Eigentlich ein Wertpapier? Streiterei um Ethereum verschärft sich
Ist ETH einfach nur ein Token zum Bezahlen von Transaktionen in einem dezentralen Netzwerk? Oder ist es Ether eher wie eine Aktie eines Unternehmens, die zum Abstimmen über richtungsweisende Entscheidungen befähigt? Wie wird sich diese Situation durch den geplanten Wechsel von Ethereum von Proof of Work zu Proof of Stake verändern? Und überhaupt: Wenn ETH wie ein Wertpapier zu behandeln ist, ist Vitalik Buterin dann der CEO?
Diese Fragen rund um die zweit größte Blockchain der Welt gab es schon immer – jedoch wird diese Diksussion nun in verschärfter Intensität geführt. So hat der in Krypto-Kreisen bekannte Bitcoin-Maximalist Nick Payton in einem Tweet sehr direkt gegen Proof of Stake gewettert. Und meint: „Die Tatsache, dass man über etwas abstimmen kann, um seine Eigenschaften zu ändern, ist ein Beweis dafür, dass es sich um ein Wertpapier handelt“, so Payton. Auch der Buchautor Jimmy Song („Thank God For Bitcoin“) stellte in Frage, ob PoS-Token nicht auch Wertpapiere sind.
Buterin, bekannt als Gründer von Ethereum und dessen Mastermind, konterte Payton sofort. „Es ist erstaunlich, wie einige PoW-Befürworter immer wieder die unverschämte Lüge verbreiten, dass PoS eine Abstimmung über Protokollparameter beinhaltet (das ist nicht der Fall, genau wie bei PoW), und dies wird so oft einfach nicht widerlegt“, so Buterin in der schnellen, harschen Antwort. Er meint, dass die Konsens-Algorithmen von Proof of Work (Bitcoin, noch Ethereum) und Proof of Stake sich diesbezüglich nicht unterscheiden würden.
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SEC-Chef: Nur Bitcoin ist eine „Commodity“
Tatsächlich ist aber festzuhalten, dass die Frage, ob Ethereum als Wertpapier einzustufen wäre, noch nicht restlos beantwortet ist. Gary Gensler, Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC, hat bisher nur gemeint, dass er lediglich Bitcoin den Status eines Rohstoffs („commodity“) zugestehen würde. Im Umkehrschluss würde er also Ethereum diesen Status nicht zusprechen. Und das wiederum kann verunsichern. Man erinnere sich: Ripple wurde von der SEC in Milliardenhöhe verklagt, weil der XRP-Token nicht als Wertpapier bei der US-Behörde angemeldet worden sei. Seit mittlerweile eineinhalb Jahren wogt der Rechtsstreit dazu (mehr dazu hier).
Bitcoin ist gemeinhin als dezentralstes Blockchain-Netzwerk bekannt – das ist eigentlich unstrittig. Dahingegen gibt es bei vielen Altcoin-Blockchains (oft gerechtfertigte) Fragen, ob ein Token nicht einfach nur eine Utility (eine Art Gutschein für eine Leistung, meistens Transaktionen) hat oder nicht doch eher eine Security, also ein Wertpapier, ist.
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Bitcoin-Maximalist:innen haben erwartbare Meinung
Michael Saylor, einer der obersten Bitcoin-Maximalisten der Welt und größter BTC-Investor, hat diesbezüglich auch eine scharfe Meinung. „Ich finde, dass Ethereum ziemlich offensichtlich ein Wertpapier ist. Es wurde durch einen Token-Verkauf (ICO) auf den Markt gebracht, es gab Pre-Mining, es gibt mehrere Hardforks, eine Difficulty-Bomb und so weiter“, so Saylor. „Meiner Meinung nach sind alle Proof-Of-Stake (PoS) basierten Blockchain-Netzwerke als Wertpapiere zu verstehen.“
Am Ende werden es aber nicht Bitcoin-Maximalist:innen und Ethereum-Anhänger:innen entscheiden, welche Status ETH bekommt, sondern die gute alte SEC. Zur Erinnerung: Sie hat 2018 festgehalten, dass sie Ether oder Bitcoin nicht als Wertpapiere behandeln würde. Mit dem Wechsel von Ethereum von Proof of Work zu Proof of Stake könnte nun der Zeitpunkt kommen, an dem sich die Ansicht der Behörde ändert.