Business Environment Ranking

EIU-Index 2024: Die größten wirtschaftlichen Aufsteiger der letzten 20 Jahre

Der aktuelle EIU-Index von "Economist Intelligence" zeigt die Top-Performer unter den 82 analysierten Ländern, die sich in den letzten 20 Jahren am stärksten wirtschaftlich verbessert haben. © Canva
Business Environment Ranking. © Canva Pro
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Das Geschäftsumfeld in Vietnam, Serbien und Rumänien hat sich laut dem EIU-Index von „Economist Intelligence“ in den letzten zwanzig Jahren am stärksten verbessert. Seit fast drei Jahrzehnten bewertet der Index Unternehmensstandorte und will damit aufzeigen, wie attraktiv das jeweilige Land für Investor:innen ist. Folgende Länder haben es in das Top-Ten-Ranking geschafft.

Osteuropa, Naher Osten und Nordafrika auf Überholspur

Bei dem EIU-Index handelt es sich um eine Langzeitstudie, die die Attraktivität des Unternehmensumfelds in 82 Ländern und Gebieten misst. Untersucht wurden 91 Indikatoren aus 11 verschiedenen Kategorien: politisches Umfeld, makroökonomisches Umfeld, Marktchancen, Politik für freies Unternehmertum und Wettbewerb, Politik für Auslandsinvestitionen, Außenhandel und Devisenkontrollen, Steuern, Finanzierung, Arbeitsmarkt, Infrastruktur und technologische Bereitschaft.

© The Economist Intelligence Unit 2024
© The Economist Intelligence Unit 2024

Vietnam bewegt sich Richtung Westen

Das Land, das den größten Sprung im Ranking hingelegt hat, ist Vietnam. Als Gründe dafür werden die Einführung einer liberalen Handelspolitik, sinkende Betriebskosten für ausländische Unternehmen und umfangreiche öffentliche Investitionen in Human- und Sachkapital genannt. Vietnam soll auch stark von der China+1-Politik profitiert haben. Dabei geht es um eine Diversifizierung der globalen Lieferketten – weg von China. Ebenso wurde die Beziehung zum Westen vertieft, was sich positiv auf die wirtschaftlichen Beziehungen zu den wichtigen Exportmärkten der USA und der EU ausgeschlagen hat.

In den nächsten fünf Jahren wird sich das wirtschaftliche Umfeld Vietnams durch Freihandelsabkommen, niedrige Löhne und große Marktchancen besser entwickeln als bei Wettbewerbern wie Indonesien und Thailand. Allerdings wird Vietnam bei der institutionellen Effizienz der Regierung weiterhin hinter diesen Ländern zurückbleiben. Für Unternehmen bedeutet das bürokratische Hürden, trotz der anhaltenden Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung.

Serbien: Infrastruktur hat sich stark verbessert

An die zweite Stelle im Ranking hat es Serbien geschafft. Die Bewertung seiner Indikatoren fiel ursprünglich relativ niedrig aus, da die Wirtschaft durch den Jugoslawienkrieg und die damit einhergehenden Sanktionen stark geschädigt war. Seit Anfang der 2000er Jahre konnte sich Serbien allerdings aus seiner internationalen Isolation sowie den auferlegten Wirtschaftssanktionen lösen. Ein verstärkter Handel mit der Europäischen Union war die Folge. Heute ist Serbien EU-Beitrittskandidat und profitierte von recht großzügigen Finanzmitteln der EU und von China. Die finanziellen Mittel dienen zur wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklung des Landes. Laut dem EIU-Index hat sich die serbische Infrastruktur verbessert und wird bis 2028 weiter ausgebaut.

Rumänien, Kroatien und Polen profitieren vom EU-Beitritt

Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Rumänien haben sich seit seiner EU-Mitgliedschaft ab 2007 verbessert. Der nationale Rechtsrahmen hat sich laut Economist Intelligence verstärkt, da die Regierung verpflichtet ist, die EU-Gesetzgebung in nationales Recht umzusetzen. Ebenso hat Kroatiens EU-Beitritt im Jahr 2013 und die Einführung des Euros 2023 zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen.

