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Econetix: Millionen-Investment für ClimateTech, das Carbon Credits mit Sensoren trackt

© EcoNetix
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Sie wollen den in letzter Zeit unter Beschuss geratenen Offsetting-Markt via Carbon Credits besser machen: Mit EcoNetix launcht heute offiziell ein neues österreichisches ClimateTech-Startup, dass eine technische und datengetriebene Lösung zum Monitoring und Tracking von CO2-Einsparung entwickelt. Gegründet wurde es von Jakob Zenz in 2023, mit Paul Nimmerfall (Ex-neoom, COO) und David Salzgeber (CTO) hat er zwei Mitgründer gefunden.

Und: EcoNetix geht gleich mit einem Millionen-Investment im Rücken an den Start, das von Persistent (VC in Afrika und EcoNetix-Kunde über das Beteiligungsunternehmen Altech), Voltares Ventures (Investmentfirma des Zooplus-Mitgründers Cornelius Patt) und ASC Impact (Impact-Fonds für Agrar- und Forstwirtschaft mit Fokus auf Afrika) stammt. Der Bedarf dürfte steigen: Wie berichtet, ist mittlerweile gar ein Rennen um die größten Carbon Removal-Projekte ausgebrochen.

Startups, die sich dem Handel mit Carbon Credits (CO2-Gutschriften) verschrieben haben, gibt es ja viele. Bei EcoNetix sollen Daten aus Sensoren, Satelliten- und Kamerabildern mess- und überprüfbar machen, dass CO2 in großflächigen Aufforstungsprojekten in Afrika gebunden wird. Diese Daten liegen dann CO2-Gutschriften zugrunde, mit denen etwa Unternehmen in westlichen Ländern ihre CO2-Bilanz durch den Kauf dieser Carbon Credits aufbessern können. EcoNetix kann auf der eigenen Webseite aktuell Live-Daten aus Aufforstungsprojekten in Tansania, Kenya, Angola und dem Kongo zeigen.

Wie dieses CO2-Tracking mittels Sensoren und das Geschäftsmodell genau funktionieren, erläutern die EcoNetix-Gründer im Interview.

Trending Topics: Wie funktioniert das Tracking der CO2-Einsparung technisch? Wie genau sind diese Live-Daten, bzw. wovon sind sie abhängig?

Hinter jeder CO2 Einsparung bzw. CO2-Vermeidung steckt eine wissenschaftliche Berechnungslogik (Methodology, Anm.), die vom jeweiligen Registrar, etwa Goldstandard, vorgegeben wird. Wir monitoren über Sensoren, Kameras, Satellitendaten und Wetterdaten, dass die Parameter der Methodology eingehalten werden, zum Beispiel das Wachstum der Pflanzen. Zusätzlich erhalten wir etwa Daten zur Beschaffenheit des Bodens oder zur Wasserqualität. Dadurch können extreme Wetterereignisse – etwa Brand bei extremer Trockenheit, Gefahr vor Überschwemmung, wenn Boden kein zusätzliches Wasser aufnehmen kann – besser vorhergesagt werden. Das schützt die Pflanzen, die CO2 einsparen, aber als Co-Benefit natürlich auch die Bevölkerung und andere Lebewesen vor Ort.

Es gibt unter anderem Sensoren, die etwa an Bäumen in den Aufforstungsprojekten angebracht werden. Was genau zeichnen eure Sensoren vor Ort auf? Das es den Baum gibt, sein Wachstum? Und wie können Dritte die Daten verifizieren?

Sensoren sind neben Kameras, Satellitenbildern und Wetterdaten nur eine der Datenquellen, je nach Anwendung gibt es unterschiedliche Daten). Beim Testpilot für Mangroven zeichnen wir aktuell etwa Wasserstand, Bodentemperatur, Leitfähigkeit des Bodens, Feuchtigkeit des Bodens etc. Aus all diesen Daten kann dann abgeleitet werden, dass es in einem gewissen Bereich Mangroven gibt, wie sich diese entwickeln und ob wir Faktoren erkennen, die potenzielle Gefahren indizieren. Das ist aber natürlich auch ein Entwicklungsprozess, wo wir ein guten Teil der Seed-Runde reinstecken werden, um Techlösung und Datenqualität laufend zu verbessern.

