ecoduna: Die niederösterreichische Algenfarm, die CO2 schluckt
Eigentlich wollten die Erfinder von ecoduna Biodiesel erzeugen, dann aber kam es ganz anders: Auf einem Hektar ehemaliger Ackerfläche produzieren 43.000 sechs Meter hohe Glasröhren rund 20 Tonnen „Superfood“ pro Jahr. Das grüne Pulver, das dort „geerntet“ wird, besteht aus winzigen Algen und wird derzeit vor allem für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Das Algenpulver färbt Kuchen grün, sticht in Smoothies oder Aufstrichen nicht hervor und kommt zum Beispiel auch in dem Lifestyle-Getränk „Helga“ zum Einsatz. „Algen sind eine hervorragende, vegane Quelle für Omega-3-Fettsäuren und helfen damit auch im Kampf gegen die Überfischung, da sie Fische als Quelle für diese essentiellen Fettsäuren ersetzen können“, erklärt ecoduna-CMO Kerstin Stava.
Algen aus offenen Becken haben einen Nachteil
Wie auch jeder Besitzer eines Swimmingpools weiß, brauchen Algen nicht viel, um zu gedeihen. Vor allem in Asien werden Algen deshalb auch meistens in offenen Teichsystemen kultiviert. Sonnenlicht, (mit CO2 angereicherte) Luft, Wasser und einige Nährsalze genügen auch den ecoduna-Algen. In Bruck an der Leitha wachsen mit Spirulina und Chlorella aber zwei ganz spezielle Sorten, die auch als Lebensmittel zugelassen sind und so ist ein aufwändigeres Verfahren notwendig, um die entsprechende Qualität und Menge zu garantieren. „Offene Systeme sind billiger, aber das Risiko einer Schadstoffbelastung ist groß, da Algen Stoffe aus der Umwelt grundsätzlich leicht aufnehmen“, so Stava.
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Patentierte vertikale Algen-Farm
Die Glasröhren in dem riesigen Glashaus in Bruck bilden hingegen ein geschlossenes System. Ist die Algenkultur dicht genug, verlässt sie den kleineren Forschungsstandort und wird in die Röhren gefüllt. Mit CO2 angereicherte Luft sorgt für eine Strömung, in einer Röhre nach oben, in der nächsten nach unten – in etwa 16 Stunden ist die Kultur einmal zirkuliert. „Das System kommt ganz ohne Pumpen aus, die man etwa von horizontalen Röhrensystemen kennt“, erklärt Lukas Neuwirth von ecoduna. Pumpen würden die Kultur stressen und für eine geringere Produktivität sorgen. Dieses vertikale Fließsystem hat sich ecoduna auch patentieren lassen – weltweit. 800.000 Liter Wasser fließen durch die Algenfarm. Im Sommer wird Spirulina kultiviert und im Winter Chlorella, die niedrigere Temperaturen verträgt und weniger Licht braucht.
Rund 18 Millionen Euro hat die Errichtung der ecoduna-Anlage gekostet, die 2018 in Betrieb ging. Das Unternehmen selbst setzt als nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft auf Streubesitz aus dem Umfeld der Firma: „Wir haben mittlerweile über 700 Eigentümer, viele davon stammen aus Bruck an der Leitha und haben zu dem Unternehmen eine enge Bindung“, sagt ecoduna-CEO Hannes Binder. „Sie haben insgesamt etwa 30 Millionen Euro bei uns investiert“.
Ecoduna hat mehr als 700 Eigentümer
Mikroalgen sieht man nicht mit dem freien Auge. „Sie sind nicht mit Seetang zu verwechseln“, schmunzelt Experte Neuwirth. Sie färben das Wasse – zuerst ganz hell und dann immer dunkler, je nach „Dichte“ der Kultur. Wenn es Zeit für die Ernte ist, wird an einer Stelle des Glasröhrensystems eine junge Kultur hinzugefügt und gleichzeitig die reife Kultur entnommen. 90 Prozent des Wassers können durch einen Filter entfernt und dann wiederverwendet werden. Danach wird das restliche Wasser durch eine Zentrifuge entfernt und die Algenpaste dann zu einem Pulver getrocknet. Je nach Jahreszeit schafft die Anlage bis zu 250 Kilogramm Algenpulver pro Tag.
Anlage verbraucht bis zu 300 Tonnen CO2 pro Jahr
Die Algenfarm hat einen weiteren Vorteil: Sie verbraucht CO2 und zwar potenziell mehr als sie erzeugt. „Wir haben das noch nicht genau gerechnet, aber es könnte gut sein, dass wir CO2-negativ bilanzieren“, sagt Binder. 200 bis 300 Tonnen CO2 führt ecoduna dem Wasser für die Algenzucht jährlich zu. „Das CO2 kommt aus einer Bioethanolanlage, also einer nachhaltigen Quelle“, erklärt Neuwirth.
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In den nächsten Jahren will ecoduna expandieren – nicht so sehr in neue Märkte, sondern in die unmittelbare Nachbarschaft. „Neben uns ist noch Platz“, sagt Binder und zeigt aus dem Fenster der Algenhalle. Weitere zwei Hektar warten darauf, tonnenweise Algen in hohen Glasrohren zu erzeugen.