Ein Ottakringer Parkhaus ist Testlabor für eine grünere Stadt
Das Parkhaus in der Deinhardsteingasse in Wien-Ottakring ist zu klein geworden. Große SUV kommen nicht mehr um die Kurve, stoßen mitunter sogar an der Decke an. Es wird abgerissen und durch einen Wohnbau ersetzt. Doch bis es so weit ist, sind die Parkdecks Testlabor für die Begrünung der Stadt: Anrainerinnen, Künstler, Architektinnen und Stadtplaner experimentieren hier mit Pflanzen vor und hinter der Fassade, Stadtbienen und Bürgerbeteiligung.
„Wir haben vor der Fassade den Betonboden der Gasse aufgebrochen, um Pflanzen zu setzen. Das ist in Wien eine Premiere“, sagte Hans Jörg Ulreich, der die Garage von der Stadt Wien erworben hat, bei der Eröffnung der „Garage Grande“. Bis mit dem Neubau begonnen werden kann, stellt Ulreich das Parkhaus drei Jahre lang für die Zwischennutzung zur Verfügung, die durch unterschiedlichste Förderungen finanziert wird.
Stadthopfen für das „Deinhardsteiner“-Bier
Dort, wo vor der Fassade der Gehsteigbeton aufgebrochen wurde, wächst unter anderem chinesischer Kletterkiwi und Hopfen. Daraus soll später ein eigenes Bier werden, das „Deinhardsteiner“, verrät Doris Schnepf, die ich mit ihrem Unternehmen Green4Cities um die Bepflanzungen in dem Parkhaus kümmert. Im zweiten Parkdeck stehen Tröge, Blumentöpfe und Hochbeete, in denen Salate, Kräuter und Gemüse wächst.
Mitmachen kann hier jeder und es sind bereits 40 Menschen, die die „Gebietsbetreuung Stadterneuerung“ für das Projekt gewinnen konnte. Die Gebietsbetreuung kuratiert die „Garage Grande“ im Auftrag der Stadt Wien, entscheidet also, welche Dinge hier umgesetzt werden. Jeden Donnerstag, von 15 bis 19 Uhr ist das Team für alle Interessierten vor Ort.
Green4Cities-Chefin: „Meine Vision ist eine richtige Dschungelstadt“
Honig ohne Pestizide
Ein Parkdeck wird bereits von einer Künstlerinnengruppe genutzt, die hier später eine Ausstellung organisieren wird. Auf einem anderen stehen zwei Bienenstöcke Imker Daniel Mitterdorfer will hier Stadthonig herstellen. Der sei oft besser als das Pendant vom Land, da die Bienen keine großen Landwirtschaftsflächen mit Pestiziden anfliegen.
In drei Jahren, so hofft Bauträger Ulreich, sollen Erkenntnisse aus der Zwischennutzung für den neuen Wohnbau verwendet werden. Ob dann auch Pflanzen direkt aus dem Gehsteig wachsen, ist allerdings offen, denn die Genehmigung gab es vorerst nur für eine temporäre Maßnahme. Die Stadt zu begrünen ist oft nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick wirkt – unter Straßen und Gehsteigen verlaufen Rohre und Leitungen und meist muss eine automatische Bewässerung mitgedacht werden.