Wir bauen ein Dashboard, wo alle Live-Daten ungefiltert zusammenlaufen – da kann jeder Zugangsberechtigte 24/7 reinschauen und die Daten verifizieren. Wir hatten gestern zufälligerweise auch ein Gespräch mit einem Techanbieter, der all diese Daten auf die Blockchain bringen könnte. Dann hätte man laut ihm 100%-ige Sicherheit, dass die Daten nicht verfälscht werden können. Das ist aber recht kostspielig und komplex, wird also in den nächsten Monaten nicht der Fokus sein.

© EcoNetix
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Welche Rolle spielt eure Software bei dem Tracking?

Der Vorteil der Software ist es, Sensoren jeglicher Art, also Also Hersteller-unabhängig einzusetzen. Wenn der Kunde den Salinity Level messen will, dann organisieren wir den Sensor. Wenn er gelösten Sauerstoff im Wasser (Dissolved Oxygen) messen will, dann übertragen wir auch diese Daten, entweder über LoRaWAN, Saltellite Uplinks oder andere IP-basierende Lösungen. Wenn er in der Erde die Leitfähigkeit oder die Bodenfeuchte messen will, wird dieser Sensor verbaut. Die Software sammelt alle Daten und stellt diese in Form von Charts zur Verfügung. Dazu werden auch Wetterdaten aus virtuellen Wetterstationsdaten (API) dazu in die Software gestreamt. Besser ist aber eine echte Wetterstation vor Ort, da diese Daten dann noch akkurater sind. Man kann sich dann die Sensordaten und die Wetterdaten ansehen und so verstehen, ob das Wetter einen Einfluss auf die anderen Sensordaten hat. Je nach Nutzer hat man Zugriff auf einzelne oder mehrere Sensoren oder auch Satellitenauswertungen. Satellitenauswertungen können sofort zur Verfügung gestellt werden. Hier können Daten wie Wasserstress, NDVI oder EVI-Anomalien erkannt und dargestellt werden. Der Vorteil: Satellitenauswertungen sehen auch rückwärts.

Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Was verkauft ihr am Ende wem? Wie verdient man letztendlich an Carbon Credits?

Auf der Supply Side verrechnen wir Kunden für die Nutzung unserer DMRV-Lösung eine Service Fee, kümmern uns um den gesamten Registrierungs- und Zertifizierungsprozess und erhalten einen prozentuellen Betrag der schlussendlich registrierten Carbon Credits. Wir sehen uns gegenüber Projektentwicklern als Komplettanbieter für den Carbon-Bereich.

Auf der Demand Side helfen wir Unternehmen und Institutionen bei der Entwicklung einer Carbon-Strategie und dem Aufbau eines langfristigen Carbon-Portfolios. Wir sehen Carbon Credits (= Zertifikat, dass 1 Tonne CO2eq eingespart/vermieden wurde, Anm.) als handelbare Assets, die ver- und gekauft werden können.

Könnt ihr einige Beispiele von Projekten nennen? Wie aufwendig ist es, ein Projekt mit euren Sensoren etc. auszustatten?

Wir sind aktuell dabei, erste Projekte mit Hardware (Sensoren, Kameras, Wetterstation) auszustatten und Daten zu sammeln. Wir waren vor einigen Wochen in Tanzania und DRC. Erste Pilotprojekte waren sehr erfolgsversprechend, was die Datenqualität angeht. Es geht dabei nicht darum, dass jeder Baum mit einem Sensor ausgestattet wird – das wäre aus unserer Sicht alleine aus Umweltschutzgründen nicht sinnvoll -, sondern eine sinnvolle und angemessene Datengrundlage für Registrierung, Zertifizierung und Monitoring von Projekten zu schaffen.

