandels aufzeichnen. Solarzellen versorgen den Monolith mit dem nötigen Strom, Batterien stehen für den Notfall bereit, so der Plan der Initiator:innen.

Die enthaltenen Geräte sollen etwa Messungen der Land- und Meerestemperaturen erfassen, aber auch den Säuregrad der Meere, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, Daten zum Artensterben, zur Bevölkerungsentwicklung sowie zu Militärausgaben und dem globalen Energieverbrauch. Die Algorithmen scannen außerdem das Internet nach entsprechenden Informationen in den öffentlichen und sozialen Medien. Begonnen haben die Aufzeichnungen laut ABC mit der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgows. Mittelfristig sollen die Daten über eine digitale Plattform zugänglich gemacht werden.

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Verschiedene Ansätze für die Speicherung

Die beteiligten Wissenschaftler:innen schätzen, dass die Speicher eine Kapazität besitzen, um 30 bis 50 Jahre Informationen zu speichern. Derzeit arbeiten die Projektbeteiligten an Möglichkeiten, die Kapazität zu erweitern. Dabei denken sie auch über Alternativen zur Speicherung von Informationen nach. So könnten Informationen über die Gegenwart etwa auf Stahlplatten eingraviert und dieses dann eingelagert werden. Zusätzlich beschäftigt sich das Team auch mit der Frage, wie kommende Zivilisationen erkennen, um was es sich bei dem Stahlkonstrukt handelt und wie seine Daten abgerufen werden können.

Die Forschenden rechnen damit, dass eine Zivilisation, die es schafft, des Monolith zu knacken, auch in der Lage sein wird, dessen Symbole zu interpretieren. „Ähnlich wie beim Stein von Rosetta würden wir versuchen, mehrere Codierungsformate zu verwenden“, sagten die Forschenden dem Sender ABC. Zudem steht die Überlegung im Raum, der Box ein Art „Herzschlag“ zu verpassen, um künftigen Besucher:innen zu signalisieren, dass das Konstrukt arbeitet.

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Wirkung auf das heutige Handeln

Die Idee, Informationen für zukünftige Generationen zu bewahren, ist nicht neu. Ein bekanntes Beispiel ist die norwegischen Inselgruppe Spitzbergen, wo Forschende in einem unterirdischen, bunkerähnlichen Keller etwa Saatgutproben aus aller Welt einlagern. Die „Global Seed Vault“ genannte Schatzkammer dient als Aufbewahrungsort für wertvolle genetische Ressourcen, die – im Gegensatz zu anderen Pflanzenarten – vor dem unwiederbringlichen Verlust geschützt werden sollen.

Die Blackbox in Tasmanien soll planmäßig im Sommer 2022 gebaut werden. Das Projekt muss noch die offizielle Planungsgenehmigung und die Anhörung der Gemeinde durchlaufen, aber David Midson, Geschäftsführer des West Coast Council, das für die Region zuständig ist, in der das Projekt gebaut werden soll, gilt laut ABC als ein „großer Befürworter“ der Realisierung.

Auch wenn der Gedanke an Weltuntergangsszenarien nicht weit entfernt ist, erhoffen sich die Initiator:innen des Projekts neben der Dokumentation für kommende Zivilisationen vielmehr positive Effekte für die Gegenwart. So erhoffen sich die Forschenden eine vollständige Aufzeichnung der Handlungen von Politiker:innen und Wirtschaftsführer:innen in Bezug auf den Klimawandel. „Wenn die Leute wissen, dass sie aufgezeichnet werden, hat das einen Einfluss darauf, was sie tun und sagen“, so Jonathan Kneebone vom beteiligten Künstlerkollektiv Glue Society. Das Projekt solle in die Hinterköpfe der Menschen gelangen und dort wirken.

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