Polen ist seit 2004 Teil der EU, zählt als größter Nettoempfänger von EU-Mitteln und konnte in den letzten Jahren „massive Verbesserungen des Unternehmensumfelds“ verzeichnen – ebenfalls hauptsächlich durch seinen EU-Beitritt. Die empfangenen Mittel sind an Auflagen der EU geknüpft und haben laut Economist Intelligence zu einem positiven institutionellen Wandel, einem Rückgang der Korruption und einer höheren Effizienz der Bürokratie geführt. Ausschlaggebend waren hier außerdem Polens große und diversifizierte Wirtschaft, eine Vielzahl an qualifizierten Arbeitskräften und seine hervorragende geografische Lage in Mitteleuropa.

Stifter-Fieber unter Scale-up-Gründer:innen

Türkei: Verbesserung der globalen Lieferkette

Auch die Türkei zählt zu den Top-Ten-Aufsteigern im Business Environment Ranking. Sie ist heute wesentlich besser in globale Lieferketten integriert, dank der Zollunion mit der EU (ohne Zypern) und mehreren Freihandelsabkommen. Die Qualität des türkischen Arbeitsmarktes soll sich durch Bildungsreformen in den letzten 20 Jahren verbessert haben. Gleichzeitig sei die technologische Bereitschaft gestiegen, erkennbar an einer steigenden Internetnutzung, der Verabschiedung von Gesetzen, institutionellen Regelungen zur besseren Regulierung des digitalen Raums und der internationalen Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Cyberkriminalität.

Marokko profitierte vom wirtschaftlichen Umstrukturierungsprogramm

Marokko hat seinen vierten Platz im Ranking dem wirtschaftlichen Umstrukturierungsprogramm zu verdanken, das die Regierung seit Anfang der 2000er Jahre verfolgt. Dieses verfolgt seitdem das Ziel, den Lebensstandard anzuheben, die Arbeitslosigkeit zu senken und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. In den letzten Jahren hat sich das Land bemüht, ausländische Investor:innen anzuziehen. Dafür wurden folgende Maßnahmen getroffen: Einschränkung des bürokratischen Aufwands und der Korruption, Modernisierung des Finanzsystems und der Telekommunikation sowie Privatisierung der Wasser- und Stromversorgung.

Saudi-Arabien verfolgt Investmentstrategie „Vision 2030”

Seit Ende der 2010er Jahre bemüht sich das Land, sein historisch und rechtlich schwaches Unternehmensregulierungsklima an internationale Standards anzupassen. Im August 2024 wurde ein neues Investitionsgesetz beschlossen, das 2025 in Kraft treten soll. Sein Ziel ist, den rechtlichen Rahmen für Investitionen in das Königreich zu modernisieren. Das Gesetz sei ein wichtiger Teil der saudi-arabischen Strategie „Vision 2030“, die das Investitionsklima verbessern und ausländische Investor:innen anziehen soll.

Israel: durch starken Hightech-Sektor beliebt bei Investor:innen

Das israelische Geschäftsumfeld hat sich durch makroökonomische Verbesserungen und (Steuer-)Reformen seit den 2000er Jahren gestärkt. Das Ergebnis: eine wachsende High-Tech-Industrie sowie ein Anstieg der Waren- und Dienstleistungsexporte. Außerdem haben sich die ausländischen Direktinvestitionen erhöht, die wiederum hohe Steuereinnahmen mit sich brachten. Politische Veränderungen und das Risiko eines langwierigen Krieges könnten jedoch das Wirtschaftswachstum und das Investorenvertrauen, insbesondere im High-Tech-Sektor, gefährden.

Peru: Bergbau, Infrastruktur und Agrarwirtschaft

Peru ist der einzige lateinamerikanische Top-Performer im EIU-Index. In den letzten zehn Jahren soll eine konsequente orthodoxe Politik und eine marktfreundliche Wirtschaft das Unternehmensumfeld gestärkt haben. Das Resultat laut dem Index: Gesetzliche und administrative Vorgaben für Unternehmen wurden vereinfacht sowie Bürokratie abgebaut. Alle peruanischen Regierungen sollen die Privatwirtschaft und ausländische Investitionen, insbesondere in den Bereichen Bergbau, Infrastruktur und Agrarwirtschaft kontinuierlich unterstützt haben.  Trotz anhaltender politischer Instabilität und Ineffektivität erwartet Economist Intelligence, dass das peruanische Geschäftsumfeld für Investor:innen attraktiv bleibt.

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