Die Ausstattung von Projekten ist nicht trivial. Neben Kosten für Hardware und externe Daten wie Satellitendaten kommen viele faktische Umstände dazu (Logistikprobleme, Sicherheitslage vor Ort, Schutz vor Diebstahl der Hardware etc), sodass DMRV ohne lokale Partner de facto nicht möglich ist. Unser Netzwerk in den Projektländern ist für uns aber gerade deswegen ein extremer Wettbewerbsvorteil.

Wie könnt ihr „Schwarze Schafe“ (Stichwort REDD+) ausschließen?

Wir können „Schwarze Schafe“ im Markt nicht ausschließen, Betrugsfälle wird es immer wieder geben – siehe etwa Wirecard im sehr stark regulierten Bankensektor. Für eigene Projekte können wir durch unseren datenbasierten Ansatz sicherstellen, dass Registrierung, Zertifizierung und Monitoring auf tatsächlichen Daten basieren. Dadurch wollen wir Vertrauen in den Carbon-Markt zurückgewinnen, denn Unternehmen müssen sich nicht mehr auf fremde Drittanbieter in zugegebenermaßen schwierigen Märkten verlassen. In Zukunft wird jeder Kunde von uns tagesaktuell sämtliche Daten zum eigenen Carbon Portfolio einsehen können.

Wir haben uns dazu entschieden, bis auf weiteres keine REDD+ Projekte zu unterstützen. Aus unserer Sicht sind auch REDD+ ein sinnvoller Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel, aus bekannten Gründen, die jedoch nichts mit den Projekten an sich zu tun haben, sondern vielmehr mit betrügerischen Aktivitäten, stehen diese jedoch sehr in der Kritik. Selbst wenn es sinnvoll wäre, macht es strategisch und marketingtechnisch keinen Sinn, sich derart zu exponieren und erwartbarer Kritik auszusetzen.

Immer mehr Corporates, u.a. Nestle und Shell, haben sich vom CO2-Offsetting zurückgezogen. Warum seht ihr Offsetting trotzdem als sinnvoll an? Auch wenn anderswo CO2 gebunden wird, es entsteht ja trotzdem Neues, Z.B. in Österreich.

Das sind reine Marketinggeschichten. Blickt man auf vergangene Jahre, so ist die die Zahl der Unternehmen, die sich mit dem Aufbau eines Carbon Portfolios beschäftigen extrem nach oben gegangen (und steigt weiter). Es wird immer wieder vorkommen, dass einzelne Akteure eine andere Position beziehen.

Der Klimawandel ist ein globales Problem, Emissionen orientieren sich auch nicht an Staatsgrenzen. Staaten und Unternehmen sollten weltweit versuchen, Emissionen möglichst zu reduzieren (das ist der erste Schritt in jeder Dekarbonisierungsstrategie). Fakt ist aber auch, dass kein Staat & kein Unternehmen auf der Welt 100% emissionsfrei sein wird (selbst Du & ich verursachen durch unser Leben täglich CO2eq-Emissionen). In Bereichen wo eine 100%-ige Reduktion nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll ist, sind Carbon Credits/Offsetting eine sinnvolle und relativ rasche Möglichkeit, um Projekte zu unterstützen, die Emissionen einsparen oder vermeiden.

Wie funktioniert der Carbon Credit-Handel, wo findet er statt?

Es gibt unterschiedliche CO2-Märkte. Wir befinden uns im so genannten Volontärmarkt, weil keine gesetzliche Verpflichtung besteht. Der Handel erfolgt im Wege der Privatautonomie, wobei auch der Volontärmarkt immer stärker reguliert wird. Das finden wir sehr positiv, denn nur ein transparenter und sinnvoll regulierter Markt, kann Basis für Handel sein.

Shell und Nestlé pfeifen auf CO2-Gutschriften. Das sagt einiges über CO2-Gutschriften.

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