Edge Computing: Wie IoT-Datenmengen künftig bewältigt werden
„Wenn Sie sich eines merken müssen, dann diese beiden Zahlen: 80 und 20.“ Thierry Breton, CEO des französischen IT-Riesen Atos, will mit diesen zwei Zahlen verdeutlichen, welcher Wandel der Industrie bevorsteht. Es geht um so genanntes Edge Computing: Während heute rund 80 Prozent aller Daten zentral in Rechenzentren bzw. in der Cloud verarbeitet werden und 20 Prozent lokal dort, wo sie erfasst werden, soll sich dieses Verhältnis in den nächsten Jahren umkehren.
IoT wird für weitere Datenexplosion sorgen
“Bis 2025 werden 80 Prozent der Daten überall an den Rändern gespeichert und verarbeitet werden”, sagte Breton bei einer Pressekonferenz auf der Pariser Vivatech-Messe. Grund dafür ist die zunehmende Vernetzung von Fabriken oder Shop über das „Internet of Things“. Videokameras, vernetzte Maschinen und Autos – IoT wird laut IDC bis 2025 zu einer Verfünffachung der Datenmengen beitragen. Wurden 2018 weltweit rund 33 Zetabytes produziert, soll das Datenvolumen global bis 2025 auf 175 Zetabytes anwachsen.
Parallel dazu steigt die Zahl der IoT-Geräte und -Maschinen von heute rund 23 Milliarden (2018) auf 75 Milliarden (2025). Diese ungeheuren zu erwartenden Datenmengen brauchen Experten zufolge so genanntes Edge oder Swarm Computing. Weil einfach nicht mehr alles zur Verarbeitung in die Cloud geschickt werden kann, hat Atos den (eigenen Angaben zufolge) stärksten Edge-Server der Welt entwickelt und kürzlich in Paris präsentiert.
Die rechenstarke Kiste namens „BullSequana Edge“ hat die Größe eines klassischen PC-Towers, ist aber um einige Ecken potenter. Sie soll die Datenkommunikation via Radiofrequenzen, WiFi, 4G und 5G unterstützen, bietet mehrere Terabyte an Speicher und ist mit einem Xeon-D-Prozessor mit 16 Kernen ausgestattet. Man könne daran tausende Sensoren (z.B. Überwachungskameras) anschließen, um die IoT-Daten sicher in der Nähe ihres Entstehungsortes zu verarbeiten. „Den Edge-Server kann in ein Auto genauso eingebaut werden wie in eine Bank”, so Breton.
„Nicht das Ende der Cloud“
Edge oder Swarm Computing bedeutet aber nicht, dass die Cloud obsolet wird. “Das heißt nicht, dass die Cloud schrumpft”, so Breton weiter. Es würden weiterhin Daten an zentrale Server gesendet werden, aber wegen der Menge eben nicht alle. Ein Beispiel sind Security-Kameras: Mit Edge-Servern kann lokal das Bildmaterial analysiert werden, und nur wenn es besondere Vorkommnisse gibt, werden diese Bildausschnitte bzw. Auswertungen darüber vom Edge Server an die Zentrale gesendet.
Edge Computing wird also nur im Zusammenspiel mit der Cloud funktionieren, sorgt aber auch für eine Dezentralisierung der Datenverarbeitung. “Das ist nicht das Ende der Cloud und nicht das Ende der Datencenter”, so Breton. “Das Gerät wird natürlich mit der Cloud verbunden sein, aber es erlaubt AI auch, lokal zu laufen.”
Die Kosten für die Reise nach Paris zur Vivatech-Konferenz wurden von Atos übernommen. Vielen Dank für die Einladung!