Elektroroller

easy way: Wie der ÖAMTC Scooter-Sharing-Startups mit einem eigenen Dienst Konkurrenz macht

Vertical ist der Service-Partner des ÖAMTC bei easy way. © easy way
Vertical ist der Service-Partner des ÖAMTC bei easy way. © easy way
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Für Österreichs größtem Autofahrerclub ist es der Schritt zum Mobilitätsanbieter, für Wiener Startups ein Schockmoment. Der ÖAMTC mit 2,1 Millionen Mitgliedern hat mit easy way einen eigenen E-Scooter-Sharing-Dienst in Wien und Graz gestartet. Anstatt mit Jungfirmen zu kooperieren, geht der Mobilitätsclub mit einem sehr kompetitiven Angebot in Konkurrenz zu anderen Sharing-Services von Mopeds und Elektrorollern in Wien, die teilweise seit Jahren am Markt sind.

Mit 150 Elektrorollern hat der ÖAMTC mehr verfügbare Elektroroller auf der Straße und unterbietet die Mitbewerber SCO2T, goUrban und mo2drive auch beim Preis (siehe Tabelle unten). Einerseits gibt es schon Befürchtungen in der Branche, dass in den nächsten Jahren ein Anbieter vom Markt verschwinden könnte, andererseits aber auch die Hoffnung, dass der ÖAMTC als bekannte Marke das Thema Scooter-Sharing in den Mainstream bringen könnte – zum Vorteil aller Anbieter.

easy way (ÖAMTC) goUrban mo2drive SCO2T
Preise 4 Euro für 30 min (=13 Cent/min)
danach 10 Cent/min
21 Cent/min 19 Cent/min 19 Cent/min
Tagespauschale keine Tageslimit 20 Euro ab 30 Euro ab 30 Euro/24h
Anmeldegebühr keine keine 19 Euro keine
Roller Anzahl 150 in Wien
15 in Graz
50 100 100
elektrische Roller alle alle keine 20
Geschäftsgebiet Wien
Graz
Wien Wien Wien
Fahrzeughersteller Torrot (SPA) NIU (CHN) Piaggio (ITA) SYM (TWN)

NIU (CHN)

Helme 2 2 1 2
erlaubte Personen am Fahrzeug 1 2 2 2
Reservierung 15 min 15 min 15 min 20 min
Gestartet 2018 2017 2017 2015

„Damit kann man Geld verdienen“

„Der ÖAMTC ist im Selbstverständnis schon lange mehr als eine Pannenhilfe“, sagt Florian Moosbeckhofer, Head of Innovation & Mobility beim ÖAMTC und Leiter des easy-way-Projekts, im Interview mit Trending Topics. „Die E-Scooter sind für uns ein weiterer Baustein im Mobilitäts-Mix einer Stadt, den wir jetzt anbieten können.“ Als gemeinnütziger Verein hätte der ÖAMTC easy way nicht in erster Linie gestartet, um Gewinn zu machen. „Aber natürlich rechnen sich diese Systeme mit der Zeit, wenn sie skalieren. Wir probieren das jetzt, wie das angenommen wird, und wir glauben, ein sehr gutes Produkt geschaffen zu haben“, sagt Moosbeckhofer. „Das ist absolut etwas, mit dem man auch Geld verdienen kann.“

Entstanden ist die Idee für easy way nicht aus der Startup-Challenge des ÖAMTC, die 2017 stattfand, sondern aus einem Open-Innovation-Projekt für die eigenen Mitarbeiter. „Wir haben sehr viel Respekt für die Marktbegleiter, was die geschaffen haben. Da müssen wir erst mal hin. Wir haben uns am Ende dazu entschieden es selbst zu machen, weil wir etwa die Daten unserer Nutzer bei uns halten wollen“, sagt Moosbeckhofer. Der Innovations-Chef des ÖAMTC bestätigt aber, dass man sich die Lösungen der bereits in Wien operierenden Startups genau angesehen hätte – mit einigen soll es Informationen von Trending Topics zufolge konkrete Kooperationsgespräche gegeben haben. „Wir haben mit allen geredet.“

Popmusiker und Promis bei der easy-way-Startveranstaltung. © Trending Topics
Popmusiker und Promis bei der easy-way-Startveranstaltung. © Trending Topics

„Sehen uns nicht als Konkurrenz“

Eine Kooperation mit einem der bestehenden Wiener Betreiber ist sich am Ende nicht ausgegangen. Stattdessen hat sich der ÖAMTC die Wiener Firma Vertical von Philipp Halla und Hanno Voglsam als Partner geholt. Diese übernimmt in Wien die gesamte Wartung, den Batteriewechsel und das Service. Die App, über die die easy-way-Nutzer sich mit Führerschein anmelden und die E-Scooter buchen, wurde von der Wiener App-Agentur Open Research entwickelt – sie hat bereits die ÖAMTC-App umgesetzt.

„Die anderen haben gute Lösungen, die gut funktionieren. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz und versuchen nicht, die Marktherrschaft an uns zu reißen. Wir probieren es einfach auch“, sagt Moosbeckhofer. Wenn sich der Sharing-Dienst in Wien und Graz bewährt, würde man easy way auch in andere, kleinere Städte bringen wollen – vor allem dorthin, wo die eigenen Mitglieder danach verlangen. Über die Ziele, die man sich gesteckt hat, will Moosbeckhofer nicht sprechen. Erwartete Nutzerzahlen, Kilometer, Fahrten, Umsatz werden nicht verraten, auch nicht, wie viel investiert wurde. Mit Werbemaßnahmen soll der neue Dienst jetzt bekannt gemacht werden.

Michael Koss, Mitgründer von SCO2T. © Jakob Steinschaden
Michael Koss, Mitgründer von SCO2T. © Jakob Steinschaden

Eine Stadt, vier Anbieter

Mit dem Start von easy way in Wien sind in der österreichischen Hauptstadt nun vier Anbieter mit Scooter-Sharing-Diensten (teilweise elektrisch, teilweise mit Benzinern) verfügbar. Das ist vergleichsweise viel. In Berlin etwa, mit 3,7 Millionen Einwohnern deutlich größer als Wien, gibt es mit Emmy, einem Startup, und Coup (eine Tochter des Automobilzulieferers Bosch-Konzerns) zwei Anbieter. Diese beiden haben aber mittlerweile zusammen auch etwa 1.500 Roller auf den Straßen der deutschen Hauptstadt. In Wien sind es derzeit 400, die alle Marktteilnehmer zusammen aufbringen. Insofern ist noch viel Luft nach oben und genug Platz für alle Anbieter, sofern die breite Masse die Dienste auch annimmt.

goUrban-Elektromoped unterwegs. © goUrban
goUrban-Elektromoped unterwegs. © goUrban

Einfach ist das Geschäft mit dem Verleih von Mopeds und Elektrorollern nicht. Vor allem ist es sehr kostenintensiv, weil die Zweiräder ständige Betreuung brauchen. Akkus und Tanks müssen regelmäßig gefüllt werden, und die Fahrzeuge müssen geputzt und an beliebte Standorte verteilt werden („Relocating“). Dazu kommen auch Vandalismus und ungemeldete Unfälle. Oft müssen die Roller repariert werden. Und: Die Scooter sind in Wien nicht das ganze Jahr verfügbar sondern werden in den kalten Wintermonaten eingemottet. Bedeutet insgesamt: 2019 wird ein heißer Sommer für die Scooter-Sharer in Wien.

© mo2drive
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