Hintergrund

echarge.work: Konkursverfahren gegen ein Startup, das einen fragwürdigen ICO macht

Die eCharge-Webseite. © Trending Topics
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Eigentlich war es anders geplant gewesen: Hotels zu Ladestationen für Elektroautos umfunktionieren, das war die Idee des deutschen Unternehmers Markus Dold und seinem Startup echarge.work. Bis Ende 2017 wollte Dold 500 Hotels unter Vertrag nehmen, verkündete er 2017 im Rahmen eines Interview mit Trending Topics in Alpbach. Oben drauf setzte er die Ankündigung, mit einem ICO (Initial Coin Offering) einen eigenen Krypto-Coin zu schaffen, mit dem sich die Kunden an diesen Elektrotankstellen Strom besorgen können.

Doch dann kam einiges anders: Gegen die echarge.work austria GmbH, die zu 83 Prozent der deutschen echarge.work GmbH gehört, läuft derzeit ein Konkursverfahren am Handelsgericht Wien. Zwischen Dold und anderen Mitgesellschaftern dürfte es zum Streit gekommen sein, außerdem warten Gläubiger aus In- und Ausland auf ihr Geld. Auch der Ausbau des Lade-Netzwerks dürfte stocken.

Wir wurden von Gläubigern auf offene Forderungen angesprochen, haben diese an Herrn Dold weitergeleitet. Dieser informierte uns über die bereits erfolgte Erledigung bzw. Aussprache“, sagt Christoph Filnkößl, der sich zu sechs Prozent an der echarge.work austria beteiligt hat. Die Bucheinsicht wurde ihm aber verweigert, er sei „gespannt“ auf die Aufklärung durch die Masseverwalterin.

Laut Dold sei es zu dem Konkursverfahren folgendermaßen gekommen. „Infolge der ICO-Promotion war ich 6 Wochen auf Welttour, ein Mitarbeiter hat leider die Frist zur Zahlung eines Kleinbetrages an eine öffentliche Kasse nicht bedacht und so kam es zum Konkursantrag, der mit Rekurs bekämpft wird.“ Und weiter: „Die Finanzierung ist über die echarge.work AG in der Schweiz, die auch den ICO reguliert durchführt, gesichert. Die echarge.work austria ist eine lokale Landesgesellschaft, die den Produktvertrieb durchführt.“

Schulden in Berlin

Gegenüber Trending Topics sagte Dold, dass die Gesellschaft fortgeführt, die Finanzierung durch die Holding gesichert und Rekurs gegen das Konkursverfahren eingeleitet worden sei. Doch der Masseverwalterin zufolge ist dieser Rekurs noch nicht eingelangt. Detail am Rande: An der Wiener Adresse, die echarge.work austria als Firmensitz angibt, ist das Unternehmen nicht mehr ansässig.

Es sollen mehr als ein Dutzend Firmen bzw. Personen sein, die auf ihr Geld warten. Eine Firma, die auf ihr Geld wartet, ist etwa die Berliner academus GmbH. Auf deren Event „International Urban Mobility Dialogue“ Ende November 2017 trat eCharge als Gold-Sponsor auf. Dieses Gold-Sponsoring im Wert von 35.000 Euro wurde academus zufolge nie bezahlt.

Markus Dold bei einem Auftritt im Wiener Rathaus.

Ein fragwürdiger ICO

Aktuell versucht eCharge, über einen Vorverkauf im Rahmen eines Initial Coin Offering (ICO) seine eigene Kryptowährung (Kürzel ECH) um 0,1 Euro das Stück zu verkaufen. In Aussicht gestellt wird Käufern, dass sie künftig an den Ladestationen beim Aufladen ihrer E-Autos mit ECH bezahlen können. Aktuell sollen die Krypto-Coins von eCharge um 30 Prozent günstiger zu haben sein, verspricht die Webseite.

Dold ist Blog-Einträgen auf der Firmen-Webseite zufolge kürzlich in Moskau und Singapur unterwegs gewesen, um eCharge zu bewerben. Doch wirklich toll dürfte der Coin-Sale noch nicht laufen. Einem Mail von eCharge kann man die Wallet-Adressen für Ethereum und Bitcoin entnehmen und einsehen (für ETH, für BTC), welche Beträge dort einbezahlt wurden. Was stutzig macht: Die rund 150 Ether, die eingelangt sind, wurden sehr schnell an eine Wallet bei der Krypto-Börse Bitfinex überwiesen.

Üblicherweise werden während eines ICO die eingezahlten Kryptowährungen dort belassen, um den Unterstützern Vertrauen zu geben, dass das digitale Geld nicht anderweitig verwendet wird. Warum die eingezahlten ETH an Bitfinex gesendet wurden, wollte oder konnte Dold gegenüber Trending Topics nicht beantworten.

Wo sind die eCharge-Ladestationen?

Was ebenfalls fragwürdig ist: Auf der Webseite behauptet eCharge, über hunderte Standorte für Ladestationen für Elektroautos zu verfügen – von Großbritannien über Frankreich, Deutschland und Österreich bis nach Italien. Doch bei stichprobenartigen Anrufen von Trending Topics bei österreichischen Hotels, die als „eCharge-Standorte“ gelistet sind, wollen die Betreiber noch nichts von der Firma gehört haben. Warum diese Standorte auf der Webseite gelistet werden, erklärt Dold so: „Wir betreiben auf der echarge.work website eine Verzeichnis aller Hotels, die über eine eTankstelle verfügen, wir unterstützen die eMobility im Allgemeinen.“

Screenshot von der echarge.work-Webseite.
Screenshot von der echarge.work-Webseite.

Interessante Vergangenheit

Dold, der noch diese Woche einen Termin mit dem Masseverwalter haben soll, hat eine spannende Vergangenheit. Der Unternehmer verkündete etwa Anfang 2016, im deutschen Haslach im Kinzigtal ein altes Benz-Verwaltungsgebäude zu einer „IT-Schmiede“ für Startups umbauen zu wollen. Wie baden online ende 2016 berichtete, herrsche dort „Stillstand“. Städtebaulich sei das eine „Katastrophe“, sagte Haslachs Bürgermeister Heinz Winkler damals gegenüber baden online. Einer Sprecherin der Stadt Haslach zufolge ist dort heute, Anfang 2018, immer noch eine Baustelle.

Anmerkung: Der Artikel wurde um Statements von Markus Dold ergänzt, die er Trending Topics Freitag früh zukommen ließ. Die Fragen hat er bereits am 5. Februar erhalten.

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